Auf ins Land der Morgenstille - Korea 2014

Der Sommer ist vorbei und auch der Herbst neigt sich dem Ende. Nachdem der Sonnenschein im Sommer nicht ganz so wie erhofft war, um so schöner war dann der Oktober. Anfang des Monats saßen wir bei Traumwetter in Noordwijk am Strand und haben dies Sonnenstrahlen genossen und auch in den folgenden Wochen zeigte sich das Wetter von seiner besten Seite. Lediglich die Temperaturen sind natürlich nicht mehr so ganz sommerlich, aber da kann man sich ja passend kleiden.

 

 

Ende Oktober haben wir die besondere Gelegenheit ein für uns neues Land zu bereisen, weit weg in Asien. Dienstlich besuche ich einem Kongress in Südkorea und Jens kommt mit. Unser Baikalsprinter und Vanja müssen allerdings leider zu Hause bleiben. Für Vanja haben wir für die Tage einen Platz in der Hundepension reserviert. Wir sind ein wenig unruhig deswegen, bisher war Vanja nur ab und zu mal tagsüber dort zu Gast. Aber die Besitzerin ist ganz entspannt und sicher, dass Vanja sich wohl fühlen wird.

 

Von Münster bis nach Seoul liegen rund 8500 km, Luftlinie wohlgemerkt. Also quasi eine vergleichbare Entfernung wie vom Münsteraner Aasee bis zum Baikalsee, diese dann allerdings mit dem Auto.

Südkorea 2014
Landkarte von stepmap.de
StepMap Südkorea 2014


Südkorea ist nicht einmal ein Drittel so groß wie Deutschland, hat dafür aber mehr als doppelt so viele Einwohner pro km². Die Einreise ist übrigens mit Reisepass und ohne extra Visum möglich. Angenehm einfach für uns.

 

Hier mal ein kleiner Zahlenvergleich zwischen Deutschland und Südkorea:

 

Südkorea

Deutschland

Fläche 

99.392 km²

357.168 km²

Einwohnerzahl

50 Mio.

80,8 Mio

Bevölkerungsdichte

489 Einwohner pro km²

226 Einwohner pro km²

Zeitzone

UTC+9 (KST)

UTC+1 MEZ

UTC+2 MESZ

(März bis Oktober)

Währung

Won (KRW)

1.000 Won = 0,72 Euro

Euro (EUR)

1 Euro = 1.385 Won

Quelle: www.wikipedia.de, Oanda Currency Converter, beide abgerufen am 7.11.2014


Zur Vorbereitung stöbern wir fleißig nach Reiseberichten im Internet, laden eine Metroapp runter, versuchen mittels diverser Apps ein paar Worte zu lernen - alternativ zumindest die  Schriftzeichen zu lernen (die sind übrigens gar nicht so schwierig), gehen koreanisch essen und kochen selbst das ein oder andere Mal vorab.

 

Los geht unsere Reise dann am Samstag, den 25.10.2014. Erst einmal gemütlich mit der Deutschen Bahn von Münster nach Frankfurt zum Flughafen, wie fast erwartet mit der üblichen Verspätung. Passenderweise hatten wir schon vorab eine alternative Umsteige-verbindung für Köln rausgesucht (ein Zeitfenster von 5 Minuten zum Umsteigen ist halt einfach unrealistisch), so dass wir noch die Gelegenheit hatten einen kurzen Blick auf den Kölner Dom zu werfen. Am Fernbahnhof in Frankfurt angekommen können wir dort direkt an einem Schalter unser Gepäck aufgeben. Sehr praktisch und hat ohne Schwierigkeiten geklappt.

 

Wir fliegen übrigens mit Asiana Airlines. Einer mir vorher unbekannten, koreanischen Fluglinie, die aber laut diverser Berichte im Internet sehr guten Service bieten soll. Wir sind gespannt. Wir haben ja erst nur das Einchecken hinter uns. Besonders freuen wir uns auf das Essen, denn es wird natürlich koreanisches Bordmenü angeboten.

 


Ankunft in Südkorea


Rund 11 Stunden später landen wir auf dem Incheon International Airport. Der Flug war ruhig, der Service tipptopp und das Essen in der Tat richtig gut. Wie geplant haben wir uns gegen Sauerbraten und für Bimbimbap entschieden, ein Reisgericht mit viel Gemüse und Rindfleischstreifen. Dazu gab es kleine Schälchen u. a. mit Kimchi, dem typisch koreanischen, scharf eingelegtem Kohl. Sehr lecker.

 

Die Einreise am Flughafen klappte ohne jegliche Schwierigkeiten. Die üblichen Formulare wie Immigrationskarte und Zollerklärung haben wir vorab im Flugzeug ausgefüllt, geben sie am Schalter ab und schon haben wir den Stempel im Reisepass. Die formale Einreise dauerte keine fünf Minuten.

Am Flughafen besorgen wir uns als erstes SIM Karten für unsere IPhones. Da ich ja den ganzen Tag arbeiten werde und Jens die Gegend erkundet, wollen wir uns zumindest irgendwie zwischendurch mal verständigen bzw. für den Abend dann verabreden können. Wir haben uns vorab KT Olleh als Anbieter rausgesucht, den wir auch direkt im Flughafen Terminal finden. SIM Karten werden dort übrigens nur verliehen, d.h. bei Abreise muss man die kleinen Kärtchen wieder abgeben. Für uns etwas ungewöhnlich. 10 Tage Leih-SIM-Karte kosten 30.000 WON, umgerechnet 22 Euro und beinhalten dafür unbegrenztes Datenvolumen (LTE flächendeckend ausgebaut - Luxus pur). Ein Anruf nach Deutschland kostet 25 Cent pro Minute und eine SMS 8 Cent pro Stück, also auch ganz komfortabel. Ansonsten kaufen wir uns im kleinen Supermarkt noch eine T-money card (3000 WON, 2,20 Euro). Diese benötigt man zum Metrofahren. Einfach vorher aufladen und beim Betreten des Metrobereichs wird automatisch von der Chipkarte abgebucht.

Vom Flughafen aus fahren wir komfortabel mit dem Airportshuttle bis zum Oakwood Hotel, welches im neu aufgebauten Business Viertel Song-Do von Incheon liegt (Bus 6707B, 7000 WON). Nach einer guten halben Stunde Fahrt, welche uns über die rund 12 km lange Incheon Bridge und somit die längste Brücke Südkoreas führt, erreichen wir unser Hotel. Etwas irritierend gucken wir auf das Wasser bzw. dahin, wo eigentlich Wasser zu erwarten gewesen wäre. Dieser Teil der Küste ist Wattenmeer und es ist gerade Ebbe.

 

Das in diesem Sommer eröffnete Oakwood Hotel befindet sich im Northeast Asia Trade Tower, welcher mit 305 Metern Höhe momentan das höchste Gebäude Südkoreas ist. Auf der Rangliste der höchsten Gebäude der Welt bei Wikipedia allerdings nur auf Platz 84. Für uns, die ansonsten bodennah im Womo schlafen, dennoch sehr hoch. Die Rezeption des Hotels befindet sich in der 36. Etage, die Zimmer folgen darüber bis zur 64. Etage. Unser Appartement ist in der 43. Etage und bietet einen weiten Blick über das umliegende Bauland, bereits fertiggestellte Hochhäuser und irgendwo dahinter das Meer. Auf den ersten Blick irgendwie ein wenig trostlos, aber das mag auch an dem recht trüben Wetter liegen.

Bevor ich den restlichen Tag arbeiten gehe, drehen wir erst mal eine Runde durch unser Viertel. Der Spaziergang tut gut, besonders nach dem langen Sitzen im Flugzeug. Direkt neben dem Hotel beginnt ein Wohnviertel. Die Häuser sind nicht ganz so hoch wie unser Hotel, aber immer noch ganz schön hoch. Im Erdgeschoss reiht sich ein Ladenlokal neben dem anderen, diverse Geschäfte, Restaurants und Kneipen. Super! Zwischendurch gibt es auch größere Einkaufszentren, die sich über mehrere Etagen erstrecken. An den Restaurants hängen Speisekarten draußen, allerdings die meisten für uns irgendwie nicht lesbar ;-)

 

Später dann drehen wir erneut gemeinsam eine Runde durch unser Viertel. Hier wird es übrigens eine Stunde eher dunkel, also so um 18h. Wobei nach der Zeitumstellung bei euch, ist es wieder vergleichbar. Da ich schon etwas gegessen habe, machen wir uns nun noch auf die Suche nach einem Snack für Jens und werden, wie erwartet, fündig an einer der zahlreichen Take away Buden. Zur Auswahl stehen spicy chicken, sweet chicken oder spicy and sweet chicken. Die Portionsgröße können wir uns an den drei ausgestellten Boxen überlegen. Super Konzept, wenn man keine gemeinsame Sprache hat. Jens nimmt das spicy chicken und so setzen wir uns mit der Box auf eine Bank und sind gespannt auf unser nächstes koreanisches Essenserlebnis. Lecker schmeckt’s und ganz schön spicy!

 

Während wir essen, parken vor uns auf der Kreuzung drei Streifenwagen an und die Polizisten stellen lauter leuchtende Hütchen auf und sperren damit einzelne Fahrspuren ab. Interessant. Und kurz drauf sehen wir auch warum. Alkoholkontrolle. Und anscheinend haben die Koreaner ein anderes System dafür als wir. Hier wird einfach nur auf das Kontrollgerät gepustet und somit geht das recht fix. Die Autofahrer öffnen schon beim Heranfahren das Fenster, pusten einmal, es piept kurz und schon geht’s weiter. Das scheint hier also nicht ganz unüblich zu sein.

 

Hier mal die Fotos von unserem ersten Abend auf koreanischem Boden.

 

Am nächsten Morgen ist strahlender Sonnenschein und schon sieht es von oben gar nicht mehr so trist und trostlos da unten aus.

Hier wird übrigens gerade ein Film gedreht. Was zur Folge hat, dass wir nach unserem kurzen Morgenspaziergang erst mal nicht wieder reindürfen. Bei dem tollen Sonnenschein macht das aber gar nichts und letztendlich komme ich natürlich auch noch rechtzeitig zu meiner Veranstaltung.

Die nächsten drei Tage geht dann Jens auf große Erkundungstour, während ich meine Tagung besuche. Letzteres ist für euch vermutlich nicht ganz so interessant wie für mich und somit geht es an dieser Stelle mit Jens Ausflügen weiter.

 

Los geht es natürlich mit der Metro und somit mit dem Aufladen der T-money Card. Die Automaten im Eingangsbereich zur Metrostation lassen sich auf englische Sprache umstellen und sind somit einfach zu bedienen. Eine einfache Fahrt kostet 1150 Won, d.h. 85 Cent. Allerdings ist der Preis abhängig von der Länge der Strecke die man fährt. Dementsprechend muss man hier, anders als in den bisher von uns besuchten U-Bahnstationen anderer Länder, beim Verlassen der Station seine T-money Card erneut vor die Drehkreuze halten.

 

Am ersten Tag fährt Jens nach Incheon und besucht das chinesische Viertel (liegt unweit von Incheon Station). Viele Restaurants, kleine Gassen und Geschäfte die allerlei Krimskrams verkaufen.

Von dort aus geht es dann nach Wolmido Island, auch Wolmi Island genannt. Dabei handelt es sich um einen Erholungs- und Freizeitpark direkt am Wasser (weitere Infos hier http://eng.icjg.go.kr/menu03/island_01.asp). Das Wetter ist blendend und im Sommer vermutlich die Hölle los. Hier lässt es sich gut aushalten, sowohl im weitläufigen Parkgelände, in dem immer wieder irgendwelche Figuren stehen oder aber auch im Wolmi Theme Park.



Spätabends treffen wir uns dann wieder und laufen noch eine Runde durch’s Viertel. Da ist die Zeitverschiebung ganz schön praktisch, denn Ortszeit 23 Uhr sind ja zu Hause erst 15 h nachmittags und somit klappt es mit dem Schlafen eh nicht so richtig gut. Hinzukommt allerdings, dass sich auch mein Hungergefühl nicht an die neue Tages- bzw. Nachtzeit angepasst hat. Das hatte dann an diesem Abend zur Folge, dass wir obwohl schon im Bett liegend wieder aufstehen und noch mal eine Runde rausgehen, denn ich habe Hunger und mit knurrendem Magen lässt sich erst recht schlecht schlafen. Gut, dass es hier zahlreiche Kiosks gibt, welche rund um die Uhr geöffnet haben.

Am nächsten Morgen geht es für mich wieder in den Vortragssaal und Jens hat sich heute einen Ausflug nach Seoul vorgenommen. Auch wenn Incheon quasi mit Seoul zusammengewachsen ist, so fährt man bis ins Zentrum doch gute 1,5 Stunden mit der U-Bahn.



Rubber Duck in Seoul

 

Ziel des heutigen Tages ist die Rubber Duck, welche derzeit in Seoul Station macht. Seit 2007 ist die aufblasbare Riesen-Quietschente des holländischen Künstlers Florentijn Hofmann auf Tour durch diverse Großstädte. Rubber Duck soll laut Wikipedia einen an seine Kindheit erinnern. Nach Seoul wurde Rubber Duck vom Großkonzern Lotte geholt, anlässlich der Eröffnung der größten Shopping Mall des Landes, der Lotte World Mall. Neben des gigantischen Shoppingcenters wird dann auch noch der Lotte World Tower gebaut, welcher nach Fertigstellung mit 556m das höchste Gebäude von Südkorea sein wird. Nebenan befindet sich auch noch Lotte World, bestehend aus dem weltweit größten Indoor Freizeitpark und Magic Island, dem dazugehörigen Außengelände.

 

Auf dem Weg zu Rubber Duck geht es aber erst einmal durch große Parks und zwischen allerlei Hochhäusern hindurch. Hier hat irgendwie alles beeindruckende Ausmaße. Die Straßen sind übrigens auch nicht mehr so leer wie in unserem neugebauten Business District. Hier wuselt wie in jeder Großstadt der Verkehr über die Straßen.

 

Und dann kommt auch schon Rubber Duck in Sichtweite. Ganz hinten an der Brücke leuchtet die Ente in knallgelb, quasi nicht zu übersehen.

Nach einer ausgiebigen Fotosession geht es dann weiter durch die Stadt. Nächstes Ausflugsziel ist der ebenfalls südlich des Han-Flusses liegende Noryangijn-Fischmarkt. Auf dem größten Fischmarkt von Südkorea kann man rund um die Uhr frischen Fisch und Meeresfrüchte kaufen. Besonders beliebt ist es die gerade frisch erworbene Ware direkt in einem der kleinen Restaurants nach seiner Wahl zubereiten zu lassen. Wer koreanisch kann: unter www.susansijang.co.kr finden sich weitere Infos zum Fischmarkt. Die Hallen des Fischmarkts liegen unweit der Metrostation und dank des Geruchs ist der Weg von U-Bahn zum Markt leicht zu finden. Der Markt besteht aus vielen kleinen Ständen, an denen nicht nur bereits toter Fisch in der Auslage liegt sondern vor allen Dingen viele kleine Aquarien stehen, wo man sich sein Essen dann aussuchen kann. In der oberen Etage befinden sich die kleinen Restaurants und von dort hat man einen guten Ausblick auf die Stände.

Ansonsten gibt es in Seoul noch zahlreiche weitere Märkte über die es sich bestimmt lohnt zu schlendern. Hier mal eine Karte von http://german.visitkorea.or.kr/ger/SH/SH_GE_6_3_1_01.jsp

Zeit für einen weiteren Marktbesuch ist aber doch noch, auf geht es zum Namdaemun-Markt. Hier gibt es Bekleidung für Mann, Frau, Kind und auch für Hund, Spülschwämme, Geschenkpapier, Koffer, Gewürze und allerlei andere Lebensmittel, also anders gesagt quasi alles. In den kleinen Gassen befinden sich zwischendurch auch immer wieder Imbissbuden oder Restaurants. Insgesamt gibt es hier eine erstaunliche Anzahl an Buden, gefühlt alle 100 Meter, an denen man kleine Leckereien auf die Hand kaufen kann. 

Historische Gebäude gibt es in Seoul nur vereinzelt. Im Krieg wurde das Land quasi komplett zerstört, ab und zu fällt der Blick dann aber doch auf einen alten Palast zwischen den ganzen modernen Bauten. Diese wurden in den letzten Jahrzehnten originalgetreu wieder aufgebaut.


Besuch des Gyoengbok-Palasts


Am letzten Tag unseres Aufenthalts habe dann auch ich die Gelegenheit Seoul zu besichtigen. Nachdem wir uns vormittags erst noch ein Forschungszentrum hier in Incheon angucken, geht es dann mit dem Bus rein in die Innenstadt von Seoul. Die Schnellstraße ist mehrspurig ausgebaut und mautpflichtig. Unser Bus hat eine kleine Box hinter der Windschutzscheibe angebracht und darf somit über die Automatikspur die Mautstation passieren. Unser Reiseleiter, der rund 30 Jahre in Basel gearbeitet hat und nun im Ruhestand Touristen durch seine Heimatstadt führt, unterhält uns während der rund einstündigen Busfahrt hervorragend.

Je näher wir zum Zentrum kommen desto voller wird es natürlich auf den Straßen und irgendwann stehen wir dann auch im Stau. Unser Reiseleiter und der Busfahrer beratschlagen, wie sie anders fahren könnten, denn wir wollen pünktlich um 14 Uhr zur Wachablösung am Gyoengbok-Palast sein. Wie erwartet sind natürlich auch alle anderen Straßen überfüllt und wir kommen doch zu spät. Da wir ja gar nicht wissen, was wir verpasst haben, macht es auch nichts. Und so geht es auf zur Palastbesichtigung.

Der Gyoengbok-Palast, auch Nordpalast genannt, wurde 1394 erbaut und war damals der erste Palast der Hauptstadt. Die Palastanlage wurde mehrfach im Laufe der Jahrhunderte zerstört, entweder durch Flammen oder aber aufgrund der wechselnden Herrscher über das Land. Besonders Anfang des letzten Jahrhunderts wurden fast alle der 300 Gebäude abgerissen. Nach und nach werden hier aber Gebäude nach alten Plänen und Überlieferungen wieder aufgebaut.

Die Palastanlage ist geometrisch auf einer Nord-Südachse ausgerichtet und so betreten wir durch ein Seitentour den ersten großen Vorplatz. Hinter dem Haupttor, dem „Tor der Verwandlung im Licht“ bietet sich ein Blick über die neue Stadt. Schon ein spannender Kontrast.

Die Anlage ist heute gut besucht, viele Reisegruppen und vor allem Schulklassen machen heute eine Besichtigung hier. Nichtsdestotrotz ist es im Vergleich zu außerhalb der Palastmauern deutlich ruhiger.

 

Die Paläste, die wir uns angucken, haben alle wohlklingende Namen wie z. B. „Halle der sorgfältigen Regierung“. Die repräsentative Haupthalle wurde früher für Krönungen und Audienzen beim König genutzt. Sowohl von innen als auch von außen sind die Dachbalken mit allerlei farbigen, geometrischen Mustern versehen.

 

Im nächsten Innenhof besuchen wir die „Halle des Nachdenkens über eine gerechte Regierung“, in der der König seine Amtsgeschäfte erledigt hat. Von dort aus geht es wieder durch ein Tor und in dem sich anschließenden Hof liegt nun das Wohngebäude des Königs, die „Halle des Wohlergehens“. Und zu guter Letzt liegt dann im letzten Innenhof das Wohngebäude der Königin, welches den hübschen Namen „Halle, wo sich Himmel und Erde berühren“ trägt. Ich werde mir auch mal entsprechende Namen für Wohnung, Wohnmobil und Büro einfallen lassen.

Nach rund anderthalb Stunden ist unsere Palastbesichtigung beendet (ich hätte mich hier noch Stunden aufhalten können) und ich trenne mich von meiner Gruppe, die gemeinsam in den nahegelegenen Stadtteil Insadong fahren. In der dortigen Fussgängerzone reiht sich ein kleines Geschäft neben dem anderen und es werden von Touristenkitsch bis zu hochwertigen Antiquitäten alles verkauft.

 

Jens und ich haben uns vor dem Haupttor der Gyeongbok-Palasts verabredet und so schlendere ich vom oberen Ende der Palastanlage immer die Mauer entlang wieder nach unten. Doch ganz schön weitläufig hier alles. Ansonsten wimmelt es hier auf der Straße von Polizisten und Herren in dunklen Anzügen, mit Sonnenbrille und Knopf im Ohr. Das heutige Regierungsviertel schließt sich direkt an den Palast an und dort ist alles bestens bewacht und abgeriegelt.

 

Um 16 Uhr war übrigens erneut ein Wachwechsel am großen Südtor, den ich aber erneut genau verpasse. Dafür kann ich mir aber auf Jens Handy ein Video davon angucken. Beiderseits des Tors stehen je ein steinerndes Fabelwesen, sogenannte Haetae. Diese beschützen den Palast vor Naturkatastrophen und sollen für Recht und Ordnung sorgen.

Wir machen uns dann gemeinsam auf den Weg durch die Stadt und Jens zeigt mir die Ecken, die er sich in den letzten Tagen angeguckt hat (zumindest einen kleinen Teil davon). Ich bin schon nach kürzester Zeit völlig beeindruckt und bin froh, dass Jens weiß wo es lang geht. Da es ja nun schon später Nachmittag ist, hier übrigens eine Stunde eher dunkel wird und wir auch noch rund anderthalb Stunden mit der Metro nach Hause brauchen, musste ich mich entscheiden, was ich mir angucken möchte. Gar nicht so einfach bei dieser Millionenmetropole... Ich entscheide mich für den Markt, nicht den mit den Fischen, der liegt doch noch etwas weiter weg, sondern ich möchte gerne über den anderen Markt schlendern. Und so wuseln wir uns durch die Menschenmengen, laufen zickzack durch kleine Gassen und beschließen nicht richtig essen zu gehen, sondern uns zwischendurch an einem der zahlreichen Imbissstände immer mit kleinen Snacks auf die Hand zu versorgen. Und so gibt es heute Abend höllisch scharfe Fleischspießchen, Teigtaschen in verschiedenster Aufführung, der Kartoffelpuffer entpuppt sich als mit Pflaumenmus gefühlter Pfannkuchen und auch ein Spiegelei „to go“ ist dabei. Alles sehr lecker und nicht wirklich teuer. Auf dem Markt kaufe ich dann kleine Mitbringsel und natürlich wie überall einen Magneten für meine Sammlung.

 

Und dann ist es auch schon wieder spät, wir drehen noch eine Runde um den imposanten Sungnyemun Palast, der toll beleuchtet ist. Apropos Beleuchtung, hier hat die Weihnachtsdekoration schon begonnen und so stehen immer wieder buntbeleuchtete Tannenbäume am Straßenrand und die großen Kaufhäuser buhlen um die Wette, wer die schönste Weihnachstdeko an seinem Gebäude aufgehängt hat.

Auf dem Heimweg statten wir der Seoul Central Station noch einen Besuch ab und versuchen bei einem der Ticketautomaten zum Test ein Bahnticket zu erwerben. Das klappt allerdings ohne Sprachkenntnisse so gar nicht. War ja auch nur mal so ein Versuch. Auf den Bahngleisen stehen die Hochgeschwindigkeitszüge KTX (Korean Train Express), welche Seoul mit 300 km/h mit dem Süden des Landes verbinden. Der KTX ist auf Basis des französischen TGVs entwickelt und sieht dementsprechend auch genauso aus.

Weiter geht es dann mit der U-Bahn Richtung Hotel. Wir verfahren uns prompt, irgendwo hat sich unsere U-Bahnlinie geteilt und so sind wir dann auch erst nach rund 2 Stunden zurück. Trotz Sitzplatzes in der Metro doch ganz schön lange. Die umsitzenden Koreaner haben alle und damit meine ich wirklich alle ein Smartphone in der Hand und lesen, tippen, telefonieren oder schlafen mit ihrem Handy in der Hand. Beeindruckend. In Moskau gab es ja immer noch die Kombination aus Passagieren ohne und mit Handy und sogar welche mit einem Buch oder Zeitung in der Hand. Hier nicht. Spannend.


Am nächsten Tag steht dann nun doch die Abreise bevor. Die Klamotten sind schnell zusammengesammelt, ein letzter Blick von unserer 43. Etage und schon geht es los mit dem Flughafenbus zum Airport. Das klappt genauso unkompliziert wie auf dem Hinweg. Beim Check-In dürfen wir dafür deutlich länger warten, aber wir haben ja ausreichend Zeit eingeplant. Und so vertreiben wir uns die Zeit bis dann unser großer Vogel vor dem Gate steht und es für uns heißt einsteigen. Schnief. Irgendwie fällt es mir ja immer schwer Abschied von einem schönen Ort zu nehmen. 


Unser Rückflug ist ja im Gegensatz zum Hinflug tagsüber und somit freue ich mich darauf mir die Mongolei, Sibirien, den Ural usw. von oben anzusehen. Aber irgendwie spielt das Wetter nicht so ganz mit. Wir starten direkt in dicke Wolken, fliegen über das Gelbe Meer (zumindest laut dem kleinen Display in der Sitzlehne meines Vordermanns), überfliegen die Grenze nach China und sind nach wenigen, dafür aber sehr wolkenreichen Stunden dann über der Mongolei. Doch dann reißt die Wolkendecke auf und wir haben einen schönen Blick nach unten. Ganz schön karg allerdings. Aber Flussläufe und auch die kleinen Orte sind trotz der Höhe gut erkennbar. Kurz bevor wir Ulan Bator überfliegen, sind aber dann doch die Wolken wieder da und die bleiben dann auch die restlichen 6000 km (oder vielleicht auch nur 5000 km). Das Bordessen ist auch auf dem Rückflug wieder lecker. Es gibt Ssambap, koreanische Salatwraps. Diese sind aber noch nicht fertig sondern wollen selbst gewickelt werden. Und so stehen vor mir Schälchen mit Salatblättern, Rindfleischstreifen, Bohnenpaste und Reis. Und dazu gleich auch für die Unerfahrenen eine kleine Bedienungsanleitung. Lecker! 

Am späten Nachmittag, für uns mitten in der Nacht landen wir in Frankfurt. Es ist trüb und ungemütlich draußen, gut dass der Fernbahnhof direkt um die Ecke liegt. Wir sputen uns um den nächsten Zug nach Hause zu bekommen, der einzig durchgehende nach Münster an diesem Abend. Dass dieser nur rund 50 Minuten Verspätung hat, brauche ich wohl nur am Rand erwähnen. Ich und Zug, das passt einfach nicht zusammen.


Vanja hat die Woche in der Hundepension bestens überstanden, freut sich freundlicherweise trotzdem uns zu sehen.


Das war es erst mal wieder von uns!


Bis demnächst,

JuJuV


PS: Eines Tages kommt bestimmt auch unser Baikalsprinter in den Genuss nach Südkorea zu fahren. Ein Bild habe ich ihm schon mitgebracht. 


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