Uglitsch

Sonntag, 12. Mai 2013
Wir verlassen unseren Parkplatz in Torzhok und sind kurz drauf auch schon wieder auf der M10, die wir zuvor für unseren Kurztrip zur Wolgaquelle verlassen haben. Heute wollen wir wieder zurück an die Wolga und in Uglitsch übernachten. 
Und so folgen wir der gut ausgebauten M10 bis nach Twer um dort dann links Richtung Kaschin abzubiegen. Laut Atlas liegen wieder gelbe Straßen vor uns, diesmal aber sind es keine Pisten. Ein wenig holprig und schlechter asphaltiert zwar schon, aber insgesamt lässt es sich gut fahren.
Zwischenziel heute ist Kaljasin, ein kleiner Ort direkt an der Wolga. Beim Bau des nahegelegenen Stausees wurde der ursprüngliche Ort überflutet. Übrig blieb der Glockenturm, der sich nun einsam aus dem Wasser erhebt. Irgendwie ein trauriges Denkmal.
Glockenturm von Kaljasin
Weiter geht es für uns dann nach Uglitsch, einer der kleinen altrussischen Städtchen am Goldenen Ring. Direkt beim Reinfahren in den Ort sieht man lauter Kirchen, mit in der Sonne funkelnden Kuppeln. Es sieht alles schön restauriert aus und so steuern wir auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz direkt das Wolgaufer an. Das Intourist Hotel Moskau liegt direkt am Wasser und hat auch einen großen Parkplatz hinter´m Haus. So ein Zimmer mit Balkon zur Wolga wäre aber auch nicht schlecht und so gehe ich mal zur Rezeption und frage nach. Ein Doppelzimmer soll 3000 Rubel kosten, also rund 75 Euro. Nicht wirklich günstig, aber bei der Lage auch nicht verwunderlich. Leider ist Ceddy kein wirklich kleiner Hund und so klappt´s doch nicht mit unserer Hotelübernachtung. Dafür dürfen wir aber kostenlos auf ihrem Parkplatz übernachten. Und so stellen wir uns schön an den Rand, damit Ceddy und wir direkt Gras unter den Füssen haben. Prima Parkplatz für uns. 
 
Als nächstes gehts dann los, einmal Stadtbesichtigung für mich während Jens und Ceddy am Wolgaufer es sich gemütlich machen. Die Uferpromenade ist schön, viel grün und der ein oder andere Biergarten lädt ein sich hinzusetzen.
 
Am Schiffsanleger liegen zwei große Flusskreuzfahrtschiffe, das erklärt auch warum uns am Kiosk eine Truppe Engländer begegnet ist. Auf dem Weg von Fähranleger zum Kreml liegt ein Park an dem sich ein Verkaufsstand an den anderen reiht, hier können die Passagiere auf ihrem Landgang sich direkt mit Souvenirs eindecken. 
Zwei große Wolgaschiffe liegen gerade am Anlieger, im Hintergrund links der Kreml und rechts das große Wasserkraftwerk über die Wolga.

 

Eigentlich wollten wir ja noch das Wodkamuseum uns angucken, praktischerweise liegt dieses auch direkt neben dem Touri-Park. Auf dem Hinweg zum Kreml hat es auch noch bis 18h geöffnet und somit haben wir noch gute zwei Stunden Zeit. Ausreichend um einmal den Kreml anzugucken, Ceddy ins Womo zu bringen und dann gemeinsam ins Museum zu gehen. Dachten wir zumindest. Auch meinem Rückweg gehe ich noch einmal am Museum vorbei und siehe da, die Tür ist geschlossen und sogar das Schild mit den Öffnungszeiten wurde auf 17h angepasst. Kreative Idee! 
Fotos vor und nach meinem Spaziergang

 

Und so gehen wir dann halt ohne Museumsbesuch zurück zu Indy und grillen gemütlich unser Schaschlik, welches Jens schon in Sankt Petersburg in einem 2 kg Eimer gekauft hat. Der Parkplatz ist also wirklich prima für uns. Und das Schaschlik natürlich lecker. Wie bei den Russen gibts darauf eine große Portion Zwiebeln und ordentlich Dill drüber.

 

Später gehen wir dann noch mal wieder zur Wolga und genießen ein kühles Bier zum Sonnenuntergang.

Malerische gute Nacht Grüße

Jujuc

 

Das Mäusemuseum in Myschkin

Montag, 13. Mai 2013

 

Unser heutiges Tagesziel ist Suzdal, ebenfalls ein altes Städtchen am Goldenen Ring. Vorher möchte ich aber gerne noch nach Myschkin, rund 40 km nördlich von Uglitsch gelegen. Der Name leitet sich ab von "Maus" (russisch = mysch) und so steht in dem Ort alles im Zeichen der Maus, unter Anderem gibt es ein Mäusemuseum welches ich mir angucken möchte. 

 

In Uglitsch überqueren wir die Wolga beim großen Wasserkraftwerk und folgen der Landstraße bis Myschkin. Ein kleiner niedlicher Ort direkt am Ufer der Wolga. 

 

 

Im Ort gibt es aber auch noch viele weitere Museen und so gucke ich mir als nächstes noch das historische Dorfmuseum mit einer Sammlung von Alltagsgegenständen, das Technikmuseum mit allerlei alten Fahrzeugen und das Salzstreuermuseum an. Alle befinden sich gegenüber vom Mäusemuseum und sind in einem Freilichtmuseum zusammengefasst.

Im Ort Myschkin gibt es keine Brücke über die Wolga, dafür aber eine Fähre. Abfahrts-zeiten laut Aushang ab Myschkin ab 6:00 immer zur vollen Stunde, von gegenüber ab 6:30 (dann immer um halb). Fahrzeuge zwischen 2 und 4 Tonnen kosten 330 Rubel für die Überfahrt. Wir werden schön auf der Transporter-Seite der Fähre eingewiesen und schon geht es rüber auf die andere Seite. Bei Herunterfahren von unserer Fähre geht es ein wenig holprig zu und so ist Fingerspitzengefühl angesagt.

 
Fotos von der Überfahrt

 

Nach der kurzen Überfahrt geht es dann weiter, erst nach Jaroslawl, dann nach Iwanovo, bis wir in Suszdal ankommen. Die Straßen waren insgesamt ganz passabel, lediglich die Ortsumfahrung von Iwanovo haben wir nicht gefunden und mussten somit einmal quer durch die Stadt. 

Früher waren die Kirchtürme am höchsten, jetzt sind es die zahlreichen Funkmasten.

 

Die Anzahl der Straßenhinweisschilder hat deutlich zugenommen. Links geht es nach Rybinsk, der nächsten größeren Stadt und rechts zum Museum. Zu welchem auch immer.

 

Vor uns wird schwer transportiert und das Auto aufgrund seiner Langsamkeit schnellstmöglich überholt. 

 

In Suzdal angekommen steuern wir direkt den Campingplatz an, der übrigens auch gut ausgeschildert ist. Kaum biegen wir in die kleine Straße zum Campingplatz und dem großen Touristkomplex ab, sehen wir auch schon dass da doch schon ein anderes Wohnmobil steht. Womi ist noch da! Vor ein paar Tagen hatten uns Anja und Stefan geschrieben, dass sie inzwischen auf Tour sind und gerade in Suzdal übernachten. Wir haben allerdings nicht damit gerechnet, dass die beiden noch da sind und sind somit freudig überrascht. 

 

Eingecheckt und bezahlt wird am Hotel, die Übernachtung kostet 500 Rubel für ein Wohnmobil und 150 Rubel pro Person. Registriert werden wir auch, allerdings diesmal gibt es keinen extra Zettel dafür sondern lediglich unsere Immigrationskarte wird auf der Rückseite abgestempelt. Ob das so seine Richtigkeit hat, wir werden es sehen. Ich hätte lieber wieder so einen extra Zettel gehabt. 

Zurück am Platz stellen wir uns schön in eine schattige Ecke. Ein Großteil des Platzes ist geschottert, leicht abschüssig ist es und ringsherum ist Wiese. Hervorragend für uns und Ceddy. Und Stromsäulen gibt es mehr als ausreichend (Strom ist inklusive) und WLAN auch, wenn auch nur recht langsam. Das Sanitärhaus ist tiptop, vielleicht ein wenig warm. Die Fussbodenheizung ist aber zumindest in der Dusche sehr angenehm. Der Platz ist wirklich empfehlenswert. 

Mit unseren Nachbarn tauschen wir natürlich erst mal Reiseerfahrungen aus. Die Beiden sind über das Baltikum angereist und haben sich Pskov und Moskau angeguckt und jetzt werden gemütlich die Städtchen am Goldenen Ring angeguckt. Weiter geht es dann nach Norden nach Karelien und über Murmansk zum Nordkap. Auch eine spannende Tour, die wir ja so ähnlich ursprünglich auch vor hatten. Nur aufgrund unserer frühen Reisezeit lieber mal verschoben haben, wenn die Seen wirklich eisfrei sind. Apropos Wetter, wir haben rund 25°C draußen und die Sonne scheint.

 

Wir schicken euch ein paar Sonnenstrahlen in die Heimat!!! 

 

Nachdem wir dann gekocht haben, aus dem Spinat sind zwar Möhren geworden, aber die waren auch sehr lecker, machen wir es uns mit unserem Nachbarn noch gemütlich bei einem Glas Wein bzw. kalten Bier. 

 

Gute Nacht aus Suzdal,

Jujuc


Ein Tag in Suzdal

Dienstag, 14. Mai 2013

 

Heute ist unser Ruhetag, d.h. wir bleiben heute einfach hier. Jens hat beruflich zu tun und so haben wir extra Suzdal als Ziel ausgesucht, damit ich mir ausgiebig den Ort angucken kann. Für Womi geht es heute weiter nach Kostroma, so verabschieden wir uns und sind gespannt, wann und wo wir uns wieder treffen. 

 

Jens macht es sich im Schatten mit Laptop, Handy und Headset vor Indy gemütlich und ich mache mich auf den Weg in den Ort. Auch heute ist es wieder sehr warm und so nehme ich mal lieber unser kleines Fahrrad für die Strecke.

Als Erstes gucke ich mir das Erlöser-Euthymios-Kloster an und danach den Kreml. Nachfolgend ein paar Fotos von meinem Ausflug. Die Kathedrale hat asymmetrisch angeordnete Kuppeln und rechts davor den Glockenturm. Um Punkt 12 gibt es ein kleines Glockenkonzert. Über zahlreiche Seilzüge werden die Glocken bedient und es hört sich sehr nett an (wüßte ich wie ich ein Video hochlade, könntet ihr das Glockenspiel hören - mal gucken, wann ich herausfinde wie das funktioniert).

 

Gegenüber des Klosters befindet sich die Sommerkirche der Gottesmutter von Smolensk, in der Sonne strahlend weiß und deren kleine Kuppeln mir besonders gut gefallen. 

 

 

 

Weiter geht es zum Kreml. Besonders faszinierend die Mariä-Geburt-Kathedrale mit ihren tiefblauen Kuppeln mit goldenen Sternchen. Nebenan gibt es noch eine alte Holzkirche, welche schon zum nahegelegenen Freilichtmuseum gehört.

 

Dank meines kleinen Fahrrads mache ich noch eine kleine Tour durch den Ort und besuche am gegenüberliegenden Flussufer diese kleine Kirche, die allerdings von innen noch nicht renoviert ist.

 

So viel erst mal von unserem Aufenthalt in Suzdal. Wirklich ein nettes Örtchen und vor allem mit einem sehr komfortablen Übernachtungsplatz! 

 

Liebe Grüße 

Jujuc

 

PS: Hier noch ein schickes Fahrzeug, welches heute Abend die neuangelegten Rasen-plätze gewässert hat.


Zurück an die Wolga - Nischni Novgorod

Mittwoch,15. Mai 2013

 

Heute geht es für uns weiter nach Nischni Novgorod, rund 300 km weiter gen Osten gelegen. Von Suzdal aus geht es zunächst nach Süden. In Wladimir kommen wir auf die M7 und von dort aus folgen dieser immer geradeaus bis wir direkt in Nischni Novgorod ankommen. Die M7 ist ganz gut ausgebaut, oft zweispurig, lediglich die Ortsdurchfahrten bremsen das schnelle Vorwärtskommen. Hier lässt es sich gut Kennzeichen „sammeln“, denn die M7 ist die West-Ost-Verbindung in Russland. Und somit sind hier doch recht viele LKWs unterwegs, die sich aber meistens recht gut überholen lassen. Lediglich in den Orten, wenn wir uns versuchen so gut wie es geht an das Tempolimit zu halten, werden wir wieder überholt. 

Bisher sind wir übrigens in keine Polizeikontrolle gekommen. Insgesamt fällt uns auf, dass deutlich weniger kontrolliert wird als letztes Jahr. Dafür gibt es bei größeren Städten aber Kameras und die LKWs werden immer mal wieder zur Gewichtskontrolle gebeten.

 

Die Temperaturen klettern weiter nach oben und so sind heute für Nischni Novgorod über 30°C angesagt. Nicht wirklich unsere bevorzugten Temperaturen, schon gar nicht von Ceddy. Dank Klimaanlage ist es bei diesem Wetter aber meist am Besten im Auto zu sitzen.

 

In Nischni Novgorod geht es zunächst einmal über die große Brücke über die Oka, die hier in die Wolga mündet. Wie überall in russischen Großstädten ist es voll auf der Straße und so stehen wir erst mal im Stau. Langsam geht es dann auch auf der Uferstraße weiter. Rechts von uns geht es steil hinauf, oben thront der alte Kreml von Nischni Novgorod.

 

Die Uferpromenade wird anscheinend gerade neu gebaut und so im Bereich der Unterstadt wenig von der Wolga zusehen. Parkplätze sind hier Mangelware und so folgen wir der Uferstraße weiter, die irgendwann dann auch den Blick über die Wolga frei gibt. Schon beeindruckend, welche Breite der Fluss inzwischen hat. Kaum zu glauben dass wir vor wenigen Tagen noch an einem kleinen Bach standen.

 

An der großen Tschkalow-Treppe, die hoch hinauf zum Kreml führt, gibt es einen kleinen Parkplatz. Allerdings in der prallen Sonne und bei inzwischen 33°C Außentemperatur entscheiden wir uns nicht hier zu bleiben, zudem wird die Treppe gerade saniert und ist gesperrt. Dann fahren wir doch lieber nach oben und stürzen uns in das Stadtgewusel, viele kleine Straßen, meistens Einbahnstraßen und so kreuzen wir durch die Stadt. Irgendwann finden wir zumindest einen Parkplatz am Straßenrand der im Schatten liegt und auch gar nicht allzu weit vom Kreml entfernt ist, so dass ich zu meiner Besichtigung aufbrechen kann.

 

Insgesamt ist mir aber doch zu warm für eine weitere Stadtbesichtigung und auch Jens und Ceddy möchte ich nicht länger warten lassen und so kehre ich zum Parkplatz zurück. Nachdem es ja hier oben keinen passenden Übernachtungsplatz gab, fahren wir wieder den Berg hinunter und zurück auf die andere Seite der Oka.

 

Ein Stückchen am Fluss entlang, liegt dann das Marins Park Hotel, einem prächtigen Betonklotz. Dort gibt es einen Parkplatz, der mal nicht direkt an der Hauptstraße und vor allem im Schatten liegt. Und so suchen wir uns schnell eine passende Ecke und natürlich dürfen wir nach kurzer Frage beim Parkplatzwachtmeister hier auch übernachten. 

 

Direkt vor uns liegt ein großer Platz, ringsherum sind Bänke und mitten drauf steht mal wieder eine der typischen Leninstatuen. Diese ist zwar relativ hoch, aber im Vergleich zum Hotelklotz und den weiteren Hochhäusern, wirkt sie irgendwie recht klein.

Unser Parkplatz in Nischni Novgorod, wir stehen unten in der ersten Reihe.

 

Auf der anderen Seite des Platzes befindet sich das Messegelände, welches aber nicht ansatzweise die Ausmaße einer Messe bei uns hat. Der rosaweiße Bau sieht sehr schön renoviert aus und momentan ist Baumesse. Da die Kasse schon geschlossen hat, darf ich einmal kostenlos über die Messe schlendern.

Das Messegebäude, im Hintergrund unser Parkhotel.

 

Auf der Messe gibt es alles, was man so zum Bauen benötigt: Baumaschinen, große Betonrohre, verschiedene Holzbalken, Fassaden- und Dachelemente, Garagentore, Spielplätze, Außenpools, Klimaanlagen, Heizkörper, Wassertanks und noch ganz viel mehr. 

 

Baumesse in Nischni Novgorod

Von der Messe aus gehe ich noch einmal rüber zur Oka, an deren Ufer unter Anderem ein paar Ausflugsboote angelegt haben. Nächste Abfahrt ist hier um 18h.  Allerdings sehen nicht mehr alle fahrbereit aus. 

 

 

Wieder Richtung Parkplatz unterwegs steht da am Straßenrand ein Wohnmobil, diesmal ein portugiesisches. David und Marilia sind auf dem Weg nach Japan. Auch ein interessantes Ziel für eine Reise mit dem Wohnmobil. Die Beiden, deren Homepage übersetzt so viel heißt wie „Die Sterne der Seidenstraße“ waren schon viel in der Welt unterwegs, immer alleine, und haben nun eine neue Herausforderung gesucht. Erst geht es bis nach Wladiwostok, von dort aus mit der Fähre nach Südkorea. Dort wollen sie ein paar Wochen bleiben und dann mit einer Fähre nach Japan übersetzen. Zurück in die Heimat geht es per Flugzeug bzw. das Wohnmobil per Containerschiff. Wer mehr darüber lesen möchte, hier die Homepage: www.estrelasnarotadaseda.com, der Google-Translator gibt zwar teilweise eine recht wirre Übersetzung aber wie David sagte „Besser als nichts“.

Im Keller des Hotels gibt es einen großen 24 Stunden Supermarkt und eine Filiale von Mirpizzi, so dass es für uns heute mal lecker Pizza gibt. Anstatt Oregano gibt’s hier den allseits beliebten frischen Dill oben drüber.

 

Nun hoffen wir noch, dass es sich ein wenig abkühlt. Nicht nur, dass uns immer noch sehr warm ist, kommen nun auch noch die Mücken. Bisher sind wir eigentlich ganz gut verschobt geblieben, aber die hohen Temperaturen haben wohl dazu geführt, dass die kleinen Biester zahlreich unterwegs sind. Also entweder mit Mückenschutzgitter keine frische Luft bekommen oder aber sich pieksen lassen. Was eine Perspektive für die Nacht!

 

Erschöpfte gute Nacht aus Nischni Novgorod!

 Jujuc 


Weiter geht es nach Kazan

Donnerstag, 16. Mai 2013

 

Nachdem wir irgendwann dann doch eingeschlafen sind, werden wir heute früh von der Sonne geweckt, die unseren Indy schon versucht zu grillen. Um gerade mal 7 Uhr haben wir schon kuschelige 22°C im Womo und so packen wir zusammen und machen uns auf den Weg nach Kazan. Schade, dass wir keinen besseren Platz in Nischni Novgorod gefunden haben. Hier hätte es noch zahlreiche Kirchen und Klöster zu entdecken gegeben. Auch ein kleines Automuseum der GAZ-Werke wäre zu besichtigen gewesen, aber bei den Temperaturen können wir Ceddy unmöglich alleine im Womo warten lassen. 

Und so sind wir kurz drauf wieder auf unserer M7 unterwegs, die uns geradewegs bis nach Kazan führt.

 

Größtenteils ist die Strecke gut, lediglich ab und zu mal wieder eine Baustelle. Gerade wenn es hügelig staut es sich, da die LKWs nicht so zügig hinauf kommen.  Dabei gehören die mit Backsteinen beladenen LKWs hier zu den Langsamsten. Es geht aber auch anders: auf einem Foto seht ihr mal die M7 mit tipptopp neuem Asphalt und einer sehr großzügigen Breite. Markierungen der Spuren werden völlig überbewertet, es geht auch ganz gut ohne. Ansonsten gibt es natürlich allerlei Mögliche am Straßenrand zu kaufen, heute ist mal Kleidung dran. 

 

Kurz vor Kazan gibt es mal wieder eine Gewichtskontrolle für die LKW. Bevor wir dann in die Stadt reinfahren, geht es noch einmal über die breite Wolga.

 

Unterwegs nach Kazan

Wir verlassen die M7 und fahren Richtung Stadt, bis zum Zentrum sind es dann bestimmt noch 20 km. Hier ist halt doch alles ein wenig größer und die Entfernungen sind doch immer weiter als gedacht.

 

Die mehrspurige Einfallstraße lässt sich aber gut fahren, zumindest bis wir dann kurz vor’m Kreml in einer Großbaustelle landen. Im Vergleich zum letzten Jahr ist auch die Straßenführung anders und an einer Ecke steht ein neues Stadion. Die Straße am Kreml entlang, an der unser netter Parkplatz vom letzten Mal liegt, gibt es nicht mehr. Hier ist alles aufgerissen und es wird gebaut. Und so landen wir prompt erst mal auf der nächsten Brücke, ebenfalls Baustelle. Also einen eleganten U-Turn und wir starten einen neuen Versuch.

Irgendwie wurschteln wir uns so durch den Straßenverkehr. Nicht nur am Kreml ist die Baustelle, auch sind gefüllt sonst die Hälfte aller Straßen aufgerissen. Dazu kommt noch, dass bestimmt auch die Hälfte Einbahnstraßen sind. Und so geht es einmal im weiten Bogen um den Kreml herum und siehe da, auf der anderen Seite gibt es doch noch den Parkplatz. Zwar dank der Baustelle nicht mehr so ganz großzügig, aber wir haben Glück und bekommen einen der abgesperrten Plätze in der ersten Reihe. Scheinbar für spezial guests gedacht, oder vielleicht sind die beiden Parkplatzwächter auch einfach nur neugierig und so haben sie den besten Blick auf uns. Wir freuen uns, dass wir hier für eine Nacht stehen dürfen.

 

Auf der einen Seite des Platzes steht das imposante Regierungsgebäude der Republik Tatarstan, auf der anderen Seite erhebt sich oben der Kreml und nebenan steht noch eine kleine Kirche mit blauem Dach und goldenen Kuppeln. Ein besseres Stadtpanorama ringsherum gibt’s kaum. Na gut, vor uns haben wir auch noch Ausblick auf die Großbaustelle, aber das macht ja nichts. Dahinter der Fluss Kasanka, den wir allerdings von hier unten nicht sehen.

 

Wir haben übrigens immer noch über 30°C draußen und so mal wieder nicht ansatzweise Temperaturen um gemeinsam die Stadt zu erkunden. Und so mache ich mich alleine auf den Weg zum Kreml während Jens und Ceddy am Womo bleiben.

 

Tatarstan ist eine multikulturelle Republik und so sind hier zahlreiche Glaubensricht-ungen vertreten. Das Besondere an dem Kreml mit seiner weißen Mauer ist, dass sowohl eine russisch-orthodoxe Kirche als auch eine Moschee auf seinem Gelände steht.

 

Zunächst geht es aber erst einmal zu der kleinen Kirche Pjatnitckaya Cerkov nebenan auf dem Hügel. Im Inneren befinden sich zahlreiche Ikonen, die mir die ältere Dame, die mir meine Kerze verkauft hat, auch gerne alle ausführlich erklärt. Leider verstehe ich nicht ansatzweise etwas, aber ihr macht das scheinbar nichts aus und so nicke ich immer wieder interessiert. Bei der Ikone, bei der ich immerhin das Wort Familie verstanden habe, stelle ich meine Kerze auf. Aus Sicht meiner Begleiterin eine gute Wahl. Ich fand den kleinen Rundgang trotz meines Nichtverstehens sehr nett.

 

Kirche Pjatnitckaya Cerkov

Als Nächstes geht es dann steil den Berg hinauf zum Kreml. Letztes Jahr waren wir ja erst im Dunkeln hier und so bin ich mal gespannt, wie es nun tagsüber aussieht.

 

Vor dem Eingang des Kremls steht Tatarstans Nationalheld Musa Dschalil. Imposant. In den Blumenrabatten sind übrigens immer freie Gänge, zunächst dachte ich ja dass es einfacher zum gießen ist. Aber anscheinend werden diese genutzt, um sich gegenseitig am malerischsten vor den verschiedenen Gebäuden zu fotografieren.

 

Weiter geht es zur Kul-Scharif-Moschee, der größten Moschee in Russland und somit das Zentrum des Islams in diesem Land. Für 30 Rubel klettere ich eine sehr steile Treppe (oder ist das eher schon eine Leiter) auf einen der Befestigungstürme des Kremls. Von oben hat man einen schönen Blick über den Kreml und die Stadt. 

 

Nicht nur von außen sondern auch von innen ist der Bau wirklich imposant. Am Eingang gibt es Tücher, für diejenigen die kein eigenes dabei haben (gibt’s übrigens auch meistens in den russisch-orthodoxen Kirchen). Außerdem gibt es dann noch blaue Plastiküberzieher für die Schuhe (kosten 3 Rubel, also 7 Eurocent), die auch für russische High Heels geeignet sind. 

 

Für Touristen gibt es in der Moschee ganz oben einen kleinen Balkon, auf dem gerade eine russische Reisegruppe den Ausführungen ihrer Reiseleiterin lauscht. Das Einzige was ich verstehe ist, dass es besondere Fenster sind. Durch die bunten Glasfenster fällt wirkich ein tolles, leuchtendes Licht ins Innere. Im Eingangsbereich steht übrigens ein kleines Modell der Moschee, welches ein begehrtes Fotomotiv ist.

 

An der Moschee vorbei kommt man zur Mariä-Verkündungskathedrale und zum Sjujumbeki-Turm, eines der Wahrzeichen der Stadt. Der Turm ist übrigens nicht nur auf dem Foto leicht schief, sondern genau wie beim Schiefen Turm von Pisa gab der Boden hier ein wenig nach.

 

Zurück am Platz bleibe ich bei Ceddy und Jens dreht eine Runde. Vor uns parkt ein schwarzer SUV, natürlich mit verdunkelten Scheiben hinten, bestimmt ein very spezial guest. Plötzlich startet der Motor und ich bin doch sehr irritiert, denn weder habe ich jemanden kommen sehen, geschweige denn sitzt irgendjemand drin. Was die Russen so alles können, per Zeitschaltuhr oder Fernsteuerung schon mal den Motor anmachen.

 

Nach rund einer Viertelstunde kommt dann auch der Besitzer, schick im Anzug gekleidet und die Aktentasche unter den Arm geklemmt, steigt in sein vermutlich nun schön gekühltes Fahrzeug und macht sich auf den Weg in den Feierabend. 

Wir stehen wirklich klasse direkt unterhalb des Kremls, der kleinen Kirche und um die Ecke der Regierungspalast. Auf Nachfrage beim Parkplatzwächter dürfen wir sogar Stühle und Tisch rausstellen und grillen unseren Schaschlik vor Kremlpanorama.

 

Später kommt eine kleine Parkplatzputzmaschine vorbei (so ein Modell gab’s übrigens auch auf der Baumesse in Nischni Novgorod), die den Staub aber mehr verteilt. Die noch parkenden Fahrzeuge werden somit schön von einer Staubschicht bedeckt.

 

Unser Übernachtungsplatz in Kazan

Es wird Abend und die Mücken kommen, zahlreich aber nicht so blutsüchtig wie in Nischni Novgorod. Und auch die Erlösung naht, ein ordentlicher Regenguss mit Gewitter zieht auf. Wir freuen uns! Doch kurz drauf biegt es ab und mehr als vereinzelte Regentropfen kommen bei uns nicht an.

 

Gute Nacht und lieben Gruss aus Kazan, 

Jujuc


Mit ♥ für euch geschrieben