Roadtrip nach Japan - unser Reisebericht 2019

#2 FICC International Camping Rally

Samstag, 28.09.2019 

 

Heute verlassen wir Tokyo und holen unseren Minicamper am Flughafen Haneda ab. Praktischerweise können wir direkt von Asakusa aus mit der Metro durchfahren bis zum Flughafen. Das hatten wir vorher gar nicht so auf dem Schirm.  

 

Abschied von Tokyo

 

 

Wir haben unser Wohnmobil diesmal einfach wieder beim selben Anbieter wie im letzten Jahr gebucht, bei Samurai Rental Cars. Letztes Mal hat dies super geklappt und wir waren gut zufrieden mit unserem Wohnmobil in Miniaturausgabe. Diesmal sind wir doch ein wenig unruhig, ob dies so mit unserer Abholung am Flughafen Haneda klappt. Die Zentrale ist ja am Flughafen Narita, aber wir haben eine super Beschreibung für den Treffpunkt in Haneda bekommen. Wir sind gespannt :-)

 

Am Flughafen Haneda angekommen ist auch hier die Orientierung sehr einfach. Und auch die Anleitung zum Treffpunkt ist prima. Wir rufen bei Samurai Rental Cars an (zur Anmietung eines Wohnmobils in Japan siehe Nachbereitung), der Angerufene spricht überraschenderweise Englisch und bittet uns am Treffpunkt zu warten. Das machen wir und siehe da kurz darauf kommt ein weißes Kei-Car (so heißt die Fahrzeugkategorie für die Miniaturfahrzeuge hier, siehe Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Kei-Car) vorgefahren, dessen Fahrer wild winkt. Das wird jawohl unseres sein. 

 

Überraschenderweise steigt derselbe Typ aus wie im letzten Jahr und es ist sogar dasselbe Fahrzeug. Unsere Every! Da können wir uns die Fahrzeugeinweisung direkt sparen und kommen direkt zu den Papieren. Wir bekommen eine Mappe mit diversen Anleitungen. Ganz wichtig ist die Übersicht, was wir tanken müssen. Dann bekommen wir noch gezeigt, wo die ETC Karte im Handschuhfach eingelegt wird. Die benötigt man hier für die automatischen Schranken auf den mautpflichtigen Autobahnen. Unser bestelltes Sleeping Set und das Cooking Set sind ebenfalls an Bord. Klasse! Von uns werden dann noch die japanischen Übersetzungen unserer Führerscheine kontrolliert und dann geht’s los :-)

 

Abholung unserer Every am Flughafen Haneda

 

Unser erstes Ziel ist ein nahegelegener Baumarkt. Den Tipp haben wir in der Facebook-Gruppe „Free Campings and Hot Springs in Japan“ bekommen. Nur 7 km entfernt vom Flughafen Haneda bekommt man hier auch allerlei Campingzubehör. Und diesmal haben wir uns vorgenommen, nicht die nächsten zehn Tage auf dem Boden sitzend zu verbringen.

 

Die Umstellung auf Linksverkehr ging übrigens relativ fix, insbesondere wenn das Lenkrad auf der richtigen Seite ist. Dazu noch Automatikschaltung und einen tollen Beifahrer, der immer wieder daran erinnert auf der richtigen Straßenseite zu fahren. Eine Auffahrt im Parkhaus auf der „falschen“ Seite ist allerdings doch ein recht ungewöhnliches Gefühl. Aber immerhin stehen am Baumarkt Kohnan Honhaneda Haginaka ausreichend Parkplätze zur Verfügung. 

 

Die Abteilung mit Campingartikeln befindet sich im Erdgeschoss und wir sitzen auf allerlei Stühlen Probe. Eigentlich wollten wir so kleine, dreibeinige Klapphocker kaufen. Da sehen wir so eine blaue, rechteckige Plastikbox. Die hatten wir schon mal! Bestimmt zwanzig Jahre her, aber auch aus heutiger Sicht immer noch klasse, eine Kombination aus Tisch und vier Stühlen zum Klappen. Die Box kostet zwar 40 Euro, für uns aber gut investiertes Geld für die nächsten Tage. 

 

Auf vier riesigen Etagen gibt es hier übrigens nicht nur alles für den Heimwerker, sondern auch Lebensmittel. Wir decken uns direkt hier mit allem Notwendigen ein, da wir bereits vorab die Info erhalten haben, dass der nächste Supermarkt relativ weit weg von der FICC Rally entfernt. Also schlendern wir die Reihen und besorgen uns erst einmal eine Grundausstattung: Brot, Aufschnitt, Käse, Butter, Marmelade, Salatsauce, Salatzutaten, Kaffeetütchen, Obst und Getränke. Und als Notfall-Essen zwei Nudelsnacks. Die Preise sind übrigens alles in allem etwas höher als bei uns zu Hause.

 

Baumarkt Kohnan Honhaneda Haginaka

Lage: 35.54891, 139.73156

Webseite: https://www.hc-kohnan.com/shop/shopinformation/?shopid=153 

Wer mag stöbert vorab im Onlineshop: https://www.kohnan-eshop.com/shop/

 

Und dann geht’s ab auf die Straße, fast 300 km liegen heute vor uns und so wuseln wir uns durch den Stadtverkehr. Es ist aufgrund der zurückhaltenden Fahrweise, dem geringen Tempo und zahlreichen Ampeln wirklich einfach. Natürlich ist eine gewisse Konzentration angebracht, die Hebel für Blinker und Scheibenwischer werden gelegentlich vertauscht, aber alles halb so wild. Wir rätseln lediglich ein wenig wie manche Ampelschaltungen zum Rechts-Abbiegen genau funktionieren. Da ist’s gut, wenn genug Verkehr ist und wir einfach nur hinterherfahren müssen. 

 

Nach rund 50 Kilometer Stadtverkehr, auf denen wir zwischendurch in unserem Navi (wir navigieren ganz einfach mit Googlemaps) mal die Mautstraßen zugelassen haben, sind wir wirklich erstaunt durch wie viel Stadt man hier so fahren kann. Und ein Ende ist nicht in Sicht. Na gut, dann erlauben wir unserem Navi auch mal ruhig Autobahnen zuzulassen. Das hatten wir irgendwie vergessen ;-)

 

Die Autobahnen sind in Japan mautpflichtig und so haben wir im Handschuhfach eine kleine Box mit der sogenannten ETC-Karte. Mit dieser öffnen sich automatisch die Schranken an den Mautstationen und bezahlt wird dann erst bei der Rückgabe des Autos.

 

Anders als in der Stadt kommen wir auf der Autobahn auch tatsächlich ganz gut voran. Mit Tempo 80 – 90 km/h brüllt der Motor unserer Every zwar ordentlich, aber dafür geht es vorwärts. Alle zwanzig, dreißig Kilometer gibt es eine Autobahnraststätte, wo es wie bei uns Snacks und Getränke gibt. Dazu eine sehr saubere Toilettenanlage. Lediglich tanken kann man hier üblicherweise nicht.  

 

Fotos von unterwegs

 

Kurz bevor es dunkel wird kommen wir im  Ten-Ei Village an. Puuh, es hat doch alles bis hierhin ein wenig länger gedauert. Aber das hatten wir ja schon letztes Jahr festgestellt, dass wir hier nicht mit unseren sonst üblichen Zeitabschätzungen rechnen dürfen.

 

Rings um das Community Center Hatoriko Kogen stehen überall Wohnmobile. Wie cool ist das denn!!! Im Hauptgebäude finden wir eine Rezeption. Ohne dass wir groß etwas sagen, ist sofort klar dass wir die beiden fehlenden Deutschen sind. Witzig. Wir lernen jetzt  endlich Megumi persönlich kennen. Mit ihr hatten wir vorab allerlei Emails geschrieben und sie hatte schon darauf gewartet, wann wir denn eintreffen. 

 

Wir bekommen unsere FICC Bändchen mit unserer Teilnehmerkarte und dazu eine Willkommenstasche vom Treffen überreicht und dürfen dann in der Wohnmobilzone direkt hinter der nebenan gelegenen Raststätte (die heißen hier übrigens Michi-no-Eki und sind deutlich netter als bei uns so klassische Rastplätze) einen Stellplatz aussuchen. Wir nehmen einfach einen Platz in der Mitte, um uns herum rund 20 andere Wohnmobile. Allerdings keines so klein wie unseres ;-)

 

 

Schnell bauen wir auf, denn wir wollen ja noch zur Willkommensparty. Die ist zwar bereits mittags mit der Eröffnungsparade gestartet, aber wird ja wohl noch andauern. Mit dem Shuttlebus fahren wir zur „Beerhall“ und stellen dabei fest, dass diese gerade mal 300 Meter entfernt ist. Bei der Bierhalle handelt es sich um eine große Veranstaltungshalle. Ringsherum hängen an den Wänden große Flaggen, auf der einen Seite ist eine Bühne aufgebaut und in der Mitte stehen zahlreiche Tische. Und wir kommen genau passend zur Abschlussrede! Na gut, scheinbar dauern hier Parties nicht so lang. Es gibt noch ein paar Snacks, wir quatschen ein wenig mit anderen und sind dann doch froh gemütlich an unserer neuen Tisch-Stuhl-Kombi vor unserem Wohnmobil zu sitzen. Ein wenig kaputt sind wir ja schon. 

 

Jippieh - angekommen auf der FICC International Rally!

 


FICC Rally - Erholungstag

Sonntag, 29.09.2019

 

Wir haben gut in unserem Mini-Wohnmobil geschlafen, auch wenn es nicht ganz so komfortabel ist wie unser Indy zu Hause. Das hat weniger etwas mit der Länge bzw. Kürze des Fahrzeugs zu tun, sondern eher mit der für unseren Geschmack recht harte Liegefläche. Wir haben zwar schon unsere zwei Decken und einen Schlafsack aus unserem Sleeping Set als Unterlage umgenutzt, aber es bleibt einfach hart. Na gut, irgendwie hatten wir dies irgendwie vom letzten Jahr verdrängt. Dafür haben wir diese Nacht, im Vergleich zum letzten Jahr, tatsächlich zum Schlafen die Heckklappe geschlossen. Das hatten wir aufgrund der hohen Temperaturen im letzten Sommer nicht ausprobiert. Nur hier oben wurde es gestern Abend und auch über Nacht ein wenig frisch. Vorab hatten wir schon den Hinweis bekommen, dass sich Ten-Ei Village in den Bergen befindet und wir deshalb Winterkleidung mitbringen sollten. Die Einschätzung mag ein wenig der Übersetzung geschuldet sein, aber ein Pulli für die Nacht ist schon angebracht.

 

Unseren ersten Tag auf der Campingrally haben wir absichtlich nicht verplant, wir wollen heute erst einmal ankommen. Und so bekommt ihr jetzt erst mal eine kurze Führung durch unser neues Zuhause für die nächsten zehn Tage:

 

Bei unserer Every handelt es sich um das Modell Every von Suzuki. Dieses gibt es als Bus oder Transporter Variante und wird von Suzuki seit fast dreißig Jahren gebaut. Unser Modell stammt aus der fünften Generation, welche von 2005 bis 2015 gebaut wurde. 

Wer sich für die Modellgeschichte unserer Every interessiert, kann hier bei Wikipedia mehr dazu lesen https://de.wikipedia.org/wiki/Suzuki_Every (die japanische Seite ist deutlich umfangreicher). 

 

Im Wohnbereich befindet sich eine Liegefläche (ca. 1,85m Länge), die man auch umbauen kann sodass man dann einen Tisch mit zwei Bänken hat. Das haben wir allerdings nur einmal für die Fotos gemacht. Der Wagen hat auf beiden Seiten eine Schiebetür, was wir sehr praktisch finden. Unter der Liegefläche befinden sich jeweils zwei Fächer, in die unsere Sachen gut reinpassen. Das Fach mit dem Rucksack auf dem Foto ist geschätzt lockere 40 cm breit, 60 cm tief und 30 cm hoch. Theoretisch würde somit auch ein Trolley dort reinpassen, wir fühlten uns vorab aber mit unseren Rucksäcken wohler. 

 

Im hinteren Bereich befindet sich unter der Liegefläche eine große Schublade, in der wir unsere Küche einrichten. Dahinter ist grob noch eine Küchenrolle-Länge Platz, passend für unsere die Pfanne und den Topf aus unserem Cookingset. Neben der Schublade befindet sich die Aufbaubatterie und irgendein Ladegerät. Dazu ist dort noch Platz für unseren Gaskocher. 

 

Geladen wird die Aufbaubatterie über ein Solarpanel auf dem Dach. Und für unsere zahlreichen mobilen Geräte gibt es am grünen Steuergerät der Solaranlage zwei USB-Anschlüsse und daneben am roten Spannungswandler noch zwei Anschlüsse für 220 V (bzw. hier in Japan sind es ja 100 V > Adapter nicht vergessen oder bei Don Quijote in Tokyo kaufen) und zwei weitere USB-Anschlüsse. Damit kommen wir gut zurecht. 

 

Ansonsten benötigt unsere Every Benzin zum Fahren (rote Zapfsäule, Benzin =レギュラー), typischerweise wissen die Tankwarte aber schon von alleine was der Wagen benötigt. Ihr müsst lediglich zum Öffnen des Tankdeckels unten am Fahrersitz den kleinen Knopf drücken und der Tankwart kümmert sich um den Rest.

 

Bilder unserer Every

 

Als Nächstes wollen wir uns einmal unsere nähere Umgebung angucken und lernen direkt unsere Nachbarn kennen. Kaum einer von ihnen spricht Englisch, aber wir verstehen uns mit händisch-füssisch. Unser Wohnmobil scheint hier auf jeden Fall auf Interesse zu stoßen, dazu noch bewohnt von Zweien aus Doitsu. So heißt Deutschland auf japanisch. Witzig. 

 

Rings um das Community Center sind drei Plätze für Wohnmobile eingerichtet, wobei sich auf zweien verschiedene Campingclubs gruppiert haben und wir sind scheinbar auf dem Platz der Einzelreisenden gelandet. Dafür haben wir das Toilettenhäuschen der Raststätte direkt um die Ecke. Das passt uns gut, denn ein Badezimmer haben wir leider nicht an Bord. Auf jedem Platz steht ein dicker blauer Stromgenerator sodass auch alle ohne Solarzellen gut mit Strom versorgt sind. Neben unserem Stromgenerator liegt ein großer Haufen Sandsäcke, die sind weniger zum Schutz vor Überschwemmung als zum Abspannen von Markisen o. ä. gedacht. 

 

Unsere Nachbarn für die nächsten Tage

 

Rund anderthalb Kilometer entfernt liegt der Campingplatz Angel Forest, dessen Duschbereich wir mit unserer Teilnehmerkarte nutzen dürfen. Netterweise gibt es einen Shuttlebus dorthin. Und so kommen wir erstmals in den Genuss ein Onsen, ein japanisches Thermalbad, zu besuchen. Eigentlich hatten wir ja damit gerechnet, dass es auch einen einfachen Duschbereich gibt, aber an so ein morgendliches Entspannungsbad in den heißen Becken könnten wir uns glatt gewöhnen.

 

Typischerweise sind Onsen nach Geschlechtern getrennt, so auch hier und so verschwinden Jens und ich am ersten Tag hinter einem blauen bzw. einem roten Vorhang und lassen uns überraschen, was sich dahinter verbirgt. 

 

Im ersten Raum befinden sich zahlreiche Schließfächer, das ist einfach zu verstehen. Ausziehen – ja, vollständig – und Kleidung einschließen. Mit dem Handtuch vor dem Körper geht es durch eine Schiebetür in den Waschraum. Es ist angenehm warm hier. Es gibt mehrere Reihen mit Waschplätzen. An jedem steht ein kleiner Hocker, eine große Schüssel und Pflegeprodukte wie Duschgel, Shampoo und Spülung. Dazu hat jeder Platz eine Duscharmatur und einen Spiegel. Und jetzt heißt es erst einmal Körperreinigung, bevor es dann entweder hier im Innenbereich in das heiße Becken geht oder aber draußen. Im Außenbereich gibt es hier direkt mehrere Becken zur Auswahl. Mir gefiel am besten der Steinbottich, es fühlt sich an wie in einem überdimensionierten Blumentopf mit angenehm heißen Wasser zu sitzen. Zum Abschluss geht es dann, wieder drinnen, unter die Dusche, hier werden dann auch erst die Haare gewaschen. Das lese ich allerdings erst später. Nach dem Abtrocknen und wieder Anziehen gehe ich noch in einen Nebenraum, dort kann man sich die Haare trocknen. Föhne, Bürsten, Haarspray stehen auf einer Anrichte  und dazu gibt es noch allerlei Kosmetikprodukte und einen Wasserspender. Klasse. 

 

Das Angel Forest ist, wie ihr euch dies inzwischen vielleicht denken könnt, nicht nur ein einfacher Camping (übrigens nur Zelte, keine Wohnmobile). Sondern man kann hier vor allem im Grünen sich ein Häuschen mieten. Von kleinen Hütten bis zu großen Häusern ist für jeden Wunsch etwas dabei. Dazu ist hier alles auf Hundebesitzer ausgelegt. Es gibt eigene Dog Villen, Auslaufzonen für Hunde, Wasserspender für Hunde und so weiter. Im Büffetrestaurant gibt es einen Sitzbereich für Besucher mit Hunden und sogar ein eigenen Büffetbereich mit verschiedenem Hundefutter zur Auswahl. Prompt treffen wir übrigens auf ein Pärchen, welches mit seinen zwei Neufundländern hier ihren Urlaub verbringt. 

 

Angel Forest Nasu shirakawa Camp Park

Lage: 37.23038, 140.05443

Webseite: http://www.ang-f-ns.com

Infos zum Onsen: http://www.ang-f-ns.com/spa/hotspring/index.html

Infos für Hundebesitzer: http://www.ang-f-ns.com/dog/index.html

 

Angel Forest Nasu shirakawa Camp Park

 

Heute findet für uns überraschenderweise das „Tenei Commerce Festival 2019“ am Community Center statt. Da gehen wir doch direkt mal auf der anderen Straßenseite gucken. 

 

Auf der Wiese hinter dem Community Center sind ringsherum Zelte aufgebaut und eine Handvoll Foodtrucks stehen in einer Reihe. Es werden zumeist lokale Produkte verkauft, dazu gibt es lustige Gewinnspiele und verschiedene Bastelstände. Erinnert uns an ein typisches Dorffest. 

 

Und so werden wir direkt am ersten Stand fröhlich begrüßt und bemalen unsere erste Daruma Puppe (Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Daruma). Bei dieser handelt sich um einen klassischen japanischen Glücksbringer. Das Besondere an ihr ist, dass sie zu Beginn Augen ohne Pupillen hat. Der Besitzer von ihr formuliert einen Wunsch und malt ihr eine erste schwarze Pupille. Wenn der Wunsch dann in Erfüllung gegangen ist, wird auch die zweite Pupille gemalt und anschließend die Puppe verbrannt. Dann nehmen wir noch an einem Gewinnspiel teil. Hier geht es darum innerhalb von 30 Sekunden ohne Waage 88 ± 3 Gramm Reis in ein Gläschen abzufüllen. Eine witzige Idee und in der Tat klappt es bei Jens. Wir schlendern durch die Reihen, essen leckere Misosuppe und bemalen noch Fächer mit Tusche. 

 

Tenei Commerce Festival 2019

 

Neben den offiziellen Programmpunkten der FICC Rally bekommen wir verschiedene Einladungen, bei denen Campingclubs zu gemütlichem Zusammensein einladen. Zuerst geht es heute zur Japan Party des Clubs „Trailer Adventure Spirit“. Wir sind scheinbar typisch deutsch und stehen pünktlich um 15 Uhr bei deren Clubzelt und sind die Ersten. Wir schütteln zur Begrüßung zahlreiche Hände und werden einmal am Büffet entlang geleitet. Es gibt unterschiedlichste Spieße vom Grill, Sushi, diverse Teigtaschen, in Wasser garende interessante Dinge und allerlei Anderes. Waoh, das ist ja ein tolles Angebot hier. Schnell kommen wir so auch in Kontakt mit den anderen Teilnehmern, und das ist wirklich klasse so. 

 

Im Anschluss geht es zur Einladung der Camping Association von Taiwan. Dort findet nächstes Jahr die 20th FICC Asia-Pacific Camping Rally statt. Es gibt zahlreiche Reden, eine lustige Tanzeinlage und natürlich etwas Leckeres zu Essen. Bisher hatten wir Taiwan noch nicht ganz so auf unserer Reiselandkarte, aber warum nicht mal zum Campingurlaub nach Taiwan fliegen?

 

20th FICC Asia-Pacific Camping Rally Taiwan 

Anmeldung hier: http://www.camp.org.tw/2020aprficcEn.php

Veranstaltungszeit: 30.04. – 04.05.2020

Veranstaltungsort: Longmen Camping Area Service Center

Lage: 25.01941, 121.93458

 

Zum Abschluss des abwechslungsreichen Tages findet tritt draußen auf der großen Bühne nun noch ein Auftritt einer Yosakai Gruppe statt. Bei Yosakai handelt es sich um einen sehr schnelle Tanz-performance von mit traditionellen, japanischen Elementen zu moderner Musik. Uns gefällt’s! Die Gruppe Aizu Gojin kommt aus Aizu Wakamatsu, der nächsten größeren Stadt hier in der Region und heute tritt hier die Jugendgruppe auf. Zum Abschluss wirbeln die Tänzer durch’s Publikum und fordern uns auf mitzumachen, sehr cool. Als kleines Andenken gibt’s dann für alle „Mutigen“ eine Urkunde und ein Holzamulett J

 

Yusokai in Japan

Wikipedia: https://en.wikipedia.org/wiki/Yosakoi

Yosakai Gruppe Aizu Gojin: http://gojin-aizu.com, Video: https://youtu.be/YeGKZgv2Pkw

 

Unser Tag auf der FICC Rally 

 

Die Veranstaltung endet mit einem tollen Feuerwerk, bei dem es leider mittendrin anfängt zu Regnen. Rasch bewegen sich alle unter die Pavillons und auch so haben wir einen guten Ausblick in den Himmel. 

 

Was ein abwechslungsreicher Tag heute. Ruhig Ankommen und Nichtstun hat heute irgendwie geklappt, aber so war es auch viel toller!

 

Wir sitzen unter der geöffneten Heckklappe auf unserem blauen Plastikstühlen und denken uns so, gut, dass die Heckklappe ganz schön groß ist. Trotzdem fängt es langsam an ungemütlich zu werden. Das kleine Auto ist wohl doch eher für trockenes Wetter geeignet. 

Einer unserer Nachbarn sieht uns draußen sitzen und kommt mit einem „Halb“-Zelt vorbei. Das ist ja toll. Schnell bauen wir dieses gemeinsam auf und siehe da, es passt genau über unsere Heckklappe und schon haben wir einen trockenen Sitzplatz. So lässt es sich super sitzen und den Abend ausklingen.

 

Unsere Every mit Zelt


FICC Rally – Excursion Nr. 1

Montag, 30.09.2019 

 

Ziel der FICC Rally hier in der Fukushima Prefecture ist ja zu zeigen, dass die Region sich nach und nach von dem Disaster im März 2011 erholt hat und dass es hier tolle Ecken gibt um Urlaub zu machen. Dementsprechend gibt es jeden Tag ein Ausflugsprogramm, wovon wir vorab zwei Touren reserviert haben Und so geht es heute erst zum Obstpflücken, dann zu einer Brauereibesichtigung und zum Abschluss steht noch der Besuch eines Schreins auf dem Programm.

 

Pünktlich um 9 Uhr sitzen wir gemeinsam mit rund 30 anderen Teilnehmern im Bus und los geht’s. 

 

Die Obstplantage Azuma Orchard liegt westlich von Fukushima Stadt an der Obstroute und bis dort sind es rund 100 Kilometer. Anfangs kommen wir nicht wirklich schnell voran, die Straßen sind sehr eng und es geht in unzähligen Serpentinen rauf und runter. Da ist ein Reisebus ganz schön unhandlich, gut dass wir nur so ein kleines Auto haben. 

 

Während der Fahrt erhalten wir Informationen über das Dorf Ten-Ei, welches rund 5000 Einwohner hat und dazu von Ost nach West 45 Kilometer lang ist. Also eher dünn besiedelt hier.

Webseite von Ten-Ei Village: http://ten-ei.net

 

Nachdem wir die Berge verlassen haben, geht es vorbei an goldgelb in der Sonne glänzenden Reisfeldern. Es ist gerade Erntezeit und fasziniert gucken wir uns die Erntemaschinen an, die ähnlich wie bei uns Mähdrescher aussehen, aber doch deutlich kleiner sind und ein Raupenfahrwerk haben. Spannend. Hoffentlich sehen wir noch einen auf unserer Tour aus der Nähe. Unter Anderem stellt die Firma Kubota Erntemaschinen für Reis. Hier mal zwei Youtube-Videos zu den Maschinen.

 

Erntemaschine für Reis von Kubota

Kleines Modell: https://youtu.be/MTzHbMC8GzY

Großes Modell: https://youtu.be/omVdxBXAWVo

Webseite über Reis-Erntemaschinen: https://www.jnouki.kubota.co.jp/product/combine/

 

Nach rund zwei Stunden erreichen wir die Obstplantage von Azuma Orchard. Hier steigen wir in einen kleineren Bus um und ab geht’s zur Birnenplantage. Hier sind gerade die japanischen Birnen „Hosui“ reif. Wir dürfen so viele pflücken, wie wir vor Ort essen können. Die Birnen sind ganz schön groß und leuchten gelb in der Sonne. Die Bäume sind sehr niedrig und so laufen wir alle in gebückter Haltung durch die Plantage und suchen nach der Hübschesten. Die Birnen schmecken süß und sind sehr saftig. Das schmeckt lecker!

 

Fruit Picking bei Azuma Orchard

Lage: 37.81314, 140.42353

Webseite: http://www.dab.hi-ho.ne.jp/aduma/

 

Wer selbst auch mal Obst pflücken möchte, hier gibt es eine Übersicht zu den verschiedenen Obstplantagen und deren Produkte: https://fukushima-guide.jp/experience/fruit-picking/

 

Oder falls sich jemand selbst einen Birnenbaum in den Garten setzen möchte, hier gibt es welche zu kaufen: https://www.baumschule-horstmann.de/birne-nashi-hosui-73_63242.html

 

Zum Birnenpflücken nach Fukushima

 

Als Nächstes fahren wir wieder gen Süden und kehren beim Restaurant Dschingis Khan von der Asahi Brauerei zum Mittagessen ein. Wir nehmen an einer langen Tafel Platz und immer Vier teilen sich einen eigenen Tischgrill. Netterweise teilen wir uns diesen mit zwei Japanern sodass wir direkt beigebracht bekommen wie man das Grillgut zubereitet. Zuerst kommt das Gemüse, hauptsächlich Sojasprossen auf den Grill und erst obendrauf wird das sehr dünn geschnittene Hammelfleisch gelegt. Damit nichts festbackt, wird der Grill zwischendurch mit dem Stück Fett eingeschmiert. Wir verbringen hier ein sehr nettes Mittagessen. Lediglich die Zeit ist knapp bemessen, in 40 Minuten geht es bereits zur Brauereibesichtigung (dies ist auf jeden Fall einer der Grüne warum wir sonst nicht so oft auf Bustour gehen).

 

Gut gestärkt geht es dann im Schnelldurchlauf durch den Besucherbereich der Brauerei. Durch große Fenster kann man hier einen Blick auf die großen Kessel werfen, dazu gibt es einige kleine Filmchen zur Bierherstellung. Und zum Abschluss gibt es natürlich noch eine Bierprobe. Drei Bier in 15 Minuten schaffen übrigens auch wir nicht. 

 

Asahi Brewery Motomiya

Lage: 37.4804, 140.38203

Webseite: https://www.asahibeer.co.jp/brewery/fukushima/

 

Besichtigung der Asahi Brewery Motomiya

 

Überraschenderweise geht es nun nicht direkt zum Schrein, sondern wir legen noch einen Zwischenstopp ein. In 15 Kilometern Entfernung - hier dauern diese so eine gute halbe Stunde - befindet sich die Miso-Manufaktur Horaiya Honten, ein kleiner Familienbetrieb, in dem verschiedene Produkte wie z. B. Miso, Koji und Amazake hergestellt werden. Hübsch in weiß gekleidet, geht es ab in die Produktionsräume und wir bekommen eine gute, englischsprachige Führung durch die Räumlichkeiten. Klasse!

 

Miso-Manufaktur Horaiya Honten

Lage: 37.37375, 140.39629

Webseite: https://www.e-horaiya.com/en/

Rezeptvorschläge: http://miso.or.jp

 

Besichtigung der Miso-Manufaktur Horaiya Honten

 

Im Kaiseizan Daijingu Shrine (Lage: 37.39772, 140.35329, Webseite: https://www.kaiseizan.jp) nehmen wir noch an einer Zeremonie teil und dann geht es wieder zurück nach Ten-Ei Village. Das war ein ganz schön sportliches Programm heute. Am besten hat uns übrigens die Führung durch die Miso-Manufaktur und das Birnenpflücken gefallen. Anstatt einen kurzen Einblick in die Brauerei hier zu bekommen, wären wir gerne länger beim Mittagessen sitzen geblieben. 

Landschaftlich ging es zurück wieder durch endlose Reisfelder und dann ab in die bewaldete Hügelwelt hoch nach Ten-Ei. In den Bergen sind übrigens im Winter die Straßen teilweise beheizt, da hier bei Schnee sonst kein Durchkommen wäre. 

 

 

Nach so viel Aktivität tagsüber, können wir aber noch nicht die Füße hochlegen. Heute Abend findet die Willkommensparty der Korean Camping & Caravaning Federation statt und anschließend lädt der Formosa Camping & Caravaning Club aus Taiwan zum geselligen Beisammensein ein. Dort lernen wir die Mitglieder des Camping Clubs aus Nagoya kennen. Die Drei haben Fotos von Nagoya dabei und dazu eine Flasche Gin aus Nagoya, so kann man sich auch gut ohne eine gemeinsame Sprache verstehen. 

 

Und das Highlight des Abends ist dann unser Treffen mit den Besitzern des Campingplatzes Arinomi En aus Narita, welche wir letztes Jahr kennengelernt haben (Webseite: https://arinomi.co.jp/english/, japanisch: https://arinomi.co.jp). Rikuya und sein Papa sind mit ihrem Airstream Wohnwagen hier in den Norden gekommen und bleiben zwei Tage. Bei unserem Besuch letzten Sommer wussten wir gar nicht, dass wir auf einem wirklich bekannten Campingplatz gelandet sind. Hier auf dem FICC Treffen haben wir innerhalb der kürzesten Zeit von allen möglichen, anderen Teilnehmern erfahren, dass sie natürlich Familie Suzuki kennen. Und hätten wir bei unserem Aufenthalt bei Familie Suzuki nicht den Aufkleber der FICC Rally bekommen, wären wir auch nie auf die Idee gekommen zu einem Campingtreffen wieder nach Japan zu fahren. Wir freuen uns, dass die Beiden hier sind und verbringen einen gemütlichen Abend in ihrem Airstream. 

 

 

 

Unser zweiter Abend auf der FICC Rally


FICC Rally – Rundfahrt nach Aizu Wakamatsu

Dienstag, 01.10.2019 

 

Nachts ist es hier in der Tat recht frisch. Die Sonne geht so um 5 Uhr 30 auf und sobald die ersten Sonnenstrahlen sich über unseren Parkplatz ausbreiten, wird es angenehm warm. Dement-sprechend ist es auch weniger verwunderlich, dass hier eigentlich alle um 7 Uhr schon putzmunter über den Platz laufen. Von unserem Nachbarn gegenüber erfahren wir heute früh was sich in seiner Holzkiste befindet, die er irgendwie immer nach dem Sonnenstand ausrichtet. Eigentlich dachten wir ja, dass es einen Zusammenhang zu den zahlreichen Antennen und diversen technischen Geräten gibt, aber nein. Es ist ein selbstgebauter Dörrautomat. Heute früh gibt es gedörrte Apfelscheiben und Zwiebelstücke. Lecker. Dazu bekommen wir von unserem benachbarten Origami-Profi jeder ein Sakeglas und einen Campingbecher geschenkt, beschriftet mit unseren Namen. Das ist ja eine tolle Überraschung. Jetzt müssen wir nur nochmal herausfinden, welcher welcher ist ;-) Und beim Nagoya Camping Club Family werden wir zum Frühstück eingeladen, es gibt Octopus-Cracker mit Rührei und diverse Saucen. Überraschend lecker. Und wir sind wieder einmal sehr erstaunt darüber, wie sich hier alle um uns Kümmern! Das ist wirklich toll. 

 

Morgens auf der FICC Rally

 

Heute haben wir uns eine eigene Tour vorgenommen. Schließlich möchten wir ja mit unserem Winzmobil auch ein wenig durch die Gegend fahren. Hier unsere geplante Route, die rund 120 km lang ist. Das sollten wir auch mit dem geringen Tempo auf den japanischen Straßen innerhalb eines Tages schaffen. 

 

Rundtour nach Aizu Wakamatsu

 

Unsere Tour führt uns zunächst ins Freilichtmuseum Ouchi-juku. Unterwegs werfen wir noch einen kurzen Blick auf den „Husband and Wife“-Rock, eine Felsformation, die am Ufer des Aga Flusses liegt. Der Fluss windet sich hier sehr schmal durch sein Tal und hat am Rand einige interessante Felsen zurückgelassen. 

 

Bei dem Dorf Ouchi-juku handelt es sich um eine ehemalige Poststation. Links und rechts der ehemaligen Hauptstraße reihen sich restaurierte Häuser mit strohgedeckten Dächern. Letztere sind im Vergleich zu den Häusern in Shirakawa-go deutlich flacher. Hübsch sieht es hier aus und dazu ist wenig los. Die Anzahl der Parkplätze außerhalb des Dorfes lassen darauf schließen, dass hier zu anderer Zeit doch deutlich mehr los ist. In den Häusern befinden sich zur Hauptstraße hin Souvenirshops, Teestuben oder Restaurants. Am Ende kann man eine steile Treppe zu einem Schrein hochsteigen und einen Blick über die Häuser werfen. Und in der Dorfmitte gibt es noch ein Museum, in dem die damalige Inneneinrichtung gezeigt wird und auch der Aufbau der Dächer erklärt ist. 

 

Ehemalige Poststation Ouchi-juku

Lage: 37.33374, 139.86092

Webseite: http://ouchi-juku.com

Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Ōuchi-juku

Eintritt Museum: 250 Yen (2 Euro)

Parkgebühr: 400 Yen (3,30 Euro)

 

Besichtigung von Ouchi-juku

 

Weiter machen wir einen Schlenker zum Inawashiro See, verfahren uns ein wenig zwischen goldgelben Reisfeldern und finden irgendwann dann doch einen Abzweig zum See. Bei Googlemaps sind übrigens mehrere Campingplätze am Ufer eingezeichnet. Bei dem, den wir uns zum Angucken rausgesucht haben, handelt es sich übrigens um einen Zeltplatz direkt am Seeufer. Leider somit nicht für unser Wohnmobil geeignet, aber trotzdem gut gemacht und bestimmt könnte man auch einfach auf dem Parkplatz übernachten. Es gibt Waschbecken, Grillstellen und ein WC-Häuschen und im Sommer ist dies vermutlich auch bewirtschaftet. Nur jetzt halt nicht, aber immerhin drei Zelte stehen gerade am Seeufer. 

 

Über viele schmale Straßen schlängeln wir uns gemütlich wieder zurück zu unsere FICC Rally. Das war ein schöner Ausflug! Und heute ist kein Abendprogramm geplant und so schlendern wir ein wenig über den Platz, quatschen ein wenig händisch-füssisch und fallen einfach mal früh ins Bett. 

 

Fahrt zurück nach Tenei Village


FICC Rally - Exkursion Nr. 2

Mittwoch, 02.10.2019 FICC Rally 

 

Wir haben uns gestern Abend extra einen Wecker gestellt, da ja heute wieder eine Exkursion mit dem Bus auf dem Programm steht. Völlig unnötig so ein Wecker hier, denn wir werden von ganz allein um 6 Uhr wach. Und dazu war es wirklich recht frisch heute Nacht und so genießen wir die ersten Sonnenstrahlen. 

 

Ein wenig später, wir sitzen gerade gemütlich beim Frühstück in der wärmenden Sonne, als überraschenderweise der Chef des japanischen Campingclubs vorbeikommt. Kazuhiro spricht übrigens richtig gut Deutsch und so verstehen wir auch sofort was er möchte. Heute Abend findet ja die „International Night No. 2“ statt und wir haben dort ja die Aufgabe uns vorzustellen. Von 17.30 – 17.40 sind wir dran, nach Frankreich und vor Luxemburg. Hmm, das ist ja mal eine spontane und interessante Info am frühen Morgen. 

 

Wären wir regelmäßige Teilnehmer von Campingtreffen, hätten wir bestimmt schon gewusst oder zumindest geahnt, dass es so einen Programmpunkt geben wird. Aber als so unerfahrene Rally-Teilnehmer wie wir, fühlen wir uns gerade ein wenig überfordert. Aber wir haben ja noch zehneinhalb Stunden Zeit für die Vorbereitung und sind davon nur zehn Stunden auf Exkursion. Und wir können übrigens beide weder singen, noch tanzen, geschweige denn ein Musikinstrument spielen. Gut, dass wir eine längere Busfahrt vor uns haben. Da wird uns ja bestimmt eine zündende Idee kommen.

 

Abendprogramm der International Night No. 2

 

Aber bevor wir uns jetzt zu sehr mit unserer Abendaufgabe beschäftigen, es sind ja noch genügend Stunden bis dahin, geht es nun erst einmal auf Exkursion. Wie schon eingangs beschrieben, findet diese Campingrally ja in der Fukushima Präfektur statt, um uns zu zeigen, wie sich die Region seit dem Desaster 2011 entwickelt hat. Und dazu gehört natürlich auch sich mit der Nuklearkatastrophe selbst zu beschäftigen und so machen wir heute einen Ausflug zum Kernkraftwerk Fukushima Daiichi

 

Auch für uns, trotz unseren zahlreichen Reisen, sicherlich keine Selbstverständlichkeit so ein havariertes Kernkraftwerk zu besichtigen. Falls euch also gerade in den Sinn kommt, wie kann man denn so was machen, dann willkommen bei unseren Überlegungen dazu. Nach intensiven Diskussionen vorab haben wir allerdings für uns entschieden, dass wir uns dies angucken möchten und letztendlich war es auch mit einer der Entscheidungspunkte für unsere Teilnahme an der Campingrally. 

 

Schnell ist klar, dass heute die Exkursion etwas anders als vorgestern abläuft. Schon bevor wir in den Bus steigen, werden unsere Pässe kontrolliert und auch, ob wir schön langärmelige Kleidung und festes Schuhwerk tragen. Begleitet werden wir von einem Journalisten aus Fukushima City und zwei Dolmetschern, einmal für die Übersetzung auf Englisch und einmal für die taiwanesischen Camper. 

 

Unterwegs nach Fukushima Daichii

 

Für die Strecke bis zum Kernkraftwerk brauchen wir rund zwei Stunden. Unterwegs bekommen wir viele Informationen wie die Abläufe damals waren. Es ist schon ein deutlicher Unterschied darüber zu lesen, was wir ja im Vorfeld unserer Reise gemacht haben, oder es von jemandem erzählt zu bekommen, der die Katastrophe selbst erlebt hat. 

 

Rund 10 Kilometer südlich vom Kraftwerk liegt das Tepco Decomissioning Archive Center. Dort werden wir in Empfang genommen und in einen Besprechungsraum geführt. Direkt nach der Begrüßung spricht die Tepco Mitarbeiterin eine ausführliche Entschuldigung für das entstandene Leid aus. Danach bekommen wir anhand diverser Luftschaubilder die aktuelle Lage gezeigt und dann geht es auch schon los. 

 

Unsere Sachen müssen wir im Raum lassen, also auch unsere Mobiltelefone und somit gibt’s keine Fotos von unserem Ausflug, zumindest keine eigenen. Auf der Webseite von Tepco gibt es aber einiges an Bildmaterial, also guckt einfach unter den nachfolgenden Links wie es dort heute ausschaut:

 

TEPCO Decomissioning Archive Center: http://www.tepco.co.jp/fukushima_hq/decommissioning_ac/

Fotos: http://www.tepco.co.jp/decommission/visual/album/

Videos: https://www4.tepco.co.jp/library/movie/detail-j.html?catid=61709&video_uuid=osv18l34

Virtual tour: http://www.tepco.co.jp/sp/insidefukushimadaiichi/index-j.html

 

Für uns geht es nun mit einem anderen Bus durch die Sperrzone zum Kraftwerk. Wir fahren durch die verlassene Gegend und es ist schon sehr befremdlich zu sehen, dass hier die Zeit stehen geblieben ist. Auf der Hauptstraße ist es gar nicht so leer, aber links und rechts davon ist alles verlassen, nur die Natur wächst und fängt an Autos, Häuser usw. zu bewuchern. Es geht durch mehrere Checkpoints und dann stehen wir auch schon auf dem Kraftwerksgelände. Hier hingegen ist ordentlich Betrieb und es wirkt auf den ersten Blick nicht groß anders als bei uns ein Fabrikgelände. Immerhin arbeiten momentan etwas mehr als 3500 Mitarbeiter auf dem Gelände und man rechnet damit dass die Arbeiten rund 30 – 40 Jahren andauern werden.

 

Als Erstes gibt es jetzt Mittagessen, welches wir in der Werkskantine von Tepco zu uns nehmen. Ein wenig ungewöhnlich für uns ist das vorherige Straßenschuhe ausziehen und Schlappen anziehen. Ansonsten ist der Ablauf in einer japanischen Kantine scheinbar auch vergleichbar zu unseren Kantinen zu Hause. Im Eingangsbereich sind angerichtete Teller mit den heutigen Gerichten ausgestellt, wir merken uns den zugehörigen Buchstaben und stellen uns in die passende Schlange an. Geschmacklich sind unsere beiden Gerichte ganz ok, erinnert somit auch an Zuhause. Nach dem Essen bringt jeder sein Tablett zurück, welches hier nicht einfach nur auf ein Förderband gestellt wird, sondern wir sortieren unsere diversen Schälchen auf die Stapel an dreckigem Geschirr. Ich würde mal sagen, hier kommen bestimmt zwanzig verschiedene Sorten Geschirr zum Einsatz.  

 

Als Nächstes zeigt sich, dass es gar nicht so einfach ist in den zentralen Teil des Kraftwerks zu kommen. Nach der Passkontrolle geht es mit einem zweiten Besucherbändchen mit Chipkarte um den Hals (wir haben inzwischen jeder nun drei Stück umhängen, einmal unser Rally-Kärtchen und nun noch zwei von Tepco) durch einen Metalldetektor zum nächsten Sammelpunkt. Hier bekommen wir alle Warnwesten – für Frauen in pink – und einen Dosimeter zum Umhängen. Mal gucken, ob der nachher immer noch 0,0 anzeigt. 

 

Wir steigen in Bus Nr. 3 und los geht es auf eine Rundfahrt über das Gelände. Wir halten in Sichtweite der Reaktoren und bekommen erklärt, wie der Rückbau der Einzelnen voran geht. Dazu sehen wir die riesigen blauen Tanks, in denen das aufbereitete Kühlwasser gelagert wird. Am Straßenrand stehen immer wieder Messstationen mit großen Digitalanzeigen, welche die aktuelle Strahlendosis anzeigen. Und die Arbeiter, welche wir draußen sehen, tragen je nach Einsatzort unterschiedliche Schutzkleidung. 

 

Alles in allem sind wir vielleicht zwanzig, dreißig Minuten unterwegs bevor wir dann wieder am Kantinengebäude abgesetzt werden, in Bus Nr. 2 umsteigen und zurück zum Decomissioning Archive Center gebracht werden. Allerdings geht es nun natürlich auch noch durch diverse Sicherheitsschranke und unsere Dosimeter, welche tatsächlich nichts anzeigen, werden auch wieder eingesammelt. Irgendwie ging das jetzt alles echt fix rum und so sitzen wir kurz drauf auch schon in unserem Bus Nr. 1 und fahren zurück nach Tenei. 

 

Wer sich noch für weitere Hintergründe interessiert hier noch der Link zur Präfektur Fukushima: http://www.pref.fukushima.lg.jp/site/portal-de/ oder die Zusammenfassung bei Wikipedia:

https://de.wikipedia.org/wiki/Nuklearkatastrophe_von_Fukushima.

 

Hier noch ein paar Fotos von unterwegs

 

Es macht den Eindruck, dass alle ein wenig in ihren eigenen Gedanken versunken sind und so verläuft die Rückfahrt doch deutlich schweigsamer als die Hinfahrt. Wir allerdings nutzen die Fahrt um uns kreativ Gedanken über unseren Bühnenauftritt auf der International Night No. 2 zu machen. Puuh, gar nicht so einfach. 

 

Nach und nach kristallisieren sich zwei verschiedene Ideen aus unseren Diskussionen heraus. Unsere favorisierte Idee wäre sehr einfach für uns. Alle – sogar die japanischen Camper – finden es ja so spannend, dass wir tatsächlich mit einem geliehenen, winzigen Wohnmobil hier sind. Letztes Jahr haben wir ein Video von ihm gedreht und das wäre sicherlich cool dies zu zeigen. Wir haben nur leider keine Ahnung, ob es dort gleich einen Beamer gibt. Also haben wir natürlich Plan B. Anstatt ein Lied vorzubereiten, haben wir uns für einen kleinen Vortrag über uns, die Eindrücke von heute, Campingurlaub in Japan und Deutschland usw. entschieden. 

 

Zurück am Platz hängen wir uns fix unsere Womo-Deko um den Hals und los geht’s in die „Bierhalle“. Und siehe da, hier gibt’s die passende Technik für Plan A. Laptop, Beamer und dazu noch eine sehr sympathische Dolmetscherin, die ganz zuversichtlich ist unseren Text auf japanisch übersetzen zu können. Perfekt! 

 

Wir verbringen einen wirklich lustigen Abend, aufgrund der Sitzordnung diesmal eher europäisch geprägt. Und so quatschen wir nett mit Frankreich, Italien, Luxemburg und den Niederlanden. Mal gucken, wen wir aus der Runde bei der FICC International Rally 2022 in Moskau wieder sehen werden. Unser kurzer Auftritt mit dem Video über ein kleines japanisches Wohnmobil kam übrigens gut an J

 

Fotos von der International Night No. 2

 

Unser Fazit zur FICC International Rally 2019 

 

Wir haben vier tolle Tage hier verbracht und sind wirklich traurig, dass wir schon wieder abreisen. Es ging einfach so schnell vorbei. Wir wurden unheimlich freundlich von allen hier in Empfang genommen und das war für uns schon ein besonderes Erlebnis. 

 

Natürlich waren auch unsere Ausflüge interessant, sowohl die beiden geführten Touren als auch unsere eigene Rundfahrt in die nähere Umgebung. Es ist wirklich hübsch hier oben und wer vielleicht keine Lust hat auf den typischen Touristenwegen die Hauptsehenswürdigkeiten des Landes zu besuchen, für den finden sich hier auf jeden Fall schöne Ausflugsziele. 

Für den ein oder anderen mag es befremdlich sein, dass wir uns auch das zerstörte Kernkraftwerk Daichii angeguckt haben, aber es gehört einfach zur jüngeren Geschichte der Region dazu und dies wird auch noch eine ziemlich lange Zeit so sein. 

 

Auch mit unseren nicht vorhandenen Japanisch-Kenntnissen und einer recht einfachen englischen Sprache haben wir uns hier gut unterhalten können. Vielleicht nicht so tiefgreifend wie dies mit einer gemeinsamen Sprache möglich ist, aber durch gemeinsames Foto gucken und sich gegenseitig Dinge zeigen lässt sich auch schon ganz gut kommunizieren. 

 

Wir waren sehr überrascht von den vielen, zusätzlichen Veranstaltungen, die es hier neben dem offiziellen Programm gab. Dazu war es echt cool hier mit einem eigenen Wohnmobil teilzunehmen, auch wenn unsere Every ja nur gemietet war. Und auch da zeigte sich mal wieder, wie schön das Campen ist. Und unsere Nachbarn haben es uns natürlich auch leicht gemacht in Kontakt zu kommen. 

 

Danke an euch alle J

 

Unsere Japankarte bei Google Maps



Mit ♥ für euch geschrieben