Von Murmansk zum Nordkap

Mit einem Hund nach Norwegen

 

Die größte bürokratische Hürde auf unserer MuNo-Tour war übrigens unser geplanter Grenzübertritt von Russland nach Norwegen mit Hund. 

 

Die norwegische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Norwegian Food Safety Authority / NFSA) hat auf ihrer Webseite eine ausführliche, englischsprachige Beschreibung der Voraussetzungen für die Einreise aus einem Drittland, wozu Russland gehört, veröffentlicht. Damit Vanja mitkommen darf, benötigt sie 24 - 120 Stunden vor Einreise eine Wurmkur, welche von einem Tierarzt im Heimtierausweis bestätigt wird. 

 

Nach einer kurzen, unkomplizierten Emailkommunikation mit der Behörde für Lebens-mittelsicherheit, erfahren wir dass wir vor unserem Grenzübergang dort anrufen und uns anmelden sollen. An der Grenze in Storskog kurz vor Kirkenes selbst ist nicht permanent ein Tierarzt und damit wir nicht so lange warten müssen, sollen wir uns anmelden. Einmal 48 Stunden vorher anrufen und dann noch mal eine Stunde bevor wir da sind. 

 

Wer ebenfalls mit seinem Hund nach Norwegen einreisen möchte, schaut sich hier am besten einmal die Voraussetzung an:

 

Webseite: https://www.mattilsynet.no/language/english/animals/travelling_with_pets

 

Wer Fragen hat, kann sich einfach per Email an die NFSA wenden. Wir haben eine hilfreiche und dazu eine sehr schnelle Antwort erhalten.

 


Ausreise nach Norwegen

Montag, 11.06.2018

 

Heute heißt es nun Abschied nehmen von Russland. Wie immer fällt es uns schwer. Es war doch wieder einmal sehr nett hier, die Menschen so freundlich und auch die Übernachtungen haben alle gut geklappt. Vielleicht ein wenig frisch und regnerisch, aber das wird uns wohl auf der anderen Seite der Grenze ebenfalls noch begleiten.

Nach unserer diesjährigen Erfahrung ist die Russland Nordtour übrigens eine ideale Einsteigerreise für Russland Neulinge. Die Landstrecke lässt sich wirklich gut fahren und es gibt in akzeptabler Entfernung versorgte Stellplätze. 

 

Unsere letzten Kilometer auf russischer Straße werden begleitet von einem ordentlichen Regen, na ja. Viel zu sehen ist hier auch nicht mehr, ein Großteil entlang der Landstraße ist Militärgebiet und so kommen wir durch so Orte wie „Sputnik“ oder „km 18“. Also einfach immer schön weiterfahren. 

 

Hinter Petschenga legen wir nochmal eine Pause ein und besuchen dort das Kloster Svyato-Troitskiy Trifonov Monastyr. Das Kloster liegt 17km von Petschenga entfernt, nahe des Dorfs Luostari. Im Eingangsbereich am Parkplatz gibt es eine Plakatausstellung zur Geschichte des Klosters. Das Männerkloster wurde mehrfach zerstört und wieder aufgebaut. In seiner heutigen Form ist es nun seit zwanzig Jahren wieder in Betrieb und es ist sichtbar, dass hier noch weiter gebaut wird. 

 

Kloster nahe Petschenga

Grenzübergang Russland - Norwegen

Die letzten 60 km bis zur Grenze vergehen wie im Flug und schon stehen wir vor dem ersten Schlagbaum. Vorher gab es übrigens auch schon zwei Kontrolle unterwegs, einfach Pässe vorzeigen, ein Blick ins Auto werfen und schon ging’s weiter. Hier nun werden wir gebeten auf den Vorplatz zu fahren und dann mit unseren Dokumenten auszusteigen und ins Kontrollhaus zu gehen. Gemeinsam mit uns sind vielleicht zehn PKWs hier versammelt. Schnell rufen wir noch auf norwegischer Seite beim Veterinäramt und kündigen uns, wie oben beschrieben, an. Auch jetzt klappt die Kommunikation wieder unproblematisch auf Englisch. 

 

Die Stationen sind jetzt umgekehrt wie bei der Einreise, erst Zollerklärung für’s Auto abgeben, dann Passkontrolle. Als wir unseren Hund erwähnen, werden wir gebeten diesen ebenfalls reinzuholen damit der Veterinär ihn sich angucken kann. Der freundliche Beamte kontrolliert Vanjas Pass, liest ihren Chip aus und trägt sie in sein dickes Buch ein. Wir sind erleichtert! Jetzt müssen wir lediglich Vanja noch verzollen. Das hatten wir vorher noch nie! Und so füllen wir eine neue Zollerklärung aus und tragen auf der Rückseite folgendes ein:

  • 1 Stück Neufundländer „Vanja“
  • Passnummer & Chipnummer
  • Gewicht: 45 kg
  • Wert: 500 Euro

Keine Ahnung was unser Hund nun für den Zoll wert ist, für uns hat sie ja eher einen ideellen Wert. Aber die Beamten sind zufrieden und es wird fleißig gestempelt. Leider verbleibt das Dokument vor Ort. Schade, das wäre ein schönes Souvenir gewesen.

 

Nachdem wir dann auch die menschliche Passkontrolle geschafft haben, geht’s weiter zur Fahrzeugkontrolle. Und hier nehmen die Beamten es doch sehr genau. Wir öffnen ziemlich viele Klappen und anscheinend suchen sie nach Drogen und Medikamenten. Wir geben mal wieder unseren „Opferbeutel“ – Vanjas Hundemedikamente, die man eh überall bekommt – ab und schon werden diese studiert. Es geht alles sehr korrekt ab und die Beamten sind auch nicht unangenehm, gehört ja zu ihrem Job, und es wird hier sogar ein wenig Englisch gesprochen. 

 

Auf norwegischer Seite heißt es dann ebenfalls aussteigen, ab in Zollhäuschen und Pässe und Fahrzeugschein vorzeigen. Die Verständigung geht problemlos auf Englisch und der Beamte meint dass wir wohl Glück mit dem Wetter am Nordkap haben werden, es soll besser werden. Jetzt geht’s noch zum Veterinär, der mich bittet in seinem Raum Platz zu nehmen, denn das Ausstellen der Papiere dauert etwas länger. Währenddessen unterhalten wir uns nett und nach rund 20 Minuten hat Vanja auch einen prima abgestempelten Pass. Super! Die Sorge, dass wir hier an der Grenze sowohl auf der russischen als auch auf der norwegischen Seite Schwierigkeiten haben könnten, war unbegründet. Dazu entfiel auch noch die Fahrzeugkontrolle und die Thematik, dass unser Kennzeichen gestohlen sein könnte, kam auch nicht dran. Alles in allem sind wir nach guten anderthalb Stunden drüben und nun geradewegs Richtung Nordkap unterwegs. 

 

Die Landschaft verwandelt sich von waldreicher Gegend nach und nach wieder Richtung Geröll und niedrigem Besuch, dazu tauchen immer mal wieder restliche Schneefelder auf und die Temperatur liegt bei 2,5°C. Immerhin hat es aufgehört zu Regnen. Kirkenes, die erste Stadt in Norwegen, haben wir übrigens nicht besucht sondern lediglich zum Einkaufen genutzt. Auffallend ist allerdings plötzlich die Anzahl an Wohnmobilen, die uns hier begegnen. Es ist nicht wirklich viel Verkehr auf der Landstraße, sodass gefühlt jedes zweite Fahrzeug ein Wohnmobil ist. Anscheinend fahren diese alle einmal bis Kirkenes und drehen dann wieder um!

 

Die ersten Campingplätze, die wir anfahren, erscheinen uns nicht wirklich attraktiv und so bleiben wir einfach nahe Lakselv auf einem geschotterten Parkplatz an einem kleinen Fischerhafen über Nacht stehen. Es ist ruhig, lediglich ein paar Fischer kommen und gehen.

 

Erste Kilometer in Norwegen


Ab zum Nordkap

Dienstag, 12.06.2018

 

Wir haben gut an „unserem“ Hafen geschlafen und machen uns auf den Weg weiter gen Norden. Das Wetter ist hauptsächlich bewölkt und so sieht es gerade auf den Fotos später doch sehr grau alles aus. Sobald die Sonne aber durch die Wolken blitzt, sieht es schon toll aus. Das Wasser glitzert und kleine Fischerboote sind unterwegs. Dazu sehen wir unsere ersten Rentiere, die allerdings recht fix vom Straßenrand weg sind. 

 

Unterwegs zum Nordkap

 

Immer wieder überholen wir schwer bepackte Fahrradfahrer die unterwegs zum Nordkap sind. Alle Achtung! Besonders durch die verschiedenen Tunnel ist die Fahrt bestimmt nicht gerade angenehm. Auf der Nordkap Insel angekommen kaufen wir im Hauptort Honningsvag, von uns liebevoll in Honigmond umgetauft, noch einmal ein und legen dann die letzten Kilometer zum Nordkap zurück. 

 

An der Schranke zahlen umgerechnet 55 Euro für 24 h Aufenthalt. Keine wirklich günstige Übernachtung, aber ich möchte unbedingt hier oben für die Nacht bleiben. Und wir haben ja mehr oder weniger Glück mit dem Wetter, es ist zwar eisig kalt und ein ordentlicher Wind bläst uns um die Ohren, aber kein Nebel in Sicht. Lediglich zwischendurch hagelt und schneit es ein wenig. Da ist es ganz gut dass wir uns zwischendurch den Panoramafilm im Nordkap-Zentrum angucken, hier gibt’s gemütliche Kinosessel und es ist warm. Und wir erfahren glatt, dass die Rentiere hier per Schiff auf die Insel gelangen. Ich hatte mich schon gewundert, ob die wohl irgendwie durch den sieben Kilometer langen Tunnel getrieben werden.

 

Die Zeit hier oben vergeht wie im Flug. Immer mal wieder spazieren wir durch die Gegend und sobald es die dicken Wolken wieder um uns herum ziehend, machen wir es uns im Wind wackelnden Wohnmobil gemütlich. Nach anderen Erfahrungsberichten scheinen sich die Menschenmengen heute tatsächlich noch in Grenzen zu halten. Klar, sobald ein, zwei Busse ankommen, wird es rings um die Weltkugel ein wenig wuselig aber ansonsten sind immer nur ein paar Touristen unterwegs. Vanja ist wieder einmal der Heldenhund und wird gelobt wie sie so schön artig sitzen bleibt, während ich Fotos von ihr mache. 

 

Wir sind am nördlichsten und kältesten Punkt unserer Reise angekommen! Und die Mitternachtssonne scheint. Jippieh!

 

Am Nordkap



Mit ♥ für euch geschrieben