Zum Polarkreis und nach Murmansk

Planung

Von den Solowetzky Inseln wollen wir immer weiter gen Norden fahren und werden auf der Reise den Polarkreis überqueren. Von dort aus geht es dann nach Murmansk, welches etwas kleiner als unsere Heimatstadt Münster ist. Je nach Gemüts- und Wetterlage planen wir noch einen Abstecher nach Teriberka, einem kleinen Fischerort, direkt an der Barentsee. 

 

Wikipedia Murmansk: https://de.wikipedia.org/wiki/Murmansk

Wikipedia Teriberka: https://ru.wikipedia.org/wiki/Териберка_(село) (russisch)

 


Mit dem Wohnmobil nach Murmansk

Freitag, 08.06.2018

 

Heute früh findet hier auf dem Platz der gleiche Trubel statt, wie vermutlich jeden Tag in der Saison. Ich beneide die Reisenden nicht wirklich über die anstehende Überfahrt auf die Insel, aber vielleicht haben sie ja heute Glück und die See ist ruhiger.

 

Wir machen uns auf den Weg zurück zu unserer tipptopp Landstraße gen Norden und kommen wieder ausgesprochen gut voran. Wir überqueren den Polarkreis und machen wie alle anderen ein paar Fotos. Im Gegensatz zum LKW am Standstreifen, dessen Fahrer bei laufendem Motor erst mal ein Stativ samt Kamera aufbauen, allerdings nicht ganz so professionell. Wir treffen hier außerdem einen Schweizer, der mit seinem Toyota samt Wohnkabine ebenfalls unterwegs zum Nordkap ist. Mal gucken, ob wir uns wieder sehen.

 

Eigentlich hatten wir ja einen Zwischenstopp in Kandalakscha angepeilt. An einem Yachthafen soll es beim Restaurant Prichal Nr. 1 die Möglichkeit zur Übernachtung mit dem Wohnmobil geben (Vor dem Abzweig zum Ort auf der linken Seite auch noch eine Tourbaza). Allerdings kommen wir so gut voran, dass wir uns den Zwischenstopp sparen und lieber einen Puffertag zusätzlich haben. Hinter Kandalakscha wird es übrigens deutlich hügeliger und somit ein wenig abwechslungsreicher. Wer ein wenig mehr Zeit mitbringt könnte übrigens noch einen Abstecher in die Berge machen (Apatity, etc.), die schneebedeckt in der Sonne glitzern. Am Abzweig nach Apatity steht übrigens eine buddhistische Stupa an der Kreuzung und erinnert uns an unseren Aufenthalt in Elista, dem buddhistischen Zentrums Russlands, auf unserer Baikalstan Tour im letzten Jahr.

 

Überquerung des Polarkreises

 

In Murmansk angekommen fahren wir direkt zum Hotel Ogni Murmanska, auf Deutsch übersetzt „Die Feuer von Murmansk“, welches oberhalb der Stadt liegt. Damit zwar deutlich außerhalb unseres üblichen gerne genommen Übernachtungsumfelds, aber wir wollen hier ver- und entsorgen. An der Rezeption wird ein wenig englisch besprochen und das Übernachten von Wohnmobilen ist, dank der Gruppenreisen die hier Station machen, durchaus bekannt. Und so zahlen wir 1200 Rubel, umgerechnet 16 Euro, und bekommen eine kurze Einweisung wo sich was befindet. Der asphaltierte Parkplatz liegt hinter dem Hotel, bietet zahlreiche Steckdosen, Frischwasser und ein Gully befinden sich am anderen Ende. Alles in allem für russische Verhältnisse eine gute Ausstattung. Dazu stellen wir fest, dass auch noch ein Bus mehrfach täglich nach unten in die Stadt fährt. Wer den nutzen möchte, sollte vorab mal gucken lediglich mal gucken wohin er genau fährt – wir haben es nicht ausprobiert. Im Winter lässt sich übrigens am Hang hinter uns Skifahren und im Sommer kann man hier Grillhütten mieten. 

 

Wir grillen einfach direkt neben unserem Wohnmobil und ignorieren mal, dass scheinbar unser Ladegerät, welche unsere Bordbatterie mit Landstrom versorgt, durchgebrannt ist. Irgendwie tat’s die Stromzufuhr ja auch schon am Fähranleger in Kem nicht, da hatten wir’s aber noch auf deren Elektroinstallation geschoben. Kein schöner Defekt, aber solange das Laden beim Fahren noch funktioniert, nur halb so wild. 

 

Stellplatz in Murmansk am Hotel Ogni Murmanska

Adresse: Ulitsa Ogni Murmanska, 1, Murmansk, Murmanskaya oblast', Russland, 183052

GPS: 68.93149, 33.14281

Webseite: https://ognimurmanska.ru 

 

Übernachtung am Hotel Ogni Murmanska 


Erst zum Tierarzt und dann ans Meer

Samstag, 09.06.2018 

 

Für die Einreise nach Norwegen benötigt Vanja hier eine Wurmkur und diese auch schön im Heimtierausweis von einem Tierarzt eingetragen. Wir entscheiden uns für eine Murmansk City Veterinary Clinic im Zentrum der Stadt. Gesucht und gefunden. Von der Rezeption werde ich zum Zimmer 10 am Ende des Gangs geschickt. Wir sind wohl richtig hier. Es sind schon etliche andere Hunde da, also hinsetzen abwarten. Eine Tierärztin kommt zwischendurch raus und auch sie kennt dies für die Grenze. Super! Nach rund anderthalb Stunden sind wir mit den passenden Stempeln wieder raus und rufen direkt noch beim norwegischen Veterinäramt in Kirkenes an und kündigen uns für übermorgen an. Das klappt super auf Englisch!

 

Murmansk City Veterinary Clinic / Мурманская городская ветеринарная лечебница

Adresse: Ulitsa Knipovicha, 51А / ул. Книповича, 51А

GPS: N 68.958464 E 33.094254

Webseite: www.mosbbg.ru

Öffnungszeiten: http://www.mosbbg.ru/подразделения/адреса-веткабинетов (ggfs. Änderung bei Feiertagen beachten)

 

Tierklinik in Murmansk

 

Das Wetter hat sich ein wenig aufgelockert und so verlassen wir die Stadt und machen uns auf den Weg in den kleinen Ort Teriberka an der Barentsee. Vorab hatten wir erfahren, dass die Straße nicht die beste sein soll und sind dann positiv überrascht dass von den 110 km Gesamtstrecke nur 35 km geschottert sind. Die letzten 5 km bis zum Dorf übrigens netterweise wieder asphaltiert. Wir haben hier oben die Baumgrenze hinter uns gelassen und da der Schnee noch nicht allzu lange weg ist, sieht es doch recht karg aus. Dennoch ist der Blick über den Berge und diversen Seen hier sehr hübsch. 

 

Unterwegs nach Teriberka

 

In Teriberka angekommen landen wir als erstes bei einem auffallend neugebauten Ge-bäude, an dessen Ecke ein Schild „Touristikinformation“ hängt. Der angebaute Container ist zwar gerade nicht geöffnet, aber anscheinend gibt es doch den Bedarf für ihn. Das Dorf besteht ansonsten auf den ersten Blick aus diversen Holzhäusern, deren Baujahr schon um einiges zurück liegt. Dazwischen führen mehr oder weniger feste Pisten querfeldein. Im Vergleich zu hier kommt uns das Dorf auf Solovetzky doch recht fortschrittlich vor. Alles immer eine Frage des Vergleichs.

 

Wir folgen dem Pfeil „Teribersky Beach Camp“ Richtung Strand. Das dortige Restaurant ist laut Schild derzeit geschlossen und wir werden auf die geschotterte Fläche nebenan verwiesen. Gar nicht so schlecht! Schnell verlassen wir das Wohnmobil und stehen am breiten Strand an dem die Wellen der Barentsee sich brechen. Waoh! Das ist schon echt cool hier zu stehen. 

 

Erster Eindruck in Teriberka

 

Von unserem netten Standplatz hinter dem verlassenen, norwegischen Wohnwagen werden wir leider später verscheucht. Hier soll gleich ein Traktor kommen, der die Fläche weiterbearbeiten wird. Für 1000 Rubel hätten wir aber nebenan im Sand stehen bleiben dürfen, das erschien uns aber weder erstrebenswert noch gerechtfertigt für nichts außer Sand. Merkwürdige Typen waren das außerdem. Und wenn das Bauchgefühlt nicht passt, fahren wir lieber woandershin.

 

Also holpern wir über die ausgefahrene Piste wieder zurück zur Brücke und sprechen auf dem Weg ein paar Männer an, die gerade dabei sind neue Hütten aufzubauen. Und siehe da, wir sind bei Igor und seinem Hüttencamping „Teriberka Tur“ gelandet. Sehr sympathisch und auch ein wenig englisch sprechend. Er zeigt uns seinen Platz, der haupt-sächlich im Winter von Touristen zur Beobachtung von Nordlichtern besucht wird. Witzig, damit hätten wir jetzt nicht gerechnet. Dafür werden gerade auch noch bessere Hütten mit Isolierung für – 40°C gebaut. In jeder Hütte gibt es einen kleinen Aufenthaltsraum mit Tisch, Stühlen, Kochnische und einen Schlafraum mit zwei Doppelstockbetten. Gut gemacht! Ansonsten gibt’s hier auf dem Platz für uns die beste Dusche seit langem, eine Banja und auch eine Waschmaschine steht für die Gäste zur Verfügung. 

 

Wer also mal Nordlichter von russischem Boden aus beobachten möchte, kann sich gerne an Igor wenden. 

 

Webseite: http://teriberkatur.ru

Lage: https://goo.gl/maps/cKFDJruqKB42

 

Wir dürfen direkt vorne auf einer Wiese stehen, zahlen 500 Rubel dafür und hätten auch noch Strom anschließen können (wenn nicht unser Ladegerät den Geist aufgegeben hätte). 

 

Einer der beiden Hunde von Igor hat sich prompt direkt in Vanja verknallt und weicht ihr nicht mehr von der Seite. Irgendwie stößt dies aber seitens Vanja nicht auf Gegenliebe. Sobald wir im Wohnmobil sitzen, heult er nun vor der Tür und beim Spaziergang kommt er einfach mit. Ein wenig anstrengend zwar, aber irgendwie auch niedlich. 

 

Nebenan baut Igor gerade einen riesigen "Wohnwagen". Da hier kein Bauland ausge-wiesen wurde, hat er sich entschieden seine Hütte auf Räder zu stellen. Noch ist's nicht ganz fertig, aber der erste Eindruck ist schon ziemlich cool!

 

Stellplatz Teriberka Tur

 

Das Dorf Teriberka besteht ansonsten aus einigen bewohnten Häusern, ziemlich vielen verlassenen Häusern, Fischerbooten, einige davon zersetzen sich langsam im Meer-wasser, einem Haufen Autowracks und einem langen Sandstrand. Das hat schon seinen ganz besonderen Charme hier, irgendwie ein Dorf zwischen gestern und heute. 

 

Im Ortszentrum gibt es übrigens eine Plakatausstellung zur Entwicklung, die hier vor Ort geplant ist. Alte Gebäude sollen weichen und dafür der Tourismus mit Hütten weiterentwickelt werden. Leider steht nirgendwo in welchem Zeitraum dies realisiert werden soll. Dazu gibt es noch diverse Plakate über eine amerikanische Studie, in der der Umzug eines Dorfes in Alaska aufgrund des Auftauens des Permafrostbodens beschrieben wird. Das ist hier vermutlich auch ein relevantes Thema. 

 

Rundgang durch Teriberka

Auf dem letzten Foto oben ist die inzwischen geschlossene Dorfkirche zu sehen. Als ich mir diese von allen Seiten angucke, werde ich von einer älteren Frau angesprochen. Ich verstehe zwar nur ein Bruchteil davon was sie mir erzählt, Hochzeit, Beerdigung, Gottesdienst oder Glaube, ihre Schwester, ihr Kater, Sonne und Schnee. Sätze, die zwar für mich keinen Zusammenhang ergeben, aber das macht ihr nichts und mir auch nicht. Es fühlt sich sehr herzlich an.

 

Wir schlendern gleich mehrfach durch’s Dorf und machen es uns dann einfach im Wohnmobil gemütlich, denn es ist leider doch recht frisch draußen. Nur sobald die Sonne durch die Wolken lugt, wird es angenehm und das Licht der Mitternachtssonne ist wirklich toll.  

 

Abendstimmung in Teriberka 


Zurück nach Murmansk

Sonntag, 10.06.2018 

 

Wir verabschieden uns von Igor und machen uns auf den Rückweg nach Murmansk. Hier wollen wir noch eine Nacht bleiben bevor es dann weiter nach Norwegen geht. Erst aber holpern wir die Schotterpiste wieder zurück. 

 

Rückweg von Teriberka

 

In Murmansk angekommen geht es zuerst am Hafen zum Atom-Eisbrecher Lenin, der hier als Museumsschiff vor Anker liegt. Im Rahmen einer Führung, die anscheinend startet sobald ausreichend Besucher zusammen sind, lässt sich dieser besichtigen. Unser Rundgang dauert ca. eine Dreiviertelstunde und kostet 500 Rubel. Viel verstehen ist zwar mal wieder nicht, aber einzelne Fragen werden auch auf Englisch beantwortet. Ob man den Eisbrecher wirklich von innen gesehen haben muss, weiß ich nicht so. Es war zwar ganz interessant aber irgendwie fand ich es doch etwas beklemmend.

 

Zurück an der frischen Luft hat gerade das Passagierschiff „Klavdia Yelanskaja“ angelegt, welches die auf der Kola Halbinsel liegende, geschlossene Stadt Ostrovoi mit Murmansk verbindet. Die Stadt ist nur mit dem Schiff erreichbar. Sehr spannend wie hier die Autos per Kran auf dem Laderaum gehoben werden.

 

Eisbrecher Lenin im Hafen

 

Zur Übernachtung steuern wir diesmal das zentralgelegene Hotel Azimut an. An der Rezeption fragen wir nach ob wir hier übernachten dürfen. Nach einigen Telefonaten kommt der Hotelmanager und entscheidet, dass dies natürlich geht. Eine Nacht ist kein Thema und so bekommen wir von ihm auch direkt eine Ecke auf dem Vorplatz zugewiesen. Dazu noch die netten Hinweise, dass morgen aufgrund des bevorstehenden Feiertags ein Teil der Straßen gesperrt sein werden und wir anders wieder rausfahren sollen. Cool! Wieder einmal ein sehr freundlicher Empfang und völlig unkompliziert.

 

Wir spazieren eine Runde durch’s Zentrum, lauschen den Straßenmusikern an der Ecke und statten dem kleinen Denkmal für den Kabeljau, dem Stadtfisch von Murmansk, noch einen Besuch ab. 

 

Wir können Russland noch nicht verlassen ohne eine Pizza hier gessen zu haben. Diese wird nur hier mit so viel frischem Dill belegt. Glücklicherweise finden wir dafür ein paar Straßen weiter eine unscheinbare Kneipe. Es sind zwar nur vier verschiedene zur Auswahl, aber das reicht ja. Ähnlich wir in Frankreich der Flammkuchen, werden unsere zwei prompt auch nacheinander serviert. Beide sind ordentlich mit Dill bestreut und lecker, wobei uns die mit den Krabben eindeutig besser schmeckt als die Salami belegte. 

 

Spaziergang durch Murmansk



Mit ♥ für euch geschrieben