Während unseres Winterurlaubs in der malerischen Steiermark beschließen wir recht spontan, zumindest für unsere Verhältnisse, Sylvester in Moskau zu verbringen. Ich hatte mir immer schon mal vorgestellt über den Jahreswechsel nach Russland zu fahren, aber dafür meinen geliebten Winterurlaub auf Camping Grimmingsicht sein lassen? Das kam nie in Frage. Aber vielleicht eine Kombination? Dieses Jahr liegen die Feiertage günstig und so haben wir vierzehn Tage am Stück frei. Schon im November gucken wir immer mal wieder nach Flügen, aber es ist doch ganz schön teuer. Und so ist die Idee wieder gedanklich in eine Schublade eingepackt und wartet auf irgendwann einmal später.
Irgendwann einmal ist dann aber gar nicht so lange hin. Eines Abends sitzen wir im Vinovino, einer gemütlichen Dorfkneipe in Bad Mitterndorf, und durchstöbern das Internet nach Angeboten. Und siehe da, die Flugpreise sind nach den Weihnachtsfeiertagen deutlich gefallen und auch die Hotelpreise sind aufgrund des fallenden Rubels erstaunlich günstig. Und so schreiben wir fix unsere Hundepension an, ob eventuell möglicherweise ganz spontan noch ein Platz über Sylvester frei wäre. Das ist leider einer der Kompromisse unseres Sylvesterausflugs, beim Fliegen kann Vanja nicht mitkommen. Und mit dem Womo fahren ist einfach zu weit. Außerdem haben wir unsere Reisepässe gar nicht erst mit nach Österreich genommen. Die brauchen wir hier ja nicht und mit so einer Spontanwendung unseres Winterurlaubs haben ja noch nicht einmal wir gerechnet. Die Antwort aus Vanjas Spieleparadies lässt nicht lange warten, Platz genug über Sylvester. Dann mailen wir unsere russischen Freunde an, ob sie sich denn immer noch über einen Besuch von uns freuen würden. Ja, klaro! Sehr sogar!
Und so buchen wir schnell unseren Flug, mit Aeroflot geht es von Düsseldorf nach Scheremetevo, und das laut Bewertungen ganz gute Hotel Bega an der Pferderennbahn für drei Über-nachtungen! Puh, was eine Wendung unsers idyllischen Winter-urlaubs. Wir hoffen es nicht später zu bereuen.
Am nächsten Morgen sind bestimmt 20 cm Neuschnee gefallen und mit ein wenig Wehmut packen wir fix unseren Baikalsprinter zusammen und machen uns auf den Heimweg nach Hause.
Es schneit, schneit und schneit. Auf einer Strecke von so rund 700km ist zuerst Österreich und dann Deutschland schnee-bedeckt. Als ob uns der Schnee noch einmal kurz sagen möchte, dass er es nicht gut findet dass wir einfach so nach Hause fahren. Auf der kompletten Sauerlandlinie (A45) ist auf einer gähnend leeren Autobahn gerade mal Tempo 60 angesagt, wegen Eisglätte. Die Alternativstrecken über Köln sind wegen Unfällen gesperrt. Was ein Wetter! Erst als wir die münsterländer Tiefebene erreichen, ist kein Weiß mehr zu sehen. Willkommen zu Hause!
So richtig lange sind wir aber gar nicht zu Hause, Womo auspacken und Trolley einpacken sind schnell erledigt und dann geht es auch schon mit der Bahn früh morgens nach Düsseldorf und dann ab nach Moskau! Kalt soll es dort sein, so minus 15 bis 20°C nachts und tagsüber auch schon mal minus 10°C. Brrrr ... hoffentlich passt das mit unserer Kleidung. Die Skiklamotten haben wir zu Hause gelassen, die sind einfach zu voluminös für Handgepäck bzw. oder wären halt das Einzige was wir mitgenommen hätten. Zwiebeltechnik wird aber auch schon irgendwie ausreichen!
Und dann geht es auch schon los - auf nach Russland! Das erste Mal für uns im Winter!!!
Am Flughafen werden wir von Philip, Olga und Vlad abgeholt - super! Kein langes Suchen nach der Bahn oder einem Bus in die Stadt und die neuen SIM Karten für unsere Handys sind auch viel schneller gekauft, als wenn wir es alleine versucht hätten (diesmal haben wir Megafon, anstatt bisher MTS, als Anbieter ausgesucht. Tipptopp Tarife!).
Auf der Fahrt zu unserem Hotel haben wir viel Zeit zu quatschen, die Straßen der Hauptstadt sind chronisch verstopft, und zu überlegen was wir die nächsten Tage alles so Schönes machen möchten! Und herrlich mal nicht auf die chaotische Fahrweise auf der Straße achten zu müssen. Ein gewisser Charme einer Achterbahnfahrt ist dennoch mit dabei!
Die Drei bringen uns zu unserem Hotel und wir verabreden uns für den nächsten Tag bei ihnen zu Hause. Wir freuen uns schon sehr auf einen ganz normalen Sylvesterabend hier, keine große Party
irgendwo in der Stadt, sondern auf ein gemütliches Zusammensitzen, essen und quatschen und was sonst noch so hier dazugehört. Wir lassen uns überraschen. Die einzigen beiden Vorgaben lauten,
Hunger mitbringen und möglichst doch vor 22h da sein. Das schaffen wir!!!
Am Eingang unseres Hotels wartet bereits kitschig beleuchtete Weihnachtsdeko auf uns, genau darauf habe ich mich so gefreut!! Das Einchecken ist auch unproblematisch und schon gehts per Aufzug in die 10. Etage des Hauses, das müsste eigentlich fast ganz oben sein. Aber ist ja dunkel, vielleicht ist es auch nicht ganz oben.
Unser Zimmer geht nach hinten raus und wir haben einen Balkon!. Wie cool! Und das Ganze sogar mit Blick auf die Pferderennbahn!! Den Aufpreis haben wir uns bei der Buchung nicht gegönnt und so ist es natürlich um so schönes einfach so ein Zimmer mit Ausblick zu bekommen. Das Zimmer ist prima ausgestattet und qualitativ doch um einiges besser als unsere bisherigen Vergleichshotels in Russland. Tipptopp Badezimmer, keine offenen Leitungen oder dubiosen Kabel irgendwohin und vor allem heißes Wasser. Und die Heizung läuft auf Hochtouren.
Wir sind zwar irgendwie ganz schön geschafft und so richtig früh ist es auch nicht mehr, nichtsdestotrotz wollen wir aber natürlich raus! Und so sind die paar Klamotten schnell ausgepackt und wir kurz drauf auch schon unterwegs die Hotelumgebung zu erkunden.
Die Temperatur beträgt gerade so um die minus 18°C und das ist doch echt kalt. Also schnell in den ersten Supermarkt und gucken was es hier so zu kaufen gibt. Es ist kein einzelner Supermarkt, sondern wie in Russland nicht unüblich ein Zusammenschluss von einzelnen kleineren Verkaufskiosks in einem Ladenlokal. Das gibt es nicht nur auf dem Land sondern erfahrungsgemäß auch in den Großstädten. Jeder Bereich hat dann so seinen Schwerpunkt, der eine entspricht quasi einem Kiosk bei uns mit Getränken, Zigaretten und Süßigkeiten, ein anderer verkauft dafür dann Backwaren und der nächsten Wurstwaren. Immer wieder spannend! Und schwups sind wir in wenigen Stunden irgendwie doch in einer anderen Welt gelandet.
Da es draußen doch ganz schön frisch ist, beschließen wir ein paar Stationen Metro zu fahren. Ich möchte mir ja gerne die verschiedenen Weihnachtsmärkte der Stadt angucken und freue mich somit direkt am ersten Abend noch zu dem an der Twerskaja zu fahren.
Weihnachten wird in Russland erst am 7. Januar gefeiert und somit quasi erst zwei Wochen später als bei uns. Das hat zur Folge, dass die Weihnachtsmärkte hier üblicherweise erst öffnen, wenn unsere bereits schließen. Und so lohn es sich quasi gar nicht vor "unserem" Weihnachten hinzufahren, außer man möchte sich natürlich keine Weihnachtsmärkte angucken. Aber wir sind ja genau deswegen hier!
Im Internet gibt es eine schöne Seite, auf der alle Märkte aufgeführt und erklärt sind. Und natürlich direkt mit einer passenden Karte zur Erkundung:
Und so geht es für uns schnell zur angenehm gewärmten Metrostationen. An der Twerskaja Straße ausgestiegen werden wir direkt wieder daran erinnert, dass es wirklich kalt ist. Aber das ist schnell vergessen, denn alles leuchtet und glitzert hier. Genauso wie ich es mir vorgestellt habe. Sehr sehr hübsch!!!
Neben den Weihnachtsmärkten gibt es auch überall noch Eislaufflächen. Die Temperaturen sind doch einfach anders als bei uns zu Hause.
Und so schlendern wir durch die Straßen, wärmen uns mit einem heißen Glühwein, der übrigens hervorragend schmeckt. Allerlei Gewürze sind enthalten und der Geschmack ist deutlich intensiver als so mancher Glühwein bei uns auf dem Weihnachtsmarkt.
Die Stände auf dem Weihnachtsmarkt sind nicht so eng gedrängt und es ist bei weitem nicht so überlaufen. Mag an den Temperaturen liegen, wobei eigentlich hier ja alle daran gewöhnt sein müssen. Das Angebot an den einzelnen Hütten ist ähnlich wie bei uns. Es gibt Weihnachtsschmuck, Kerzen, allerlei Strickwaren und Dekorationsartikel zu kaufen.
Für die Kinder gibt es als Attraktion Eisrutschen und auch ein Rentier kann bestaunt werden.
31 Dez 2014
Heute ist Sylvester
Früh morgens werden wir von einem ungewöhnlichen Geräusch geweckt. Irgendetwas klackert draußen merkwürdig. Noch recht schläfrig wundern wir uns, stellen aber schon mal fest dass es nichts in unserem Zimmer ist und auch der Fahrstuhl ist weit genug weg, als dass wir den hier hören könnten.
Kurzer Blick nach draußen - die Sonne geht gerade auf. Waoh, was für ein Anblick! Schnell Kamera suchen und ab auf den Balkon. Oh, ganz schön kalt hier! Also fix wieder rein und dicke Sachen anziehen.
Schnell erklärt sich nun auch das "dubiose" Geräusch: Auf der Pferderennbahn wird schon trainiert. Bestimmt 50 Jockeys sind mit ihrem Gespann schon unterwegs. Kein Wunder also, dass es unter uns ordentlich klackert.
Unsere morgendliche Aussicht
So schön der Anblick auch ist, wir gehen lieber wieder ins kuschelig warme Bett und erholen uns noch ein bisschen. Der heutige Abend wird lang und wir sind nicht so die typischen Nachteulen, die nachts um die Häuser ziehen. Wir haben eher schon ein bisschen Sorge, dass wir nicht bis Mitternacht durchhalten. Glücklicherweise haben wir ja den Vorteil der Zeitverschiebung, so dass wir in Moskau ja schon um zwei Stunden früher Sylvester feiern dürfen.
Mit Philip und Olga haben wir verabredet, dass wir den Tag alleine verbringen und abends dann bei ihnen zu Hause vorbeikommen. In Russland ist es üblich am Sylvestertag seine Familie, sofern man nicht abends gemeinsam feiert, vorher zu besuchen und das Jahr ausklingen zu lassen.
Für uns gibt es für die kurze Zeit, die wir hier sind einfach viel zu viele Ausflugsmöglichkeiten und so müssen wir uns irgendwie entscheiden. Wir möchten auf jeden Fall auf den Roten Platz und dort Schlittschuhlaufen und zu den Sperlingsbergen, wo es zumindest als wir im Sommer mal da waren einen Sessellift gab und wir die Hoffnung haben dort irgendwie rodeln zu können.
Los geht es aber erst einmal zum Frühstück. Der Speiseraum ist hübsch dekoriert und für mich typisch russisch, recht plüschig ausgestattet. An der Wand hängt ein großes Fernseher, der uns lautstark unterhält. Obwohl wir in unserer Welt recht spät erst zum Frühstück gehen, sind wir alleine. Das Buffet ist recht umfangreich, allerdings geschmacklich so eine Sache. Der Kaffee ist gut. Alles andere so na ja. Da hatten wir schon bessere Frühstücksbüffets, allerdings in Russland auch schon deutlich schlechter. "Gerne" erinnern wir uns zum Beispiel an unseren Hotelaufenthalt 2011 in Jeletz. Da konnten wir uns jeder aus einem Kühlschrank eine Packung Makkeroni in Sauce nehmen und diese neben dem Kühlschrank in eine Mikrowelle stellen. Aber wir sollen ja heute Abend Hunger mitbringen, insofern ist ja vielleicht auch gar nicht so schlecht nicht mit einem üppigen Frühstück in den Tag zu starten.
Auf geht's in die Stadt
Dick eingemummelt, ein wenig wärmer als gestern Abend ist es, machen wir uns auf den Weg zur Metro. Vorab gucken wir uns erst einmal das Gebäude der Pferderennbahn an. Wirklich ein sehr imposanter Bau.
Mit der Metro geht es zunächst für uns zum Roten Platz. Durch das Auferstehungstor, bei dem wir ausnahmsweise mal keine Münze werfen, genug andere Touristen sind schon dabei, geht es dann auf den großen Platz. An der Eislauffläche erkunden wir uns erst einmal, wie die Laufzeiten sind und beschließen bis zur nächsten zu warten. Und so gucken wir uns den kleinen Weihnachtsmarkt daneben an und schlendern eine Runde durch's GUM. Hier drin ist die Hölle los. Kein Wunder, sind die Temperaturen doch deutlich angenehmer hier drin. In den Gängen sind zudem allerlei Dinge ausgestellt, so dass es sich hier schön flanieren lässt. Wir hingegen gehen lieber in den dortigen Edelsupermarkt und staunen mal wieder über die leckeren Dinge, die man hier kaufen kann.
Besuch auf dem Roten Platz
Zurück geht es zum Katok (Eislaufbahn auf russisch). Vorab überlegen wir beide, wann wir wohl das letzte Mal in unserem Leben Eislaufen waren. Das muss schon wirklich lange her sein. Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich während meines Studiums mal mit einer indischen Studienkollegin Eislaufen war, die bis dahin weder Eis noch Schnee kannte. Das müsste somit bei mir so um die zehn Jahre her sein, bei Jens noch länger. Mal gucken wie das so klappt!
Am Kassenhäuschen zahlen wir die Eintrittsgebühr (500 Rubel pro Person) plus die Leihgebühr (habe ich vergessen) für die Schlittschuhe. Und dann heißt es auch schon normale flache Schuhe gegen welche mit Kufen tauschen. Ganz schön wackelig ist das. Damit soll man sich auf Eis bewegen können? Während Jens fix die Stufen runter läuft und schon auf dem Eis ist, stakse ich mehr oder weniger unbeholfen hinter ihm her. Und dann wird es auch schon ernst.
Linker Fuss, rechter Fuss, schön abwechselnd und vor allen Dingen nicht zu langsam. Sonst funktioniert das nicht. Nach der ersten Runde wird es sichtlich einfacher, auch wenn ich mich doch immer noch recht wackelig auf den Beinen fühle. Ich denke kurz darüber nach, mir so eine "Hilfsfigur" in Form eines Pinguins zu besorgen. Die könnte ich dann vor mir herschieben. Die Leihgebühr beträgt allerdings noch mal 300 Rubel und ein wenig albern wäre es ja schon. Irgendwie geht es auch ohne. Zumindest so lange ich eine Bande zum Bremsen habe. Trotz aller Unbeholfenheit macht es aber wirklich Spaß! Schade, dass es bei uns zu Hause nicht so eine tolle Kulisse gibt, dann würden wir dies bestimmt öfters machen. Nach einer gewissen Zeit setzen allerdings dann doch Ermüdungserscheinungen vor allem in den Füssen ein und so tauschen wir die Kufen wieder zurück in flaches Schuhwerk und wärmen uns erst einmal im GUM wieder auf.
Eislaufen auf dem GUM Katok
Vom GUM aus laufen wir einmal hinter der Basilius-Kathedrale entlang zur Moskva. Im Sommer sind wir hier mit einem Boot von den Sperlingsbergen aus angekommen. So richtig gut erinnern wir uns nicht mehr an welcher Stelle wir angekommen sind, aber wir folgen einfach der Kremlmauer. Hier weht ein wirklich eisiger Wind und Schneefall hat eingesetzt. Brr.... Außer uns ist hier auch keine Menschenseele zu Fuss unterwegs, dafür aber reiht sich ein Auto an das nächste. Beim nächsten Fussgängerübergang wechseln wir die Seite und blicken auf den Fluss. Anstatt von kleinen Ausflugsbooten sehen wir Eis. Ja, ihr dürft lachen. Wir kamen uns auch ein wenig doof vor, dass wir bei dem Wetter nicht darüber nachgedacht haben, dass der Fluss möglicherweise zugefroren ist....
Also ab zur nächsten Metrostation und per Bahn weiterfahren. Es gibt mehrere Metrostationen von denen man aus zu den Sperlingsbergen laufen kann. Und wie man sich denken kann, gibt es eine die liegt unten am Fluss und eine die liegt oben bei der Universität und somit oben. Wir entscheiden uns aus irgendeinem, im Nachhinein nicht mehr ganz nachvollziehbaren Grund für die Metrostation direkt an der Moskva. Bzw. nicht an, sondern auf der Moskva. Die Metrostation Worobjowy Gory ist in einer verglasten Brücke über den Fluss untergebracht.
Und dann geht es durch hübsche Schneelandschaft über verscheite Spazierwege den Hügel hinauf. Wenn nur der eisige Wind nicht wäre, aber uns wird trotzdem warm. Außer uns sind auch hier kaum Passanten unterwegs und so kommen uns auf dem ca. 30 - 45 Minuten dauernden Weg genau Zwei entgegen. Oben beim Sessellift angekommen, sehen wir gerade noch die Bediensteten des Sessellifts das Tor abschließen und in alle Richtungen zu verschwinden. Betriebszeit heute war nur bis 15 Uhr und wir haben ja schon Viertel vor. Die Viertelstunde hätte allerdings auch nicht so wirklich geholfen, außer wir wären sofort wieder runtergefahren. Jetzt gönnen wir uns erst einmal einen Hotdog und einen heißen Tee, glücklicherweise hat ein Kiosk ja noch geöffnet. Vermutlich macht das aber direkt nach uns auch zu. Denn hier oben ist sonst auch niemand. Wir auch gleich nicht mehr, denn der Wind pustet hier noch kräftiger und so machen wir uns wieder auf den Weg nach unten. Wir wählen einen anderen Spazierweg und sind nach einer halben Stunde auch schon wieder unten am Ufer der Moskva angekommen. Auf dem Weg bergab kommt uns ein Jogger entgegen. Puh, das wäre ja nichts für mich. Aber er grüßt freundlich. Beeindruckend.
Zurück geht es dann wieder von unseren Metrostation zum Roten Platz und von dort aus ab zum Hotel. Bevor wir zur Sylvesterfeier aufbrechen, wollen wir uns doch noch ein wenig erholen.
Fotos von unserem Spaziergang
Gegen 19 Uhr brechen wir auf und laufen wieder zur Metro. Philip und Olga wohnen etwas außerhalb, aber immer noch mit der Metro erreichbar. Wir sind ja doch schon sehr neugierig auf den Abend, unser erster Abend bei einer russischen Familie und das sogar direkt an Sylvester.
An der Metrostation angekommen werden wir von Philip abgeholt und so geht es im Zickzack zwischen den Wohnhäusern her. Beim Parken ihrer Autos sind Russen einfach kreativer. Davon abgesehen gibt es hier natürlich auch deutlich weniger Parkplätze im Verhältnis zu Autos. Und so ist es ganz normal in zweiter Reihe zu parken und einfach einen Zettel mit seiner Handynummer hinter die Windschutzscheibe zu legen. Ist wohl ein wenig ärgerlich, wenn man dann mitten in der Nacht rausgeklingelt wird, aber anders gehts halt nicht. Ich überlege, ob das wohl auch bei uns im Viertel funktionieren würde. Vermutlich ist das Auto dann aber schneller abgeschleppt, als dass sich jemand telefonisch melden würde.
Oben angekommen werden wir freudig von Olga und Vlad begrüßt und bekommen erst einmal eine Wohnungsführung. Ganz schön cool, was die Drei hier auf kleiner Fläche realisiert haben. Sollte also jemand mal Tipps benötigen, wie man kreativ seine Wohnung ausstattet, vermittle ich gerne den Kontakt.
In der Küche wird fleißig vorbereitet und wir fragen uns, ob wir tatsächlich die einzigen Gäste sind. Lecker sieht alles aus und wir sind wie versprochen ja auch ziemlich hungrig. Im Fernsehen läuft im Hintergrund der Film "Ironie des Schicksals", eine Liebeskomödie von 1975, die jedes Jahr zu Sylvester gezeigt wird. Quasi das "Dinner for one" in Russland. Und dann geht es rüber ins Wohnzimmer an den üppig gedeckten Tisch und wir stoßen schon mal auf einen tollen Abend an.
Es gibt Hering im Pelzmantel, einen der Klassiker und für uns auf den ersten Eindruck als dunkelrote Rolle erkennbar. Dazu diverse Salate, Schinkenröllchen mit Knoblauchfüllung, Tomate mit Mozzarella und für den, der dann noch nicht satt ist, kocht in der Küche noch ein Kaninchen für später.
Es schmeckt alles hervorragend, besonders die Röllchen und der Hering im Pelz haben es uns angetan. Lecker!
Neben jedem Teller liegt ein kleiner Schreibblock mit Stift und ein Feuerzeug. Darauf werden traditionell zu Mitternacht die Wünsche für das nächste Jahr geschrieben, der Zettel angezündet, ins Sektglas gegeben und ausgetrunken. Und dies ganze unter Zeitdruck, denn man hat nur die 12 Glockenschläge der Kremluhr Zeit, damit dann auch die Wünsche für das nächste Jahr in Erfüllung gehen. Einen Tipp bekommen wir glücklicherweise vorher, den Zettel möglichst klein wählen.
Und dann ist es auch schon so weit. Im Fernseher erscheint die Turmuhr des Kremls und wir hören die Glocken schlagen. Ratzfatz schreiben wir unsere Wünsche nieder und verbrennen sie. Der Tipp einen möglichst kleinen Zettel zu nehmen war, ich kaue meinen dann trotzdem. Während Putin im Hintergrund seine Neujahrsansprache hält, entzünden wir Wunderkerzen und begrüßen das Neue Jahr.
Anders als zu Hause geht es dann nicht sofort raus zum Knallen, sondern hier gibt es Geschenke wie bei uns zu Weihnachten. Und so darf Vlad endlich Päckchen auspacken.Und auch das läuft nicht wirklich anders als bei deutschen Kindern ab. Vernunftgeschenke der Eltern werden relativ schnell zur Seite gelegt, hier war es ein Englischbuch. Bei Spielzeug hingegen gibt es Begeisterungsstürme und muss direkt ausprobiert werden. Für Vlad ist es eine Gitarre für die Playstation, so dass wir uns nun Lieder aussuchen dürfen welche er nachspielt. Cooles Ding!
Wir merken kaum wie spät es bereits ist und unsere Sorge, dass wir nicht bis Mitternacht durchhalten war völlig unbegründet. Gegen halb 3 geht es dann erst einmal Schlittenfahren. Wir packen unsere Sachen zusammen, ausreichend Getränke noch dazu und fahren zu einem nahegelegenen Rodelhügel. Dass wir nicht die Einzigen sind, kann man sich ja fast denken. Und so stehen allerlei Grüppchen herum, jung und alt rodelt den Hügel hinunter und lässt die ein oder andere Rakete in den Himmel starten. Wir kommen aus dem Staunen kaum raus.
Bildergalerie Sylvesterabend
Weiter geht es dann noch zu Olgas Familie, wo Vlad dann endlich sein Feuerwerk zünden darf und wir noch ein Schluck Hochprozentiges (kein Wodka, sondern Bacardi) zu uns nehmen.
Rund zwei Stunden später fallen wir dann doch ziemlich erschöpft ins Bett. Was für ein toller Abend!
Vielen herzlichen Dank an Olga, Philip und Vlad!!!
Da ich es kaum glauben kann dass wir, trotz all der Aktivitäten, so lange wach geblieben, hier ein paar Screenshots meines Handys. Das Wetter zwischen Moskau ist gar nicht so groß unterschiedlich, lediglich 5°C liegen zwischen Münster und Moskau. Lediglich bei der Temperaturvorhersage für die nächsten Tage geht es dann deutlich auseinander. Warum wir allerdings in Münster noch Mittwoch haben, obwohl Mitternacht vorbei ist und in Moskau schon Donnerstag, keine Ahnung!
01 Jan 2015
Der erste Tag im Jahr
Heute heißt es für uns erst einmal ausschlafen und dann noch weiterschlafen. Die Jockeys sind zwar ab 7 Uhr schon wieder zu Gange aber das macht nichts. Das ist eher ein angenehmes Hintergrundgeräusch.
Mit dem Frühstück hatten wir es ja gestern schon nicht so. Dementsprechend gab es für uns ein kleines Carepaket vom gestrigen Abend. Wann Olga allerdings geschafft hat uns auch noch Brote zu schmieren, keine Ahnung. Wir sind auf jeden Fall freudig überrascht als wir die Tüte vom gestrigen Abend öffnen. Grandios!
Was jetzt nur noch fehlt, ist ein heißer und kräfteweckender Kaffee. Da ja nur einer von uns beiden die Sprache "spricht", ist schnell klar wer nach unten geht und versucht Kaffee auf unser Zimmer zu holen. Kaffee wird zwar lediglich ein wenig anders ausgesprochen (Kofe), das Zauberwort unserer Mitnahmegesellschaft "to go" ist auch hier nicht unbekannt und Englisch wird im Hotel ebenfalls gesprochen, aber wer weiß. Insofern werfe ich mir schnell Klamotten über und gehe bzw. fahre mit dem Fahrstuhl nach unten in den Frühstücksraum.
Die freundliche Bedienung ist allerdings mehr als irritiert über meinen Wunsch Kaffee mit auf das Zimmer nehmen zu wollen. Der Wechsel von Russisch auf Englisch macht es nicht besser. Hmm, scheint doch ungewöhnlich und nicht trivial lösbar zu sein. Hinter der Schwingtür zur Küche wird beratschlagt ... und glücklicherweise bekomme ich kurz darauf das Ok Kaffee mitzunehmen. Jetzt ist nur noch die Frage, in welchem Gefäss. Die üblichen Kaffeetassen erscheinen mir ein wenig klein und vor allem mit der Untertasse nicht so einfach zu balancieren. Also gucken wir gemeinsam uns das Geschirr hinter der Theke an und ich entscheide mich für stabile Gläser, so typische Latte Macchiato Gläser, in denen hier aber vermutlich eher Kaltgetränke ausgeschenkt werden. Am Kaffeeautomaten wird für mich noch der Auslauf höher geschoben, so dass meine Gläser auch darunter passen. Super Service hier! Und so geht es mit zwei lecker duftenden Kaffeegläsern wieder nach oben zum Wachwerden.
Aufstehen ...
Deutlich später fahren wir dann mit der Metro zum Sokolniki Park, den wir schon von unseren Aufenthalten mit dem Wohnmobil kennen. Jetzt im Winter gibt es dort natürlich zahlreiche Eislaufbahnen, Langlaufskier können geliehen und Eisskulpturen bewundert werden. Und so wollen wir uns den Ausflugstipp nicht entgehen lassen.
Nicht nur wir sind auf die Idee gekommen einmal durch den Park spazieren zu gehen, sondern ganz viele andere ebenfalls. Es ist schon irgendwie lustig zu sehen, dass die Wege, welche wir im Sommer gelaufen sind, jetzt einfach nur Eisbahnen sind. Wir überlegen kurz ob wir uns noch mal auf die Kufen begeben sollen, romantisch wäre es ja so durch den Wald zu schlittern! Aber wir sind ja irgendwie noch ein wenig angeschlagen und somit gucken wir lieber dem fröhlichen Treiben nur zu. Später kommen dann unsere drei Freunde noch dazu, sie haben ebenfalls lange geschlafen, und wir wärmen uns in einem der zahlreichen Parkrestaurants erst einmal auf, Zum Abschluss geht es noch auf die kleine Kirmes, wo Olga und ich noch eine Runde Riesenrad fahren. Das ist deutlich langsamer, als das Fahrgeschäft, welches sich Jens und Vlad ausgesucht haben und liegt mir somit besser. Die Aussicht ist super, allerdings ist es wirklich bitterkalt da oben.
Unser Besuch im Sokolniki Park
Der Wohmobilstellplatz im Sokolniki Park ist übrigens umgezogen und ist jetzt ein richtiger, kleiner Campingplatz. Nicht mehr auf Asphalt parken, sondern schön auf Rasen stehen bzw. momentan
natürlich auf Schnee. Dafür liegt der Platz jetzt etwas weiter außerhalb, so dass der Spaziergang zur Metrostation deutlich länger ausfallen dürfte.
Wir sind trotzdem neugierig und so fahren wir allesamt zum Platz und machen einen Rundgang. Es gibt nicht nur Plätze für Wohnmobile oder Wohnwägen sondern es können jetzt auch Hütten hier gemietet werden. Das Sanitärgebäude sieht gut aus und es ist auch schön geheizt.
Auf meinen Fotos im Dunkeln ist leider nicht allzu viel zu erkennen, deshalb einfach auf den Link zur Homepage vom Sokolniki Park klicken. Dort gibt es einerseits ein paar Fotos und andererseits
auch eine aktuelle Preisliste. Merkwürdigerweise aber keine Adresse oder GPS Koordinaten. Irgendwo habe ich diese aber. Suche ich mal raus und füge sie später hier ein.
Bildergalerie Camping
Bis zum Abendessen haben wir noch etwas Zeit und so machen wir noch eine kleine Stadtrundfahrt. Am Kutuzovskiy prospekt parken wir und gucken uns den in der Mitte der mehrspurigen Straße erbauten
Triumphbogen an.
Auf der einen Seite des Bogens thront Snegurotschka auf einem imposanten Schlitten. Snegurotschka ist in Russland die Begleiterin von Väterchen Frost ist und die beiden verteilen in der Neujahrsnacht die Geschenke.
Von dort aus geht es dann zu den Dreien nach Hause, heute Abend wird Neujahr gefeiert. Traditionell gibt es dann Garnelen, zumindest bei Philip. Sehr lecker!!!
02 Jan 2015
Heute heißt es dann leider Abschied nehmen. Glücklicherweise geht unser Flugzeug aber erst spät nachmittags. Auch für heute morgen haben wir wieder ein super Verpflegungspäckchen von Olga und brauchen nur Kaffee vom Frühstücksbüffet. Hervorragend!
Ein letzter Blick auf unsere Rennbahn
Wie jedes Mal wenn wir hier in Moskau sind, möchte ich heute unbedingt noch zum Vernissage Markt. Für Touristen wohl der bekannteste Souvenir- und Trödelmarkt. Ich möchte mir wieder eine "blanko" Matroschka zum selbstbemalen kaufen und so hoffen wir, dass das kleine Geschäft geöffnet hat.
Und ja - mein Matroschkaverkäufer ist da und somit erstehe ich dieses mal jetzt eine siebener Matroschka. Ich freu mich! Für Bastelanfänger gibt es dann noch einen kleinen Schneemann - der ist nicht zum auseinandernehmen!
Eine Matroschka ist ja auch nicht gerne alleine und somit finden wir im Kaufhaus auf dem Weg zur Metro noch glatt eine passende Handyhülle in Matroschkaoptik für mich. Jens wählt lieber die im Vergleich recht dezenten Farben der Landesflagge für sein Handy.
Nebenan stärken wir uns dann bei leckerem Lammschaschlik und wärmen uns auf. Nicht ganz günstig, aber das Essen ist wirklich empfehlenswert.
Matroschka Kauf auf dem Vernissage Markt
Zum Abschluss schlendern wir dann noch über den Weihnachtsmarkt am roten Platz, erstehen passend zu den Handyschalen noch zwei landestypische Kopfbedeckungen und damit ist unser Urlaub auch schon wieder beendet.
Wir wünschen allen einen guten Start in das Neue Jahr und alles Gute für 2015. Mögen sich die zahlreichen Nah- und Fernziele von jedem erfüllen.
Viele liebe Grüße
JuJ (ohne V diesmal)
Nachtrag:
Unseren Vierbeiner holen wir am nächsten Morgen in der Tierpension ab - bestens gelaunt und doch ein wenig schlammig. Ab in die Badewanne mit ihr!
Mit ♥ für euch geschrieben
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