Zum Schwarzen Meer nach Batumi

Mittwoch, 5.10.2016

 

Heute Morgen heißt es Abschied nehmen von unserem netten Balkon.Wir fahren für zwei Tage nach Batumi ans Schwarze Meer. Mit dem Wirt von Hotel Edemi verabreden wir, dass wir bei unserer Rückkehr am Freitag wieder das gleiche Zimmer bekommen. Eine gute Perspektive.

 

Für den Weg zum Busbahnhof nehmen wir wieder die Linie 1, die wie wir heute feststellen sogar unweit unseres Hotels abfährt. Auch den Abfahrtsort der Busse nach Batumi kennen wir schon von gestern. Direkt neben dem McDonalds und ansonsten auch nicht wirklich zu überhören. Lautstark wird für die Ziele Tbilissi und Batumi um Fahrgäste geworben. Auch diese beiden Städte werden stündlich angefahren. Die Strecke sind rund 150 km und je nachdem wo man nachliest soll dies so zwei bis dreieinhalb Stunden dauern. Alternativ hätte es auch eine Zugverbindung vom „kleinen Bahnhof“ (von Hotel Edemi ca. 5 Minuten) aus gegeben, aber erstens fährt dieser nur einmal täglich, gegen 9h30, und ist somit schon weg und zweitens soll die Fahrzeit ca. vier Stunden betragen, angeblich.

 

Wir bekommen netterweise wieder eine Sitzbank direkt am Fenster und der Bus füllt sich nach und nach. Die Fahrt kostet umgerechnet 3,90 Euro. Der letzte zusteigende Fahrgast hätte allerdings gerne ein paar Minuten zu spät kommen können. Er ist ziemlich betrunken, lässt sich unsanft auf die letzte Reihe hinten fallen und sitzt somit genau hinter uns. Schade, ich hatte schon gehofft, dass wir ein wenig mehr Platz haben denn sogar ich stoße mit meinen Knien schon an den Vordersitz.

 

Die Fahrt an sich wäre ohne den Mitreisenden auf der Rückbank sicherlich ganz nett gewesen, eine zeitlang ist er auch ruhig ansonsten versucht er aber sowohl mich als auch meinen Nachbarn auf der anderen Gangseite vollzuquasseln. Zwischendurch klingelt sein Handy aber das wird gar nicht erst wahrgenommen. Gut dass der Anrufer irgendwann aufgibt. Als er dann versucht sich noch eine Zigarette anzurufen, platzt den drei (warum auch immer) Busfahrern der Kragen, scharfes rechtsran fahren und eine lautstarke Diskussion bricht im Bus los. So schnell wird hier aber wohl niemand vor die Tür gesetzt und so geht es weiter. Das passiert insgesamt drei Mal unterwegs. Fazit dieser Busfahrt: Nicht so angenehm.

 

In Batumi angekommen steigen wir kurz hinterm Hafen aus und setzen uns direkt ins erste Café am Wasser. Wie schön – wir sind am Meer!

 

Ankunft in Batumi 

Durch kleinere Straßen laufen wir rund 10 Minuten bis zu unserem Hotel, dem Piazza Boutique. Die Beschreibung im Internet klang schon sehr spannend. Nur zwölf Zimmer und diese in einem Turm untergebracht so dass es pro Etage nur zwei Zimmer gibt. Wir bekommen unseres in der 9. Etage und der Ausblick von hier oben ist toll, einmal über die gesamte Stadt. Dank zweier Balkone, an den beiden äußeren Zimmerecken jeweils einer, ist es fast eine Rundumsicht.

 

Unser Ausblick aus Zimmer 901

Nach ein wenig Ruhepause auf dem Balkon erkunden wir die Stadt. Die Uferpromenade ist großzügig angelegt und beim Anblick der geschlossenen Strandbars wird deutlich, dass hier im Sommer deutlich mehr los sein wird. Wir schlendern vorbei am Riesenrad, an der Skulptur Ali und Nino (zwei Figuren aus einer Liebesgeschichte) und dem Turm des georgischen Alphabets. Dazwischen irgendwo stand auch noch ein Leuchtturm, der mit seinen gerade mal 21 Metern Höhe irgendwie hier ein wenig verloren dasteht. Denn ein Stück weiter wird gerade ein Hotelhochhaus neben dem anderen hochgezogen. Das Le Meridien eröffnet leider erst in 2018, ansonsten hätte ich mir ja gerne mal das in luftiger Höhe angebrachte kleine Riesenrad getestet.

 

Spaziergang durch Batumi

Für unser Abendessen wählen wir die Hookah Beach Bar, einem der wenigen noch geöffneten Restaurants direkt am Strand. Wir sind zwar die einzigen Gäste, dabei finden hier vermutlich 300 Gäste auf der Terrasse einen Platz, aber die Lage gefällt uns. Was das Essen angeht, wird unsere Skepsis angenehmerweise nicht bestätigt. Wir sind beide sehr positiv vom leckeren Essen überrascht. Wir haben zwar nur Pizza und Salat gewählt, aber beides schmeckt klasse und ähnlich wie russische Pizza schmeckt georgische Pizza dank diverser frischer Kräuter tatsächlich anders. Lediglich mit dem extrem scharfen, farblich getarnten Peperoni-Stückchen auf unserem Tomaten-Gurken-Salat konnte ich mich nicht so recht anfreunden. Wie wir später feststellen werden, gehören diese aber neben den frischen Kräutern auf dem Salat hier einfach dazu.

 

Den weiteren Abend verbringen wir damit durch die Straßen zu schlendern, uns gefällt die Stadt. Und zum krönenden Abschluss des Tages genießen wir den hübschen Ausblick von unseren Balkonen.

 

Schöne gute Nacht aus Batumi,

JuJ


Unterwegs in Batumi

 Donnerstag, 6.10.2016

 

Nach einem ausgiebigen Frühstück machen wir uns auf den Weg die Stadt zu erkunden. Zunächst einmal sind wir ja quasi umringt von Kirchen. Los geht’s also mit der kleinen georgisch-orthodoxen, welche wir von oben sehen. Dort ist gerade der Gottesdienst zu Ende und die Gemeinde tauscht vermutlich noch die Neuigkeiten im Viertel aus, ich bin etwas überrascht die Lautstärke hier drin. In der Parallelstraße zu uns befindet sich eine nicht viel größere armenische Kirche. Niedlich anzuschauen und heute Morgen deutlich ruhiger. Überraschenderweise gibt es hier übrigens Bänke für die Gläubigen. Ein Stück weiter befindet sich die Heilige-Mutter-Jungfrauen-Nativity-Kathedrale, die zunächst als katholische Kirche erbaut, dann als Klinik umgenutzt und inzwischen als georgisch-orthodoxe Kirche fungiert. Im Vergleich imposant groß und dank der inzwischen herausgekommenen Sonne ein schönes Licht drinnen, aber irgendwie sagt mir die Kirche nicht so zu.

 

Kirchenbesuch

Von der Kathedrale aus ist es nun nur noch ein Katzensprung bis zur Seilbahn. Gehört hier im Land anscheinend zu jedem Ort als Attraktion dazu. Vielleicht liegt das auch einfach daran, dass es hier ganz schön hügelig ist und es ja naheliegend ist Gondelbahnen zu bauen. Anders als in Chiatura oder vermutlich auch in Kutaisi ist die Seilbahn hier nur wenige Jahre alt. Erst seit drei Jahren besteht die Möglichkeit sich innerhalb von ca. 10 Minuten zur „Gipfelstation“ auf den Hausberg  bringen zu lassen. Wir haben Glück und die Wolken verziehen sich so langsam, so dass wir von hier oben die Aussicht über die Stadt genießen können. Wenn die Entwicklung bzw. der Neubau  so weiter voranschreitet wird es hier in 20-30  Jahren vermutlich ganz anders aussehen.

 

Seilbahnfahren in Batumi 

Bei einer gemütlichen Tasse Kaffee bzw. einem Latte Macchiato mit Strohhalm überlegen wir was wir uns als nächstes Angucken wollen. Hier oben gibt es übrigens außer dem Aussichtspunkt nicht wirklich viel zu sehen. Eine Idee wäre es nach unten zu laufen, aber wir sind ein wenig lauffaul und nehmen dann doch die gemütliche Gondel zum Hafen. Hinter dem Hafen soll es einen kleinen Fischmarkt geben und dem statten wir als nächstes einen Besuch ab.

 

Wir laufen am Hafengelände entlang, keine wirklich spannende Strecke. Dafür malen wir uns schon einmal aus, wie es wohl wäre hier mit unserem Womo anzukommen. Hier in Batumi haben wir übrigens schon zwei Womos gesehen, eins aus der Schweiz und eins aus Großbritannien. Dank des Hafengeländes linker Hand und der Hauptstraße rechts von Bürgersteig ist der Fischmarkt übrigens nicht zu verfehlen. Kurz vor der LUK Oil Tankstelle auf der linken Seite befindet er sich. In dem kleinen ummauerten Gelände befinden sich ca. zehn Marktstände. Jetzt ein Womo auf dem Parkplatz um die Ecke und einen Grill im Kofferraum. Dann könnten wir jetzt prima frischen Fisch grillen. Wenn schon nicht selbst grillen, dann wollen wir doch trotzdem Fisch essen und merken erst jetzt wie hungrig wir sind. Direkt neben dem Fischmarkt gibt es ein Lokal, glücklicherweise ist noch genau ein Tisch frei. Perfekt für uns!

 

Die anderen Gäste müssen alle vor nicht allzu langer Zeit vor uns angekommen sein, denn nach und nach bekommen sie ihr Essen serviert. Wir überlegen schon mal, wie wir denn wohl unseren Fisch ohne Sprachkenntnisse bestellen und suchen uns in Gedanken einfach bei unseren Nachbarn etwas aus. Es dauert eine Zeitlang bis die Kellnerin den Weg an unseren Tisch findet, wir bestellen Getränke und werden dann gefragt ob wir Brot, Salat, Sauce, Kartoffeln und Zitrone als Beilage möchten. Viermal ja, einmal nein. Kartoffeln brauchen wir nicht. Kurz drauf ist unser Tisch voll, es sieht alles sehr lecker aus. Lediglich der Fisch fehlt noch – zumindest auf unserem Tisch.

 

Einige Zeit später versuchen wir es mal mit einer direkten Kontaktaufnahme zu unserer Kellnerin. In einem Gemisch aus Russisch, Englisch und Händisch-Füssisch verstehen wir, dass es hier gar keinen Fisch zu bestellen gibt sondern dass man sich seinen eigenen mitbringt. Was eine Überraschung!

 

Und so flitze ich nach nebenan, wähle dort ein paar Krebstiere und kleine Fische für uns, gebe die Plastiktüte in der Küche ab und siehe da, auch an unseren Tisch wird kurz drauf Teller mit Meeresgetier geliefert. Lecker!

 

Besuch beim Fischmarkt

Nach unserem netten Nachmittag in dem kleinen Fischlokal laufen wir wieder zurück ins Zentrum, landen durch Zufall am Busbahnhof von dem ein Bus uns morgen wieder nach Kutaisi zurückbringen soll und schlendern durch kleine Gassen mit zahlreichen Marktständen. In einem Geschäft mit georgischen Spezialitäten, einem etwas höherpreisigen Touri-Laden entdecken wir aus Filz genähte Weihnachtsbäume. Genau passend in Womo-geeigneter Größe und so haben wir hier unser erstes Mitbringsel direkt gekauft. Ein georgischer Tannenbaum, der uns über die Weihnachtsfeiertage nach Österreich begleiten wird.

 

Den Abend verbringen wir damit uns die Skulpturen am Strand anzugucken. Der Turm des georgischen Alphabets ist wie zuvor gelesen von unten spannender als die Aussicht von oben. Aufgrund zahlreicher Spiegelungen in der Kuppel sieht man kaum etwas von der Stadt, dafür eignet sich aus unserer Sicht das Riesenrad deutlich besser.

 

Abendspaziergang

Kaum sind wir wieder auf dem Erdboden sammeln sich zahlreiche Touristen um die Skulptur Ali und Nino. Wir gesellen uns dazu und überlegen noch, warum hier alle warten. Und siehe da, die beiden metallischen Figuren bewegen sich wie von Geisterhand aufeinander zu, verschmelzen miteinander und trennen sich wieder. Eine schöne Symbolik für ihre Liebesgeschichte!

 

Ali und Nino im Dunkeln


Mit ♥ für euch geschrieben