Einmal quer durch Sankt Petersburg

Planung

Wir sind inzwischen schon einige Male nach Sankt Petersburg gefahren und freuen uns immer wieder darauf! Für uns ist's ähnlich zu manch anderer Großstadt, wie z. B. Paris, in der es nie langweilig werden wird. 

 

Diesmal steht kein Matroschka Malkurs auf dem Programm, dafür möchte ich gerne meine Austauschschule von 1995 besuchen. Damals waren die zwei Wochen in Sankt Petersburg ein ordentlicher Kulturschock, heute bin ich natürlich dankbar den erlebt zu haben. Laut Wettervorhersage ist auch jetzt im Juni nicht mehr so kalt wie Ende März, zumindest wird die Newa nicht mehr zugefroren sein wie damals.

 

Fotos vom Schüleraustausch 

 

Von Sankt Petersburg geht es dieses Jahr dann gen Norden einmal quer durch Karelien. Bis nach Petrosavodsk am Onegasee sind wir bereits 2014 gefahren und haben dort dann die Museumsinsel Kizhi besucht (nachzulesen im Reisebericht zu Karelien 2014).

 

Diesmal führt uns unsere Routenplanung immer weiter in den Norden mit dem Ziel die Solovetzky-Inseln zu besichtigen. Vorab haben wir die Fährüberfahrt von Kem nach Solovky und eine Übernachtung im Hotel Prijut auf der Insel reserviert. Wir sind sehr gespannt auf diesen Ausflug!


Unterwegs nach Sankt Petersburg

 Freitag, 1.06.2018

 

Auch die zweite Nacht haben wir hier bestens geschlafen und sind fast ein wenig traurig dass unser Schiff so schnell in Helsinki angekommen ist. Um kurz nach 9 Uhr geht die große Klappe der Fähre auf und los geht’s! 

 

Hafen von Helsinki

 

Die Schnellstraße bis zur russischen Grenze ist dieses Jahr nun vollständig zweispurig ausgebaut, also quasi freie Fahrt bis nach Russland. Die Anzahl an Fahrzeugen ist dabei überschaubar sodass wir zweieinhalb Stunden später schon am finnischen Grenzhäuschen angekommen sind. Doch wo ist die schöne Schnellabfertigung von vor zwei Jahren hin?

 

Heute heißt’s doch wieder aussteigen und einmal zur Kontrolle in die Abfertigungshalle gehen. Schade, 2014 hatten wir in fünf Minuten die Grenze passiert. Diesmal fällt allerdings unser „Kennzeichen-Problem“ den Grenzbeamten wieder auf und so dürfen wir an der Seite parken und warten. Vor einigen Jahren wurde in München an einem Fahrzeug ein Kennzeichen geklaut, was die identische Buchstaben- & Zahlenkombination wie unseres hat, nur mit versetzten Leerstellen. Aus unserer Sicht ist somit das gar kein „Kennzeichen-Konflikt“ aber an den Schengen-Grenzen wird dies irgendwie anders gesehen. Zumindest bedarf es immer einer zusätzlichen Kontrolle. Nur gut, dass wir dies inzwischen kennen und einfach abwarten. Der finnische Grenzbeamte, der diesmal unserem Fall bearbeitet hat, gab uns noch den Tipp einfach das Kennzeichen zu wechseln. Das haben uns deutsche Polizisten ebenfalls schon mal geraten, aber wir hoffen ja irgendwann wieder einen Fiat 500 zu besitzen und für den halten wir an diesem Kennzeichen fest und harren einfach an den Schengengrenzen aus. Heute war es auch nur eine halbe Stunde :-)

An der russischen Grenze angekommen, läuft’s auch schon fast wie gewohnt. Erst mal die Haltelinie überfahren, von einer etwas mürrischen Beamtin zurück gewunken werden und dann abwarten. Unsere vorausgefüllten Migrationskarten und Zollformulare sind schon mal topp und werden wohlwollend aufgenommen. Jetzt sind wir wohl doch wieder Freunde. Zumal sie nach meinem Fauxpas auch sehr freundlich die Höhe unseres Wohnmobils und die der Grenzabfertigung sich angeguckt hat. Passt! Zuerst geht’s wieder zur Passkontrolle, alles gut, und dann zur Zollkontrolle. Hier sind gleich zwei Beamte mit uns beschäftigt, ein wenig zum Leid der nachfolgenden in der Schlange. Denn das erste Mal fällt der Doktortitel in meinem Pass auf. Also erst mal einen Fragemix zur Schulbildung in Deutschland, dazu ein wenig Geografie und Fragen zu Flüchtlingen beantworten. Nicht unangenehm, höchstens zeitaufwändig. Dazu blockieren wir mit unserem Wohnmobil die Abfertigungsschlange, aber unsere nachfolgenden Reisenden haben die Ruhe weg. Die Kontrolle unseres Fahrzeugs fällt kurz aus und Vanja kommt wieder gut an. Während sich die Beamtin unser Auto von Innen zeigen lässt, üben wir gemeinsam ein paar deutsche Vokabeln. Dabei wundere ich mich mal wieder über die komplizierten Ausdrücke unserer Muttersprache. Bestimmt nicht einfach zu lernen!

 

Unser erstes Ziel in Russland ist die Stadt Vyborg. Hier parken wir auf dem Marktplatz und besorgen uns erst einmal Rubel am Geldautomaten und russische SIM Karten von MTS. Beides völlig unkompliziert. Bei MTS wählen wir den Tarif „Hype“, auf kyrillisch хайп geschrieben. Dieser beinhaltet 7 GB Datenvolumen, wobei soziale Netzwerke wie z.B. Facebook oder das russische Pedant Vkontakte und auch Youtube bereits inkludiert sind. Dazu gibt’s 200 SMS und 100 Minuten Telefonate und das Ganze für umgerechnet 7 Euro, ein sehr angenehmer Preis. Die SIM Karten sind sofort aktiv sodass wir direkt online sind.

 

Aufenthalt in Vyborg

 

Weiter geht es nach Sankt Petersburg. Hier müssen wir leider feststellen, dass der Übernachtungsplatz am Kulturzentrum leider geschlossen wurde. Sehr schade! Gerade mal vor ein paar Tagen wurde hier die Kündigung ausgesprochen, und dies leider nicht nur für den Stellplatz sondern auch für das Kulturzentrum selbst. Schade für uns, aber vor allem natürlich traurig für die bisherigen Betreiber. 

 

 

Uns wird empfohlen zum Hotel Elizar zu fahren, was wir aufgrund des Übernachtungs-preises eigentlich nicht machen wollten. Durch Zufall sehen wir schräg gegenüber vom Kulturzentrum durch den Zaun ein paar Wohnmobile stehen und fahren einmal um den Block dorthin. Siehe da, der dortige Fitnessclub Fenergy (Formula Energy) hat sich überlegt einen Bereich seines Parkplatzes als Wohnmobilstellplatz anzubieten und drei französische Wohnmobile sind bereits dort. Für 1000 Rubel, umgerechnet 14 Euro, dürfen wir hier übernachten. Super! Dafür gibt’s noch Strom, Toiletten, Duschen und die Möglichkeit das Wohnmobil mit Frischwasser zu versorgen bzw. Abwasser zu entsorgen. 

 

Fitnessclub Fenergy

Adresse: Lesnoy Prospekt, 16, Sankt-Peterburg, Russland, 194044

GPS: 59.971745, 30.345458

Webseite: www.fenergy.ru (nichts zum Stellplatz gefunden)

 

Stellplatz Fitnessclub Fenergy


Mit dem Wohnmobil durch Sankt Petersburg

Samstag, 2.06.2018

 

Heute wollen wir ein wenig Stadtbesichtigung machen. Da nun leider der schöne, schattige Stellplatz am Kulturzentrum nicht mehr da ist und es ohne Schatten einfach zu warm für Vanja im Wohnmobil ist, steuern wir die Sehenswürdigkeiten einfach mit dem Auto an. Der Straßenverkehr in Sankt Petersburg ist nicht zu anstrengend und Parkplätze gibt es erfahrungsgemäß immer mal wieder.

 

Zuerst geht’s zum Sankt Petersburg Stadion! Ein ganz schön imposantes Bauwerk!

 

Fotos 

 

Nächstes Ziel ist die Universität. In meinem „Wünsch Dir was Buch Sankt Petersburg“ (das heißt in echt anders) wird der Besuch des Skulpturengartens im Innenhof der Philologischen Fakultät empfohlen. Und in der Tat ist dieser sehr sympathisch. Ebenso die beiden Wachmänner, die mir helfen den richtigen Eingang zu dem Gelände. Der Wachmann an der Einfahrt neben dem beigefarbenen Gebäude spricht übrigens Deutsch, mit dem zweiten Wachmann im Eingangsbereich des roten Gebäudes unterhalte ich mich darüber ob er denn nun noch „Fräulein“ sagen darf oder nicht. Es ist sein einziges Wort auf Deutsch und er wollte wissen ob dies wirklich veraltet ist. Das richtige Gebäude ist übrigens grün und wenn man’s weiß auch nicht so schwer zu finden. Dort am Empfang zeige ich meinen Ausweis vor, wurde ich vom zweiten Wachmann schon drauf vorbereitet, erhalte einen kleinen Zettel und bekomme den Weg erklärt. Irgendwie überlegt es sich die ältere Dame dann anders und bringt mich einfach treppauf, treppab hin und erklärt mir direkt auch die ersten Skulpturen. Sehr nett! 

 

Ein Stück weiter, am Ufer der Newa entlang, sind im Hinterhof des Kunstkamera Museums noch aztekische Steinbilder zu besuchen. Leider sind die einzelnen Figuren nicht beschriftet, sodass wohl für mich unbekannt bleibt, wer von den Figuren nun Huitzilopochtli, Mictlantecutli oder Tlaloc ist. 

 

Fotos 

Am gegenüberliegenden Ufer der Newa steht die imposante Sankt Isaaks Kathedrale. Zahlreiche Busse lassen hier noch zahlreichere Touristen raus. Irgendwie nachvollziehbar, denn die Aussicht über die Dächer der Stadt ist schon nett. Meine Idee ein Vergleichsfoto zu 1995 zu machen ist schnell erfüllt, denn auch wenn sich einiges geändert hat so sind die Gebäude immer noch dieselben. Nur alles in frischer Farbe und dazu deutlich mehr Fahrzeuge auf der Straße. Und der Sonnenschein heute ist auch deutlich angenehmer als der Schneeregen damals. 

 

Fotos 

Weiter geht’s nun in den Süden der Stadt. Hier liegt das Grand Maket Museum, in dem Russland in Miniaturformat ausgestellt ist. Vor dem Gebäude ist ein großer Parkplatz inklusive Busstellflächen, sodass man hier komfortabel direkt vor der Tür parken kann. 

 

In der unteren Etage befindet sich hinter dem Eingangsbereich die verglaste Werkstatt, in der die Mitarbeiter vor den kleinen Häusern und Zügen sitzen und an diesen schrauben bzw. diese zusammenkleben. Eine nette Idee, auch wenn ich nicht weiß ob ich hier gerne sitzen und arbeiten würde. Daneben gibt es ein großes Selbstbedienungskaffee und in der oberen Etage des Gebäudes dann die Ausstellung. In dieser geht’s weniger um die verschiedenen Sehenswürdigkeiten des Landes sondern eher darum das Leben in Russland zu zeigen. Also nicht enttäuscht sein, wenn es nur einzelne bekannte Sehenswürdigkeiten im Miniaturformat gibt. Dafür gibt’s aber von Bauernhöfen bis zum Stahlwerk, von Feuerwehr bis Flughafen, vom Baikalsee bis zu schneebedeckten Bergen alles mögliche zu entdecken. 

 

Fotos

Jetzt haben wir heute schon viel gesehen und machen uns auf den Weg zu unserem nächsten Übernachtungsplatz. Dafür haben wir den Stellplatz am Hotel Elizar ausgewählt, der zwar mit umgerechnet 40 Euro echt teuer ist, dafür aber den Vorteil bietet dass wir eine Registrierung erhalten. Aufgrund der WM muss man sich wohl in den Austragungsstädten innerhalb von 24h irgendwie registrieren und dann machen wir dies mal lieber.

 

Am Hotel Elizar angekommen stellen wir fest, dass bereits eine französische Wohnmobil-reisegruppe dort ist. Seabridge ist mit seiner ersten Karawane auf der Tour „Russlands Norden“ schon weitergezogen. Der Empfang im Hotel ist freundlich und es wird ein wenig Englisch gesprochen. Mit Vanja drehen wir im Park nebenan noch eine Runde, gehen im dortigen Supermarkt einkaufen und entdecken nahe der Metrostation einen usbekischen Imbiss. Nur dumm, dass wir schon gegessen haben. Aber für zwei Samsas auf die Hand ist immer noch Platz im Magen! Und für’s nächste Mal merken wir uns einfach, dass wir dort abends essen gehen denn die Samsas waren echt lecker. Zwar nicht aus einem Lehmofen wie in Kasachstan, aber die Füllung war schon ziemlich nah dran.

 

Hotel Elizar

Adresse: Obukhovskoy Oborony Prospekt, 89A, Sankt-Peterburg, Russland, 192029

GPS: 59.899071, 30.427885

Webseite: www.elizar-hotel.ru/camping

 

Übernachtungsplatz Hotel Elizar


Ausflug zum Fort Graf Millutin

Sonntag, 03.06.2018

 

Wir haben gut geschlafen und lassen es heute Morgen ruhig angehen. Erst um 14 Uhr sind wir mit Sascha für unsere Exkursion zum Fort Graf Millutin verabredet. Vor etlichen Jahren hatte uns Sascha, ebenfalls Camper und wohnhaft in Sankt Petersburg, bei einem Totalausfall unserer Elektrik geholfen und so sind wir in Kontakt gekommen. 

 

Sein neuestes Projekt ist die touristische Erschließung des Forts Millutin, welches neben zig anderen Forts auf künstlichen Inseln zum früheren Verteidigungsring von Sankt Petersburg gehörte und inzwischen besucht werden kann. Sein Fernziel ist es aber nicht nur zwei Stunden Ausflugstouren anzubieten, sondern das Fort zu restaurieren und in ein kleines, feines Hotel zu verwandeln. Ein ambitioniertes Ziel! 

 

Aber erst einmal geht’s per Wohnmobil in einen südlichen Vorort von Sankt Petersburg um dort meine damalige Austauschschule zu besuchen. Nachdem sich der Ausblick von der Sankt Isaaks Kathedrale schon deutlich verändert hat, sind wir gespannt wie es an der Schule Nr. 352 aussieht. Laut Webseite kann man hier auf jeden Fall immer noch Deutsch lernen. Wie erwartet ist die Schule dann leider abgeschlossen, hier sind seit dem 1. Juni bereits Ferien und dazu ist heute auch noch Sonntag. Wie erwartet sieht es deutlich freundlicher aus, mag aber auch einfach am Sonnenschein und dem neuen Spielplatz vor der Tür liegen. 

 

Fotos von Schule Nr. 352 in Sankt Petersburg

 

Mit Sascha sind wir im Süden der Stadt auf seinem Wohnmobil-Stellplatz verabredet, den er am Business Center Terminal aufgebaut hat. Dort angekommen stellen wir fest dass die Lage für uns nicht ganz ideal ist, es handelt sich hier eher um ein Industriegebiet mit Bürogebäuden, aber was soll’s. Dafür gibt’s Stellflächen auf Rasengittersteinen, Wasser, Strom und Toiletten. Für letztere bekommen wir vom Empfangschef des Businesscenters eine Chipkarte, mit der wir auch jederzeit zu ihm kommen können. Dazu ist der Platz auch mit einer Schranke gesichert. 

 

Stellplatz am Businesscenter Terminal

Adresse: Ulitsa Marshala Govorova, 35к5, Sankt Petersburg, Russland, 198095

GPS: 59.88816, 30.28209

Kontakt: Aleksandr Kapitanov, info@fortmilutin.com


Fotos Stellplatz 

 

Wenig später holt uns Sascha ab und über die neue gebaute Schnellstraße (sehr leer dank Maut) geht es einmal auf der anderen Seite des Sankt Petersburg Stadions über’s Wasser gen Norden und dann rüber nach Kronstadt. Am Fort angekommen treffen wir auf unseren Fremdenführer Sergej und eine weitere Familie, die den Ausflug gebucht haben und im Verlauf der Tour uns mit Übersetzungen versorgt. 

 

Fotos vom Fort Graf Millutin



Mit ♥ für euch geschrieben