15. Juni 2011
Weiter nach Rumänien in die Bukovina
Am nächsten Morgen weckt uns die Sonne wieder recht früh. Die eine Stunde Zeitverschiebung im Vergleich zur Ukraine macht sich noch nicht so recht bemerkbar. Das Kloster öffnet bereits sehr früh seine Türen, so dass Jessi sich direkt als erstes das Gelände anguckt. Alles ist schön herausgeputzt, die Wege säumen Rosensträucher und andere Blumen. Die Kirchen sind in der Morgensonne schön anzuschauen und die weißen Fassaden strahlen um die Wette. Auch von Innen ist zumindest die obere Kirche zu besichtigen. Hier ist der Innenraum mit allen möglichen Malereien toll gestaltet. Jede noch so kleine Ecke Mauer wurde hier bemalt. Wirklich schön anzusehen.
Die Ziegen werden am nächsten Morgen übrigens wieder an unserem Übernachtungsplatz gesammelt.
Vom Kloster aus geht es wieder zurück auf die etwas größere Landstraße und wir folgen der Straße gen Westen mit dem Ziel Rumänien. Oberhalb von Iasi wollen wir wieder in die EU einreisen. Die Ausreise aus der Republik Moldau ist schnell geschafft, hier warten wieder kaum Autos. Ganz im Gegensatz dazu dann die rumänische Seite der Grenze. Hier dürfen wir uns an der linken Fahrzeugspur anstellen, da wir als EU-Bürger einreisen. Wieder einmal werden all unsere Papiere kontrolliert und unser Auto von innen angeguckt. Letztendlich dauert es aber doch gar nicht so lange wie zunächst befürchtet. Und schon sind wir wieder in der EU, wo wir fast verlernt haben was denn eigentlich Grenzkontrollen sind.
Direkt hinter der Grenze kaufen wir uns eine rumänische Vignette, die hier für jegliche Straßenbenutzung notwendig ist (zumindest wenn man mehr als einen Tag unterwegs ist). Wir nehmen die 7-Tages Variante, die uns 6 Euro kostet. Zwar wären eigentlich nur 3 Euro fällig, aber wir haben keine Lust auf Diskussionen dass wir zwar einen Transporter fahren der aber unter 3,5t bleibt. Nach Vorlage von Fahrzeugschein und Pass gibt es dann ein schönes DINA4 Formular. Schade, kein Aufkleber. Lieber hätten wir unsere Sammlung auf der Frontscheibe ergänzt. Übrigens konnten wir hier glücklicherweise auch in Euro bezahlen, da wir noch gar keine rumänischen Lei hatten und der nächste Geldautomat lässt auch auf sich warten. Die Bank direkt an der moldawischen Grenze war echt praktisch.
Zunächst folgen wir der Landstraße Richtung Iasi. Da dies aber eigentlich zu weit südlich für uns liegt und wir ja Rumänien möglichst weit im Norden queren wollen, biegen wir bei Victoria auf eine gelbe Landstraße ab. Ein Schild am Straßenrand weist daraufhin, dass die EU hier baut und so sind wir guter Dinge, dass die holprige Straße sich bald mit einer niegelnagelneuen Asphaltdecke zeigt. Leider ist die nächsten 60 km davon nix zu sehen und so gehört dies mit Abstand zu den schlechtesten Straßen die wir bisher gefahren sind. Links im Feld zeigen mal wieder die Einheimischen dass sich die Schlaglochstraße auch ganz gut umfahren lässt. Allerdings ohne Kenntnisse über die richtige Feldpiste scheint es uns doch sicherer auf dem Holperweg zu bleiben. Hier wissen wir wenigstens dass wir auf dem richtigen Weg sind. Aber angenehm ist es bei weitem nicht hier zu fahren.
Landschaftlich ist es dafür wirklich schön, immer wieder queren wir kleine Ortschaften, bewundern die Pferdefuhrwerke, die zahlreichen Jungtiere am Straßenrand oder die Menschen, die bei der Hitze entweder mit einer Sense ihr Feld bearbeiten und dann kunstvoll ihr Heu auftürmen. Und am Straßenrand gibt es immer wieder hübsch verzierte Brunnen.
Die erste größere Stadt, die wir erreichen, ist Botosani. Hier finden wir auch endlich einen Geldautomaten an dem wir uns mit rumänischen Lei eindecken. Wir folgen der Europastraße 85, immerhin jetzt eine rote Landstraße laut unsere Straßenkarte, die zwar im Vergleich zur Holperpiste eine Erholung darstellt aber irgendwie haben wir uns doch ein etwas zügigeres Vorankommen vorgestellt. In Suceava, der Hauptstadt des Bezirks hier, biegen wir Richtung Campulung Moldovesc ab. Auf dem Weg dorthin liegt der Ort Gura Humorului, wo wir übernachten wollen.
In unserem Stellplatzatlas für Wohnmobile ist hier ein kleiner Campingplatz mit angeschlossener Pension verzeichnet, den wir auch schnell finden. Einfach der Straße Richtung Monastirea Humorului folgen, am Kloster vorbei und nach ca. 1 km auf der rechten Seite liegt die Pensiunea Christiana Camping. Die Übernachtung kostet 32 Lei / 8 Euro ohne Strom bzw. 40 Lei / 10 Euro mit Strom. Ein großes Badezimmer mit WC und Dusche befindet sich im Haupthaus, in dem auch die Zimmer der Pension sind. Auch eine Entsorgungsmöglichkeit für unser Abwasser gibt es. An der Straße zwischen Gura Humorului und dem Kloster liegen übrigens zahlreiche Pensionen, welche alle sehr hübsch aussehen. Insgesamt wirkt hier alles nett herausgeputzt und die verziinkten Verzierungen der Dächer blinken in der Sonne um die Wetter.
Wir stehen schön mitten auf der grünen Wiese, ringsherum kleine Hügel und viele Felder. Neben uns parkt eine Französin, ebenfalls mit einem ausgebauten Transporter unterwegs und ein deutscher Wohnwagen. Wir sind nun also wieder in einer touristischen Gegend angekommen in der auch andere Europäer Urlaub machen. Die meisten Touristen kommen hier in die Bukovina um die zum Weltkulturerbe gehöhrenden Moldauklöster zu besichtigen. Diese wurden im 15./16. Jahrhundert erbaut und sind alle mit bunten Fresken auf den Außenmauern verziert.
Wir verschieben den Klosterbesuch auf morgen früh und gehen jetzt erst einmal zum nahegelegenen Restaurant Passiflora und hoffen dass dies geöffnet hat. Auf dem Weg dorthin geraten wir noch in eine kleine Kuhherde, die ein wenig sehr neugierig Ceddy betrachtet und so beeilen wir uns. Das Restaurant hat vor’m Haus eine Terrasse mit einigen Tischen, wirkt aber auf den ersten Eindruck irgendwie geschlossen. Die beiden älteren Herrschaften, die gemütlich am Rand sitzen, sind keineswegs die Besitzer, sondern niederländische Touristen die heute Abend nicht mit ihrer Reisegruppe auf Exkursion gefahren sind. Also doch nicht geschlossen. Trotzdem fragen wir drinnen erst einmal, ob wir heute Abend hier essen können. Natürlich können wir. Inzwischen hat sich draußen auf dem Weg eine Ziegenherde eingefunden, die ebenfalls sehr neugierig Ceddy anstarrt. Und er starrt zurück. Immerhin sind die Tiere ja doch kleiner als Kühe, aber dafür sind es deutlich mehr. Bevor sich die Ziegen oder Ceddy weiter Gedanken machen können, wie man denn aus der Erstarrung aufgrund des ungewohnten Anblicks wieder erwacht, kommt ein LKW vorbei, der laut hupend alle Vierbeiner von der Straße verscheucht.
Und so machen wir uns hier einen netten Abend mit leckerem Essen, rumänischem Bier und Ausblick auf allerlei Tiere die draußen vorbei laufen.