14. Juni 2011


Über Odessa in die Republik Moldau

 

Wir werden wieder früh von der Sonne geweckt, die bereits unsere Womo in eine heiße Blechkiste verwandelt hat. Und so kühlen wir diese schnell mit dem Fahrtwind und folgen unser Landstraße immer weiter gen Westen. Hinter Odessa fahren wir noch mal am schwarzen Meer entlang und biegen dann in Belgorod-Dnjestrowski Richtung moldawische Grenze ab.

 

Die Strecke in die Republik Moldau hier entlang ist zwar deutlich länger aber dafür kommen wir nicht durch das Gebiet von Transnistrien. Dies ist ein abgespaltener Landesteil, der sich selbst verwaltet mit eigener Regierung, Geld und allem was sonst so dazu gehört, aber von keinem anderen Land bisher anerkannt wurde. Bei unserer Reisevorbereitung haben wir zwar gelesen, dass eine Einreise als Tourist durchaus möglich ist, aber irgendwie scheint uns das Ausprobieren ob dem wirklich so ist nicht unbedingt als erstrebenswert. Und so nehmen wir den Grenzübergang Starokasatsche ca. 40 km nördlich von Belgorod-Dnjestrowski. Erster Eindruck ist: hier ist nichts los. Wir dürfen direkt zur Kontrolle fahren, erst einmal zur ukrainischen. Wir geben unsere Papiere ab und unser Auto wird einmal angeguckt. Bei weitem nicht so ausgiebig wie bei der letzten Grenze. Für Ceddy gibt es diesmal auch eine Station, aber natürlich wieder ohne Hund und dank Verständigungsproblemen auch ohne etwas bezahlen zu müssen. Zusätzlich wird hier auch unsere Fahrgestellnummer mit dem Fahrzeugschein abgeglichen und zwar nicht nur mit der im Motorraum, sondern auch mit der im Innenraum (von der Jessi gar nicht wusste, dass es die auch noch gibt).

 

Nachdem die erste Seite geschafft ist, wir haben zumindest einen schicken Ausreise-Stempel im Reisepass, geht es weiter auf die moldauische Seite. Hier begrüßt uns ein schicker blauer moderner Neubau, dessen Anblick irgendwie irritierend ist. Zusätzlich sind wir verblüfft, denn die Grenzbeamten sprechen ein wenig englisch und so sind alle Fragen schnell beantwortet. Zum Abschluss der Kontrolle müssen wir noch bei der im Gebäude untergebrachten Bank eine Umweltgebühr entrichten. Zwei Tage kosten 37,5 moldauische Lei, was etwas mehr als 2 Euro sind. Zusätzlich können wir bei der Bank direkt unsere noch vorhandenen Rubel in Landeswährung tauschen. Einen Zahlbeleg der Umweltgebühr bekommt der Grenzbeamte, den zweiten behalten wir und sollen wir gut aufbewahren, falls wir kontrolliert werden. Und schon sind wir in einem neuen Land, wo wir vorher noch nicht waren. Nicht einmal eine Stunde haben wir dafür gebraucht.

 

Die Landstraße Richtung Chisinau, der Hauptstadt der Republik Moldau, ist zunächst wirklich gut zu fahren. Bis wir dann mal wieder eine kleine Abkürzung versuchen und uns auf gelbe Straße wagen. Und da wir den Weg nicht so recht finden, sind wir kurz drauf auch schon auf kleinen Schotterstraßen unterwegs. Hier ist es doch sehr ländlich. Neben Schlaglöchern weichen wir auch den zahlreichen Hühnern, Gänsen, Truthähnen die sich samt ihrer Jungtiere auf der Straße tummeln. Kühe und Schafe oder die Pferdefuhrwerke sind dagegen ja echt leicht zu erkennen. Aber bei den kleinen Federtieren muss man höllisch aufpassen. Und wenn eins anfängt über die Straße zu laufen kommen alle anderen hinter her getapert. Und das scheinbar ohne sich für Fahrzeuge jeglicher Art zu interessieren. Auch wenn dies etwas erschwerte Straßenverhältnisse sind, so macht es dennoch Spaß hier zu fahren und sich alles drum herum anzugucken.

 

Irgendwann kommen wir dann aber doch auf die Landstraße Richtung Hauptstadt und diese ist nun unverhältnismäßig breit für die paar Fahrzeuge die sich hier bewegen. Im Dorf Milestii Mici, ca. 20 km von Chisinau entfernt, wollen wir uns eines der größten Weingüter der Republik Moldau angucken. Für den heutigen Tag gibt es keine Besichtigung mehr, aber morgen um 10h und/oder um 13h soll eine stattfinden. Da wir aber für die Tour noch nicht ausreichend Bargeld haben, machen wir uns auf den Weg Richtung Hauptstadt, wo wir natürlich im Verkehrschaos wieder untergehen. Der Kontrast zwischen purem Landleben und dieser Großstadt ist wieder mal beeindruckend. Irgendwie haben wir nun nicht so recht Lust den Weg zurück Richtung Weingut zu machen, sondern versuchen lieber die Stadt Richtung Norden wieder zu verlassen um dort eine Klosteranlage zu besichtigen.

 

Noch ein Tipp für Womo-Reisende mit Ziel MIlestii Mici: Das Weingut liegt noch vor dem gleichnamigen Dorf, die Zufahrt geht links ab. Wir sind erst einmal ein wenig durch den kleinen Ort geirrt bis wir dann im lokalen Alimentara, so heißen hier die kleinen Lädchen, gefragt haben. Und gut das Jessi fragen war, denn die Wegbeschreibung gab’s auf Französisch.

Eine Übernachtung im Womo ist vor dem Tor des Weinguts auf dem lokalen Parkplatz auch möglich, was wir aber jetzt nicht genutzt haben aber beim nächsten Besuch hier bestimmt machen.

 

Das Kloster Capriana liegt malerisch in einer Talsenke am Ortsrand. Direkt davor gibt es einen Parkplatz, auf den wir uns erst mal stellen. Ein schick gekleidetes Pärchen umrundet gerade den Klosterteich und wir fragen sie, ob wir wohl hier übernachten dürfen. Beide sprechen gut englisch, so dass das mit dem Kommunizieren ohne Schwierigkeiten klappt. Dabei stellt sich allerdings heraus, dass sie aus Chisinau sind und ebenfalls wegen des Klosters hier sind. Aber wir bekommen den Tipp einfach die Wachtmeister am Kloster zu fragen und so ist Jessi auch schon auf dem Weg dorthin und wird freundlich von drei jungen Wachtmeistern in schicker schwarzer Uniform empfangen. Hier ist übrigens dann übrigens Russisch hilfreich. Klar dürfen wir drüben auf dem Parkplatz übernachten. Während Jens nun erst einmal in einem der nahegelegenen Alimentara einkauft, bewundert Jessi die Ziegenherde die sich nun ringsum das Womo über das Gras hermacht. Ceddy findet das ebenfalls recht spannend und möchte nun gar nicht mehr in den Teich springen sondern viel lieber zu den Ziegen. Als diese aber Ceddy erblicken, machen sie doch lieber einen großen Bogen um uns und entschwinden Richtung Fußballplatz. An Jens erstem Alimentara stand zwar groß „Alimentara“ dran aber war wohl doch keiner. Dafür spricht der Besitzer ein paar Brocken Spanisch und weiß wo es Milch und Co zu kaufen gibt. Und siehe da die kleinen Läden sind wirklich bestens ausgestattet und so kommt Jens voll beladen zurück. Nur die Flasche Wein hat er vergessen und so geht Jessi noch mal los. Zur Auswahl stehen genau zwei Rotweine, die schon etwas verstaubt hinter der Theke ganz oben im Regal stehen. Zwar ist jetzt alles in lateinischen Buchstaben aber dafür fehlen jetzt jegliche Vokabeln. Und so fällt die Wahl auf den Wein in Glasflasche und nicht in Plastikflasche. Kurz vor unserem Parkplatz sind die drei dort stehenden Männer der Meinung, dass das kein guter Wein ist und wir lieber beim Alimentara an der Ecke (der, der zumindest keine Milch hat) fragen sollen. So einfach wie gerade geschrieben ist die Kommunikation zwar nicht gewesen, aber das war wohl das was sie gesagt haben.

 

Und so geht Jessi mit 30 Lei in der Hand Richtung Alimentara und steht kurz drauf auch schon in einer Garage voller Weinfässer. Also scheinbar die drei Männer richtig verstanden. Der Besitzer erzählt alles schön auf Spanisch, bis Jessi ihm dann doch leider verständlich machen muss, dass zwar ihr Mann ein par Brocken spricht, sie selbst aber nicht. Na gut, geht auch so. Einmal Rotwein für 30 Lei lassen sich auch mit Händen und Füssen bestellen. Das nachfolgende Trinkritual war allerdings nicht so einfach zu durchschauen, aber wurde dafür ja vorgemacht. Erst einmal probieren, das war dann schon mal ein halb gefülltes Wasserglas, dann wurde eine schöne PET-Flasche abgefüllt und nachfolgend gab es dann noch mal das gleiche Wasserglas diesmal allerdings voll und möglichst schnell getrunken.

 

Zwischenzeitlich waren unsere Wachtmeister auch noch mal da und haben uns gebeten uns doch näher ans Kloster zu stellen. Die Erklärung für dieses Umparken war dann auch schnell gefunden, denn so war der Weg zu uns zum Zigaretten schnorren nicht mehr ganz so weit.

 

Wir genießen den restlichen Abend mit nettem Sonnenuntergang und schicken Blick auf das Kloster. Bis zur Dunkelheit spielt die Dorfjugend auf dem benachbarten Fußballplatz Fußball, allerdings nur auf ein Tor denn auf der anderen Seite sind immer noch die Ziegen, Gänse und Kühe unterwegs.