Mit dem Wohnmobil nach Russland 2022

Los geht's nach Russland - Teil 1

Samstag, 28.05.2022 

Wetter: Sonne/Wolken-Mix

Gefahrene Strecke: 200 km

Besuchte Sehenswürdigkeiten: Großfürst-Konstantin-Festung

 

Wir haben gut geschlafen, packen zusammen und checken noch einmal die aktuellen Nachrichten und die Reisehinweise des Auswärtigen Amts. Keine deutliche Verschlechterung gegenüber gestern. 

 

Und so stehen wir keine zehn Minuten später an der ersten roten Ampel an der finnischen Grenze. Zwei Fahrzeuge sind vor uns. Dann mal gucken, wie es in den nächsten Stunden so läuft. 

Die Ampel springt um auf grün, die ersten Drei dürfen vorfahren. Wie üblich einmal aussteigen, ins Häuschen gehen, Pass und Fahrzeugschein vorzeigen und nach einer Viertelstunde sind wir aus der EU ausgereist. Netterweise kam diesmal unser „Kennzeichen-Problem“ nicht zur Sprache. Vor einigen Jahren wurde ein Nummernschild mit derselben Buchstaben-Zahlenkombination wie unserer gestohlen und seitdem fallen wir üblicherweise an EU-Außengrenzen auf, mal bei der Einreise und mal bei der Ausreise. Auch wenn dann nach einigen Prüfungen im System immer klar ist, dass es sich wirklich nicht um unser Nummernschild handelt, so kann das schon mal eine gewisse Zeit dauern. Insofern sind wir jetzt einfach nur froh, dass wir diese Verzögerung nicht haben.

 

Wir folgen der Fahrspuren, überqueren die Grenze nach Russland und stehen kurz drauf vor der Abfertigung zur Einreise. Hier sind ein paar mehr Fahrzeuge vor uns, aber alles in allem dennoch überschaubar. Als erstes geht’s zur Passkontrolle, neben unseren Reisepässen und Fahrzeugschein geben wir mal direkt unsere ausgedruckten Zettel mit der Einreisegenehmigung mit ins Häuschen. Es scheint alles gut zu laufen, wir bekommen die ausgedruckten Immigrationskarten zum Unterschreiben und sollen dann noch ein paar Minuten warten. Warum auch immer. Nach 10 Minuten halten wir unsere Dokumente wieder in den Händen und dürfen zur Zollkontrolle. Erst mal wieder anstellen, Zwei andere sind noch vor uns. Als wir dran sind, reichen wir wieder unsere Papiere ins Häuschen, diesmal nur vom Fahrer und dazu die doppelt ausgefüllte Zollerklärung. Das Fenster geht wieder zu, mit der Info, dass es mindestens eine Viertelstunde dauert. Alles klar. Das Fenster geht wieder auf, ich soll auf einem Zettel meine Email-Adresse schreiben. Das hatten wir noch nie bei unseren Einreisen nach Russland, aber das ist immerhin nicht wirklich kompliziert. Nachdem wir unsere abgestempelte Zollerklärung zurückhaben, kommt jetzt noch die Fahrzeugkontrolle. Jens wartet mit Vanja am Rand, während ich mit den beiden Zöllnern diverse Türen und Klappen von unserem Wohnmobil öffne. Auch hier alles freundlich und unkompliziert. Und dann war es das auch schon, zumindest fast. Am Ende des Zollhofs kommt noch eine letzte Schranke an der wir einen kleinen Zettel („talon“) wieder abgeben und zack geht’s nach anderthalb Stunden an der Grenze los. 

 

Wer hätte vor ein paar Tagen gedacht, dass wir tatsächlich nach Russland fahren. Wir nicht so wirklich.

 

Unser erstes Ziel ist Vyborg. erst einmal SIM-Karten kaufen. Wir haben gute Erfahrungen mit dem Anbieter MTS gemacht und so entscheiden wir uns einfach wieder für diesen. Im Shop kaufen wir uns zwei SIM-Karten mit dem Tarif „Tarifishhe“ (Тарифище), bei dem 30 GB Datenvolumen inklusive sind. Falls das nicht ausreicht, lässt sich später auch zusätzliches Datenvolumen in der MTS-App buchen. Diese haben wir praktischerweise noch von der letzten Reise auf unseren Smartphones, einfach die neue Nummer eingeben und schon haben wir eine Übersicht über unser Datenvolumen.

Jetzt brauchen wir nur noch ein wenig Geld. Aufgrund unserer verspäteten Fähre ist heute allerdings Samstag und gefühlt haben alle Banken im näheren Umkreis geschlossen. Also ab zum Bahnhof, da wird ja bestimmt eine Wechselbude irgendwo sein. Tja, das läuft anders als gedacht, aber wir haben Bargeld :-)

Nachdem wir jetzt unsere russische Erstausstattung haben, geht’s los nach Sankt Petersburg. Die Strecke war noch nie wirklich spannend und wird aktuell auf zwei Spuren in jede Richtung ausgebaut. Gefühlt eine durchgängige Baustelle, mit den erlaubten 60 oder 70km/h lässt sich die Strecke aber trotz dessen gut fahren. Kurz bevor der mautpflichtige Teil der Petersburger Stadtautobahn anfängt, fahren wir runter und biegen dann Richtung Kronstadt ab. 

 

Kronstadt, ein Stadtteil von Sankt Petersburg, liegt auf der Insel Kotlin mitten in der Newabucht und ist über den Hochwasserschutzdamm, welcher die Stadt vor Überflutungen schützt, verbunden. Rings um die Insel liegen einige alte Forts, wovon wir eins vor einigen Jahren mit einem Bootsausflug besucht haben. Bevor wir hier zu unserem geplanten Übernachtungsplatz, fahren wir erst mal Einkaufen.

Heute wollen wir beim Fort Großfürst Konstantin übernachten. Auf dem Gelände wurden vor ein paar Jahren ausrangierte Stadtbusse aus Sankt Petersburg zur Übernachtung ausgebaut, bunt bemalt und es soll ganz witzig ausschauen. Das wollen wir uns natürlich anschauen.

 

Am Fort angekommen stellen wir uns in die Besucherschlange am Ticketschalter an, sagen dass wir auf dem Wohnmobilstellplatz übernachten wollen und sollen uns neben die Busse stellen und dann beim Hotelschiff am Anleger uns anmelden gehen. Alles klar. 

Erster Eindruck: die Busse sehen schon cool aus, ansonsten handelt es sich um einen geschotterten Großparkplatz. Zweiter Eindruck: es ist verdammt laut hier. Wir stehen halt direkt neben der mehrspurigen Autobahn, die hier über den Hochwasserschutzdamm führt. 

 

Beim Hotelschiff bezahlen wir und sagen dann noch in der Hafenmeisterei Bescheid, dass wir vorne neben den Bussen übernachten. Auf dem Gelände hier kann wer mag auch Bootsfahrten zu den Forts in der Bucht buchen. Warum das Ausflugsboot allerdings „Reeperbahn ferry“ heißt, keine Ahnung. Wir haben vor ein paar Jahren schon mal so eine Tour gemacht und so bleiben wir heute an Land und gehen mit Vanja auf dem Gelände eine Runde spazieren. Alles in allem ganz nett gemacht und spät abends wird es auch ruhig auf der Autobahn hinter uns. Vermutlich war es da ganz passend, dass wir am Wochenende hier waren. Eine Dusche gibt’s übrigens nicht, dafür aber direkt an unserem Platz einen Wasseranschluss aus dem eine ordentliche Menge Wasser kommt. 

 

Großfürst-Konstantin-Festung / Форт Великий Князь Константин in Kronstadt 🏕

Preis: 1000 Rubel inkl. Strom und Wasser

LageWebseite, RVland

 

Unsere erste Nacht in Russland


Auf nach Sankt Petersburg

Sonntag, 29.05.2022 

Wetter: Sonne/Wolken-Mix

Gefahrene Strecke: 55 km

Besuchte Sehenswürdigkeiten: Newski-Prospekt, Blutskirche, Kasaner Kathedrale

 

Wir haben gut geschlafen, die Sonne scheint und dazu ist es wirklich ruhig heute früh. Sonntag morgens scheint nicht viel Verkehr auf der Autobahn zu sein.

 

Unser heutiges Ziel ist der Wohnmobilstellplatz am Hotel Elizar im Süden von Sankt Petersburg. Ich möchte gerne möglichst schnell die Registrierung haben und aufgrund des Hotels gibt’s diese hier bei der Übernachtung automatisch. 

 

Von unserem Stellplatz mit den bunten Bussen bis zum Hotel Elizar sind es rund 50 Kilometer. Auf der Karte sieht es gar nicht so weit aus, aber die Entfernungen hier sind nicht zu unterschätzen. 

Unterwegs müssen wir aber erst mal tanken. Und das machen wir direkt am Ufer der Newa, quasi tanken mit Ausblick. Es handelt sich um eine Automaten-Tankstelle und wir sind erfreut als wir feststellen, dass wir den Automaten auch mit Bargeld füttern können. Das ist ja echt ungewohnt nicht mehr mit Karte bezahlen zu können.

 

Tanken mit Newa Blick

Das Hotel Elizar liegt in einem Wohnviertel in einem großen Innenhof und ist am besten durch die Hauseinfahrt am Obukhovskoy Оborony Prospekt erreichbar. Wir hatten übrigens vorab per Email angefragt, ob es den Stellplatz noch gibt und vor allem ob die Registrierung noch möglich ist und waren froh eine positive Antwort zu bekommen. Und so stehen wir vor dem Tor, klingeln, das Tor geht auf und schon stehen wir auf dem Parkplatz vom Hotel Elizar. An der Rezeption melden wir uns an und bekommen erst mal eine Platzführung. Sehr sympathisch. Der Sanitärcontainer steht immer noch in derselben Ecke, innen ist es gut warm, ansonsten ist er doch ein wenig in die Jahre gekommen. 

 

Wir stellen uns an den Rand, genießen die Ruhe im Vergleich zu gestern und Vanja freut sich über den Rasen unter ihren Pfoten. Die Lage von dem Stellplatz finden wir übrigens prima. Für Vanja gibt es ausreichend Parks im Umkreis, ein kleiner Supermarkt ist um die Ecke, dazu einige Restaurants und Imbisse und natürlich eine Metrostation, um in die Innenstadt zu fahren. Der Übernachtungspreis ist allerdings mit fast 50 Euro pro Nacht auch nicht zu vernachlässigen.

 

Wohnmobilstellplatz am Hotel Elizar 🏕

Preis: 3300 Rubel inkl. Strom, WC, Dusche, Entsorgung und Registrierung

LageWebseiteRVland 

 

Unser Stellplatz am Hotel Elizar

Wir haben angenehme 20°C, da können wir Vanja ein paar Stunden alleine lassen und gemeinsam in die Stadt fahren. Wir bestellen uns per Yandex Go App ein Taxi und fahren bis zum Newski Prospekt. Bereits auf unseren früheren Reisen in Russland haben wir festgestellt, dass es mit der App wirklich sehr unkompliziert ist und man keinerlei russische Sprachkenntnisse benötigt. Einfach das gewünschte Ziel auf der Karte aussuchen, Fahrzeug bestellen und schon geht’s los. Diesmal haben wir lediglich die noch ungewohnte Situation, dass wir ja nicht per Karte bezahlen können, sondern nur mit Bargeld. Angenehmerweise lässt sich dies in der App einstellen.

 

Am Newski Prospekt angekommen wollen wir uns als erstes Bargeld besorgen. Vorab hatten wir eine erste Testüberweisung mit Koronapay gemacht und jetzt wollen wir mal gucken, ob an der ausgewählten Abholstation, einer Filiale der Forabank tatsächlich umgerechnet 15 Euro auf uns warten. Also ab in die kleine Seitenstraße und schon stehen wir vor dem passenden Gebäude. Darin drei Schalter, wie bei einer Bank halt. Dazu hängt im Schaufenster auch ein großer Bildschirm mit den aktuellen und aus unserer Sicht guten Wechselkursen. Da können wir dann ja gleich auch noch Bargeld tauschen, denn mit den 10 Euro kommen wir ja nicht weit. 

 

Wir zeigen der Dame am Schalter unseren Transaktionsnummer, dazu benötigt sie noch Jens Pass. Da es sich um die erste Auszahlung handelt, dauert es so 15-20 Minuten, später soll es schneller gehen. Eigentlich hätten wir hier auch unsere Registrierung vorzeigen müssen, diese bekommen wir allerdings erst morgen früh beim Hotel Elizar. Es gibt allerdings ein Formular für eine Selbstauskunft, zumindest soweit wir dies verstehen, dort tragen wir das Hotel und seine Adresse ein und unterschreiben, dass wir auch wirklich da sind. Dann müssen wir noch einen kleinen Transaktionszettel ausfüllen und schon bekommen wir 1000 Rubel ausgezahlt. Das ging einfach. Wir wechseln noch Bargeld zum Kurs von 71 Rubel/Euro und dann sind wir erst einmal ausreichend mit Geld für die kommenden Tage ausgestattet. 

 

Auf dem Newski Prospekt ist es rappelvoll, also nicht nur auf der Straße, sondern auch auf den breiten Fusswegen. Da nehmen wir lieber die kleineren Seitengassen und kommen an vielen schicken Gebäuden vorbei. Es ist schon wirklich schön hier. Wir laufen bis zur Blutskirche, weiter bis zur Kasaner Kathedrale, setzen uns in den nahegelegenen Park und fahren wieder heim zu Vanja. 

 

Spaziergang am Newski Prospekt

 

Später gehen wir schräg gegenüber in einem georgischen Restaurant essen, das Gebäude ist eher unscheinbar und im Inneren gibt es nur fünf Tische. Landestypisch dekoriert, dazu läuft auf dem Flachbildschirm an der Wand ein georgischer Musiksender. Wir entscheiden uns für Kuchmachi und Katchapuri, ein mit Käse und diversem Anderem gefülltes Brot, und dazu einen gemischten Salat.

 

Hätten wir übrigens unser Essen nicht nur nach den Fotos in der Speisekarte ausgesucht, sondern auch die englische Beschreibung gelesen, dann hätten wir Kuchmachi vielleicht nicht ausgesucht. Innereien sind nicht ganz so unsere Lieblingsspeise, hübsch sah es allerdings definitiv aus. 

 

Gruzinskiy Lavash – Pekarnya / Грузинский Лаваш – Пекарня 🍽

Lage 

 


Noch ein Tag in Sankt Petersburg

Montag, 30.05.2022 

Wetter: sonnig

Gefahrene Strecke: 12 km

Besuchte Sehenswürdigkeiten: Peter-Paul-Festung


Bei dem georgischen Lokal um die Ecke kann man nicht nur abends essen gehen, sondern es ist gleichzeitig auch eine Bäckerei. Somit gibt’s heute früh natürlich georgische Teigtaschen zum Frühstück. Wir bekommen noch unsere Registrierungszettel, verabschieden uns und machen uns auf den Weg. 

Heute wollen wir nur innerhalb der Stadt auf einen anderen Wohnmobilstellplatz umziehen, am Hotel Elizar ist es zwar ganz nett aber uns ist das für länger doch zu teuer. 

 

Und so geht’s ab zum Fitnessstudio Fenergy (Formula energiy), bei dem wir auch in den letzten Jahren immer übernachtet haben. Dieses liegt nördlich der Newa, also ab einmal auf die andere Seite. An der Rezeption ist die Überraschung groß, dass ein Wohnmobil da ist. Und klar, natürlich kann man hier noch übernachten. Also füllen wir die Anmeldezettel aus und fahren dann auf die Rasenfläche am Fußballplatz. Der Platzwart erinnert sich, dass wir schon mal da waren und versorgt uns sofort mit Strom. Schön, wenn sich manche Dinge nicht ändern. Später kommt auch noch der Chef des ganzen vorbei und meint dass wir ruhig auch in der Tennishalle duschen gehen können, da ist es komfortabler und abends wärmer als in dem relativ offenen Umkleidezelt für die Fußballer. 

 

Fitnessstudio Formula Energii / Формула энергии 🏕

Preis: 1500 Rubel inkl. Strom, WC, Dusche und Entsorgung 

LageWebseite (keine Informationen über den Womo-Stellplatz)

 

Übernachtung beim Fitnessstudio

Auch heute haben wir wieder Sonnenschein, dazu ist es noch ein paar Grad wärmer und so hat bleiben Vanja und Jens gemütlich auf dem Stellplatz während ich zu Fuss zu Peter-Paul-Festung laufen. Vom Fenergy aus dauert es so grob eine halbe Stunde. Wer eher auf die andere Seite der Newa möchte, kann entweder zur 1 km entfernten Metrostation Ploschad Lenina laufen oder mit der nahegelegenen Straßenbahn fahren.

 

An der Newa angekommen drehe ich eine Runde durch die Festungsanlage, gerade die Kathedrale im Zentrum ist schon sehr schick. Es gibt dazu noch einen kostenpflichtigen Panorama-Weg auf der Festungsmauer, von dem man einen schönen Blick über die Anlage bzw. die Newa und das gegenüberliegende Stadtbild hat. Am Ufer der Newa befindet sich hier übrigens ein Sandstrand, auf dem sich ausgiebig gesonnt wird. 27 Jahre nach meinem Schüleraustausch stehe ich diesmal mit den Füssen im Wasser und nicht mit dicken Schuhen auf der gefrorenen Newa.

 

Peter-und-Paul-Festung / Петропавловская крепость

LageWebseiteWikipedia 

 

Spaziergang durch die Festung

Unterwegs zur Peter-Paul-Festung bin ich an einem georgischen Restaurant vorbei gekommen, welches nicht nur eine Terrasse hat, sondern vor allem auch mit Hund besucht werden darf. Wir waren zwar gestern schon georgisch Essen, aber macht nichts, das können wir nicht oft genug machen. Nach der gestrigen Erfahrung gucken wir uns diesmal allerdings die Speisekarte etwas genauer an. Sowohl der Lammeintopf als auch die frittierten Chinkali waren beide sehr lecker, da hätten wir noch mehr von essen können. Die Portionen waren recht überschaubar, dafür sahen beide Gerichte optisch echt gut aus.

 

Deda Khinkali Na Finlyandskom / ДеДа Хинкали на Финляндском 🍽

Lage, Webseite

 

Lecker georgisch Essen 



Mit ♥ für euch geschrieben